In der Autobranche ist der Elektromotor der grosse Trend, bei den Trottinetts hat sich dank E-Motor gar eine ganz neue Branche entwickelt. Langsam aber sicher greift das Stromfieber auch auf die Motorräder über. Spätestens seit auch Harley Davidson letztes Jahr ein Elektro-Motorrad Ende 2019 auf den Markt gebracht hat, ist der Bann gebrochen.
Für die tägliche Mobilität macht Elektro doppelt Sinn: Weil die Strecken nicht allzu lang sind und weil in bewohnten Gebieten die flüsterleisen E-Motoren besonders geschätzt werden. So gibts denn auch bereits einige Elektro-Roller im Vespa-Design zu kaufen. Die sind aber meist recht schwerfällig, weil es halt einfach Motor-Roller mit schwerer Batterie sind.
Einen anderen Weg geht der Sur-Ron von Swizz-e: Hier wurde von Grund auf ein Elektro-Gefährt konzipiert – und zwar für Alltag und Spass. Der Elektrospezialist aus Tuggen SZ importiert die Elektro-Töffs und gibt Ihnen ein «Swiss Finish». So werden diverse Plastikteile durch präzisionsgefräste Metallteile ausgetauscht. Etwa der Motorschutz. Zudem wird der Sur-Ron so umgerüstet, dass er in der Schweiz eine Strassenzulassung hat.
Bis 45 km/h schnell, 70 Kilometer Reichweite
Optisch ist der Stromer ein Mix aus Motocross-Motorrad und Downhill-Bike. Mit 47 Kilogramm Leergewicht ist der Roller ein Leichtgewicht. Der Motor leistet 2,05 kW und maximal 200 Newtonmeter, im Strassenverkehr ist das Tempo auf 45 Stundenkilometer beschränkt. Mit einer Akkuladung kommt man rund 70 Kilometer weiter, danach muss die herausnehmbare Batterie drei Stunden geladen werden.
Fahren darf man den Swizz-e Sur-Ron in der Schweiz ab 16 Jahren mit dem Führerschein Kategorie A1. Wer die Autoprüfung vor 2005 gemacht hat, hat diese Kategorie schon inklusive – das ist im Führerschein so eingetragen. Alle anderen müssen noch einen praktischen Fahrkurs besuchen.
Das Bike sieht ja recht wuchtig aus mit dem Gelände-Look und den Noppen-Reifen, ein braver Roller ist das auf keinen Fall. Wer allerdings damit auf normalen Strassen unterwegs ist, wird vom grossen Komfort überrascht.
Experten haben auch Spass im Gelände
Die individuell einstellbare Federung bügelt alle Unebenheiten aus, trotz geringem Gewicht ist man auch als Anfänger stabil unterwegs und kann die tolle Beschleunigung geniessen. Die Scheibenbremsen, die eher aus dem Mountain-Bike-Bereich kommen, packen genug stark zu.
Man kann sich also gut vorstellen, mit dem Sur-Ron bequem zur Arbeit zu cruisen. Für Einsteiger hilfreich ist der gemütliche Eco-Modus und der grosse Seitenspiegel.
Doch die Sur-Ron sieht nicht nur geländegängig aus, sondern ist das auch. Schon auf der unbefestigten Strasse spielt er seine Stärken aus. Auch hier ist die Stabilität wieder gross und die Federung verrichtet ganze Arbeit.
Was das Elektro-Motorrad sonst noch drauf hat, hat uns Franco Betschart gezeigt. Er ist Schweizermeister in der Swiss MX 2 Rennserie. Er jagt also sonst Motocross-Töffs über die Piste. Auf einem kleinen Track zeigt er, was in der Sur-Ron steckt (siehe auch Video). Er springt über die Schanzen, rast durch die Kurven und lässt den Dreck spritzen.
Natürlich ist das Elektro-Bike kein 250er-Motorrad, aber trotzdem macht es Spass. «Und vor allem kann man damit überall trainieren, ohne dass gleich die Nachbarn wegen des Lärms kommen», sagt Franco Betschart. Übrigens: Abseits der Strasse auf Privatgelände kann man im Sportmodus mehr Power freischalten und ist bis 75 Stundenkilometer schnell.
Das BLICK-Testfazit: Mit 5500 Franken im Shop von Swizz-e ist der Sur-Ron ähnlich teuer wie ein Elektro-Roller. Der grosse Unterschied: Er fährt sich zwar mindestens genauso komfortabel, macht aber deutlich mehr Spass. Dank wenig Gewicht und guter Federung ist man zackig unterwegs – und trotzdem bequem. Der Sur-Ron ist insgesamt eine Alternative zum Töffli, zum 50er-Roller, vielleicht sogar zum 125er-Motorrad, aber natürlich auch zu einem teureren E-Bike.