An dieser kinderleichten Fangfrage scheiterte die hochgelobte künstliche Intelligenz von ChatGPT bisher.
Frage:
Ein Auto braucht von Zürich nach Bern 1,5 Stunden. Wie lange brauchen zwei Autos?
Antwort ChatGPT Version 3.5 (bisher):
Wenn ein Auto 1,5 Stunden braucht, um von Zürich nach Bern zu fahren, dann können wir die Zeit berechnen, die zwei Autos benötigen, indem wir die Zeit des einen Autos durch die Anzahl der Autos teilen. Also: Zeit für zwei Autos = Zeit für ein Auto / Anzahl der Autos. Zeit für zwei Autos = 1,5 Stunden / 2 = 0,75 Stunden. Daher brauchen zwei Autos 0,75 Stunden oder 45 Minuten, um von Zürich nach Bern zu fahren.
Antwort ChatGPT Version 4 (neu):
Die Zeit, die zwei Autos für die Strecke von Zürich nach Bern benötigen, ist dieselbe wie für ein Auto, solange sie dieselbe Geschwindigkeit beibehalten und es keine Verkehrsbehinderungen gibt. Wenn ein Auto 1,5 Stunden für die Strecke benötigt, benötigen auch zwei Autos jeweils 1,5 Stunden. Die Anzahl der Autos ändert die benötigte Zeit für die Fahrt nicht.
Bravo! Natürlich sind zwei Autos genauso schnell wie eines – und nicht doppelt so schnell.
Am Dienstagabend hat die US-Firma OpenAI ihren stark verbesserten Chatbot der Version 4 lanciert. Abgesehen von unserer kleinen Autofrage ist es noch zu früh für eine fundierte Analyse. OpenAI schreibt aber im Firmenblog: «Der GPT-4 kann schwierige Probleme dank seines breiteren Allgemeinwissens und seiner Problemlösungsfähigkeiten mit grösserer Genauigkeit lösen.»
Neue KI kann sogar schweizerdeutsche Zungenbrecher
Zudem übertreffe GPT-4 den Vorgänger in erweiterten Denkfähigkeiten. Dies sei vor allem einem grösseren Datensatz und mehr Rechenleistung zu verdanken.
Nach einer 6-monatigen Entwicklung sei die Wahrscheinlichkeit 82 Prozent geringer, dass der Chatbot in seinen Antworten unzulässigen Inhalt präsentiert. Die Wahrscheinlichkeit, dass sachliche Antworten gegeben werden, sei um 40 Prozent erhöht worden.
Bereits würden verschiedene Firmen daran arbeiten, GPT-4 in ihre Produkte zu integrieren. So wolle die Bank Morgan Stanley mit GPT-4 ihre Datenbanken besser organisieren. Die Sprach-App Duolingo will Konversationen mit Usern verbessern. Und die US-Bezahl-App Stripe will mit der künstlichen Intelligenz Betrug bekämpfen.
Künftig soll die KI auch Inhalte von Bildern analysieren und verarbeiten können. So soll GPT-4 anhand eines Fotos vom Innern eines Kühlschrankes die Lebensmittel erkennen können – und ein Rezept liefern, was man daraus kochen könnte.
Funfact: GPT-4 kann sogar neue schweizerdeutsche Zungenbrecher generieren, wie ein Test von Twitter-User und AI-Profi Kevin Schawinski zeigt (siehe Tweet):
20 Dollar pro Monat – oder gratis bei Bing
Einen Wermutstropfen aber hat die neue Chatbot-Version: Im Gegensatz zum Vorgänger ist GPT-4 vorerst Plus-Abonnenten vorbehalten. Zum stolzen Preis von rund 20 Dollar pro Monat – jedenfalls auf der offiziellen GPT-Seite.
Überraschende News gibts hingegen von Microsoft, jenem Konzern, der mehrere Milliarden in OpenAI investiert hat. Der Windows-Konzern verkündete, dass die Suchmaschine Bing bereits seit fünf Wochen mit einer Vorabversion von GPT-4 läuft – jedenfalls bei jenen Usern, die einen Zugang zum Testlauf erhalten haben.