Auf einen Blick
- KI-Bot verweigert Namen David Mayer – Internet explodiert
- Verschwörungstheorien spriessen, bis OpenAI Fehler zugibt
- Mehrere Namen lassen ChatGPT abstürzen – Ursache unklar
Seit letzter Woche kennt die Welt David Mayer. Er dominierte die sozialen Medien, und bei Google suchten mehr Menschen nach ihm als nach Albert Einstein – zumindest kurzzeitig. Warum? David Mayer erlangte Berühmtheit, weil der Chatbot von OpenAI ihn ignorierte. Fragte man ChatGPT nach ihm, brach der Dienst zusammen oder verweigerte eine Antwort.
Dieses Kuriosum beflügelte die Fantasie: Viele Nutzer versuchten vergeblich, den Chatbot dazu zu bringen, den Namen David Mayer zu nennen. Im Internet kursierten wilde Theorien über Mayer und dazu, und warum ChatGPT ihn nicht erwähnen wollte. Einige glaubten, dass mit David Mayer (46), der jüngste Sprössling der Bankiersfamilie Rothschild gemeint sein könnte, der regelmässig Ziel von antisemitischen Verschwörungstheorien ist.
Das sagt der echte David Mayer
Hatte er seinen Namen sperren lassen? «Nein, ich habe nicht darum gebeten, meinen Namen zu entfernen. Ich hatte nie Kontakt mit ChatGPT. Leider treiben Verschwörungstheorien das Ganze an», sagte David Mayer dem «Guardian».
Eine weitere Theorie, die kursiert, ist laut der Zeitung ebenfalls falsch. Sie besagt, der Name stehe im Zusammenhang mit einem verstorbenen Professor David Mayer, der auf einer US-Sicherheitsliste landete, weil sein Name mit dem Alias eines tschetschenischen Militanten übereinstimmte.
OpenAI erklärt den «Systemfehler»
Nach all der Aufregung schaltete sich OpenAI ein. Ein «Systemfehler» habe den Vorfall verursacht, erklärte die Firma. «Eines unserer Tools markierte diesen Namen fälschlicherweise und verhinderte seine Nennung, was nicht hätte passieren sollen», sagte ein Sprecher. Inzwischen nennt der Chatbot David Mayer problemlos.
David Mayer ist nicht der einzige Name, der bei ChatGPT ins Leere führte. Ein Nutzer auf reddit.com berichtet, dass der Chatbot auch bei Brian Hood, Jonathan Turley, Jonathan Zittrain, David Faber und Guido Scorza abstürzt. Diese Angaben haben sich bestätigt, als Blick sie überprüfte. Die Genannten sind ein Musikproduzent, ein Anwalt, ein Rechtsprofessor, ein Journalist und ein Autor.
Die Nutzerinnen und Nutzer sind indes mit der offiziellen Begründung von OpenAI in dem Fall merklich unzufrieden. Ein User kommentierte: «Diese Systemstörung ist die moderne Variante des Wetterballons.» Mit der Aussage spielt der Nutzer auf die frühere Praxis des US-Militärs an, unidentifizierte Flugobjekte als Wetterballons zu deklarieren.
Die tatsächliche Antwort könnte laut dem «Guardian» bei einem EU-Gesetz liegen. Die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) gewährt ein Recht auf Vergessen, das Personen erlaubt, Informationen über sich aus dem Internet löschen zu lassen. OpenAI wollte sich gegenüber der Zeitung nicht äussern, ob hier eine Verbindung besteht.