Im Konkurrenzkampf bei Künstlicher Intelligenz macht Google Tempo und senkt die Preise. Der Konzern öffnete am Mittwoch auf mehreren Ebenen den Zugriff auf seine neueste KI-Technik für externe Entwickler, damit diese auf Basis der neuen Technologie konkret Programme schreiben können. Entgegen ersten Ankündigungen sind auch Europa und die Schweiz dabei.
Laut Google wird nun auch der Chatbot Bard mit Gemini unterstützt. Wer einen privaten Google-Account hat, kann Bard hier ausprobieren.
Eine Woche zuvor hatte der Konzern überraschend das Modell mit dem Namen Gemini vorgestellt. Es soll nicht nur schneller sein als das Modell GPT-4 des Microsoft-Partners OpenAI, sondern auch deutlich vielseitiger. Gemini kann nicht nur in einem Chatbot Texte generieren, sondern auch bestimmte Probleme lösen und situationsabhängige Entscheidungen treffen. Dabei kann es auch Informationen aus Fotos und Videos aufnehmen.
Kleinere Anwendungen bauen
Schneller als erwartet gibt Google nun externen Entwicklern die Möglichkeit, selbst eigene Anwendungen zu schreiben, die auf Gemini aufsetzen. Das betrifft zum einen die Entwicklungsumgebung Google AI Studio, mit der kleinere KI-Anwendungen gebaut werden können. Als Beispiel demonstrierte Google die Programmierung einer App für Immobilienmakler, die auf Basis einer Videoaufnahme einer Führung durch ein Haus eine ausführliche Beschreibung des Wohnobjektes schreiben kann. Demonstriert wurden ausserdem Gemini-Anwendungen in Vertex AI, einem KI-Service aus der Google Cloud für Unternehmen, sowie in Duet AI, einer KI-Lösung für die Office-Anwendungen von Google.
Der Internet-Konzern verlässt sich im Wettlauf gegen Microsoft und OpenAI aber nicht nur auf die Leistungsfähigkeit der Gemini-Technologie, sondern startete am Mittwoch auch einen Preiswettkampf. Thomas Kurian, der Chef von Google Cloud, kündigte eine umfassende Preissenkung an. Die Technik kann bis zu einem Limit, das für viele Anwendungen ausreiche, kostenlos genutzt werden. Für die Unternehmenslösung Vertex AI würden nach einer kostenlosen Probephase die Gebühren für Eingaben auf 25 Prozent der ursprünglichen Preise gesenkt (0,00025 US-Dollar pro 1000 Buchstaben oder 0,0025 US-Dollar pro Bild). Bei den Textausgaben werde man den Preis auf 0,0005 Dollar pro 1000 Zeichen halbieren.
Internet-Pionier im Hintertreffen
Google galt lange als führend bei Künstlicher Intelligenz. Doch dann geriet der Internet-Pionier ins Hintertreffen. Vor einem Jahr setzte sich das Start-up OpenAI mit der Veröffentlichung seines Chatbots ChatGPT überraschend an die Spitze. Die Software sorgte für viel Aufsehen, weil sie Sätze wie ein Mensch bilden kann.
Sie wird mit gewaltigen Datenmengen trainiert und schätzt Wort für Wort ab, wie ein Satz weitergehen könnte. Das bringt allerdings das Risiko mit sich, dass sie völlig falsche Informationen ausgeben kann. Derzeit arbeiten alle grossen KI-Player daran, ihren Systemen mehr Faktengenauigkeit beizubringen. (AWP/bö)