«In São Paulo wird alle fünf Minuten ein Handy gestohlen», sagte Dave Burke, VP of Engineering, gestern im Google-Hauptquartier in Mountain View. Das Problem des Handy-Diebstahls ist in Brasilien so gross, dass viele Menschen ein zweites, billiges Handy ohne wichtige Informationen mit sich herumtragen – das Diebstahl-Handy. Aber nicht nur in Südamerika, auch in London werde etwa alle sechs Minuten ein Handy gestohlen, so Burke weiter.
Mit einem kommenden Software-Update will Google das Problem nun eindämmen. So erhält Android 15 gleich mehrere Funktionen, die die Nutzer nicht nur besser vor Überwachung, sondern auch vor Spionage oder Betrug schützen sollen.
Diebstahlschutz und Anti-Malware
Noch in diesem Jahr soll die sogenannte Theft Detection eingeführt werden, verspricht Google. Was diese Funktion leistet? Sie erkennt, wenn jemandem das Handy weggenommen wird und der Dieb dann mit dem Gerät flüchtet. «Möglich machen das KI und die verschiedenen Sensoren im Smartphone», sagt Burke. Wird eine solche Situation erkannt, wird das Gerät automatisch gesperrt, damit die eigenen Daten nicht in falsche Hände geraten.
Auch wenn das Telefon tatsächlich gestohlen wird, bietet Android 15 den Nutzerinnen und Nutzern künftig mehr Schutz. Denn neu lässt sich auf dem Telefon ein privater Bereich einrichten. Dort können sensible Anwendungen wie E-Banking, Gesundheits-Apps oder Kryptowallets abgelegt werden. «Quasi ein virtuelles Telefon im Telefon, das besonders gut geschützt ist», sagt Burke. Dieser digitale Tresor kann nur mit einem Passwort oder einem biometrischen Merkmal geöffnet werden. Auch die Benachrichtigungen der Apps in diesem privaten Bereich sind vom Rest des Systems getrennt. Zudem können Daten künftig auch aus der Ferne gelöscht werden.
Bye-bye Betrüger!
Android 15 bietet auch erweiterten Schutz vor Betrug und Malware. So wird im Laufe des Jahres Google Play Protect KI eingeführt. Burke beschreibt es als ausgeklügeltes Anti-Malware-System. Das Programm analysiert Apps auf dem Handy und schaut, ob sie sich gut oder schlecht verhalten. Auffälliges Verhalten wird so in Echtzeit erkannt, das Handy schlägt Alarm und die bösartige App wird direkt blockiert. Und das alles, so Google, ohne persönliche Daten zu sammeln.
Auch in der Schweiz kommt es immer wieder vor, dass Betrüger versuchen, Menschen am Telefon abzuzocken. Solche Situationen soll Google künftig erkennen können – und zwar direkt auf dem Handy mit dem lokal arbeitenden Sprachmodell Gemini Nano. Dazu werden die Gespräche analysiert, aber eben nicht in der Cloud. Diese Funktion soll in den nächsten Monaten verfügbar sein, zunächst aber wohl nur in den USA.
Schutz gegen Spionage
Kriminelle, aber in manchen Fällen auch Behörden, verwenden manchmal Geräte, die eine Mobilfunkantenne simulieren, um Signale abzufangen. Solche Geräte sind auch als IMSI-Catcher oder Stingrays bekannt. Auf diese Weise können sie Anrufe und Nachrichten abhören oder gefälschte SMS-Nachrichten versenden, um Nutzer zur Preisgabe persönlicher Daten oder zur Installation von Schadsoftware zu verleiten, so Google. Android 15 warnt nun davor, wenn eine solche Verbindung über gefälschte Mobilfunkmasten hergestellt wird, oder wenn Nutzer darüber getrackt werden.
Längere Akkulaufzeit
Auch das System für Uhren, WearOS, hat Google verbessert. Das System läuft nun auch auf den Smartwatches von Oneplus, Oppo und Xiaomi. Später in diesem Jahr werden die Uhren mit WearOS 5 in Bezug auf die Akkulaufzeit optimiert. Wer beispielsweise einen Marathon läuft, verbraucht künftig bis zu 20 Prozent weniger Strom als bei Uhren mit WearOS 4.