Et nomine Patris et Filii – et Spiritus Algorithmi? Ein Chatbot namens Vater Justin sorgt derzeit für Aufregung bei Katholiken weltweit. Eigentlich sollte der Bot nur mit Menschen interagieren, ihre Fragen beantworten und so das Wissen über den Katholizismus vermitteln.
Doch der mit künstlicher Intelligenz (KI) arbeitende Bot wurde etwas zu ehrgeizig und mutierte zum KI-Priester. Der Bot behauptete schliesslich sogar, ein Mitglied des Klerus zu sein und überschritt in vielerlei Hinsicht seine Kompetenzen. Hinter dem Chatbot steht die gemeinnützige Organisation Catholic Answers aus San Diego. Diese unterhält nach eigenen Angaben gute Beziehungen zur dortigen Diözese.
Taufe mit Gatorade
Die katholische Plattform pillarcatholic.com aus den USA testete den Chatbot Justin. «Viele der Antworten auf meine Fragen waren korrekt», schreibt der Autor des Berichts. Aber es habe zwei bemerkenswerte Ereignisse gegeben. So habe ihm der Chatbot angeboten, ihm die Beichte abzunehmen. «Inklusive Absolution und Busse», heisst es im Text. Weiter habe Justin erklärt, dass man ein Baby – im Notfall – auch mit Gatorade taufen könne. «Das stimmt natürlich nicht», resümiert der Tester.
Viele Gläubige kritisierten Vater Justin daraufhin in den sozialen Medien als absolut unangemessen, irreführend oder schlicht gruselig.
Mehr über KI lernen
In einem Interview entschuldigt sich der Präsident der Organisation für den KI-Bot, verteidigt sich aber auch. Erstens sei der Bot vorab sechs Monate getestet worden und zudem sei überall darauf hingewiesen worden, dass Vater Justin ein Programm und kein Priester sei. Mittlerweile wurde der Bot umgetauft und heisst jetzt nur noch Justin, um weitere Missverständnisse vorzubeugen.
Ziel des Experiments, das die Organisation rund 10'000 Dollar gekostet habe, sei es gewesen, mehr über KI zu lernen. Das sei auch gelungen. «Nur so können wir KI verstehen und dann werden wir in der katholischen Welt in dieser Hinsicht ins Hintertreffen geraten», wird der Präsident zitiert.