«Ich wurde in den Alkohol reingeboren», sagt Daniel Kolb (58), der in Zürich geboren ist. Er musste schon früh erleben, was Alkohol mit Menschen anrichten kann. Sein Vater war gewalttätig und trank viel, seine Mutter trank auch.
Daniel Kolbs Alkoholkonsum fing schon früh an. «Ich erinnere mich, wie ich mit vier Jahren das Bier meines Vaters ausgetrunken habe.» So richtig begonnen hat sein Trinken aber in der Oberstufe, und von da an sei es immer heftiger geworden. Bis hin zu einer Alkoholvergiftung, als Kolb 21 Jahre alt war. «Der Arzt sagte mir damals: «Wenn du noch ein Jahr so weiter machst, wirst du sterben.» Danach war ich eine Zeit abstinent», erinnert er sich. Als Kolb 27 war, heiratete er.
«Ich spielte meine Sucht runter»
Doch viele prägende Erlebnisse führten dazu, dass Daniel Kolb wieder mit dem Trinken begann. Er ist Zeuge von einem Verkehrsunfall sowie Mord geworden. Als dann auch seine Ehe in die Brüche ging, wurde sein Alkoholkonsum immer heftiger. «Unter der Woche habe ich 5-6 Liter Bier pro Tag getrunken, am Wochenende sogar bis zu 10 Liter.» Kolb verlor seinen Job und rutschte immer tiefer in die Abhängigkeit. Damals wollte er sein Problem nicht wahrhaben. «Ich spielte meine Sucht runter», sagt er. Da hat Kolb einen Hund namens Basti gekauft, der ihn über viele Jahre begleiten sollte.
Nachdem er betrunken in einen Konflikt mit der Polizei geraten war, wurde Kolb in eine Entzugsklinik gesteckt. Allerdings konnte er sich nicht auf die Behandlung einlassen und wurde rückfällig.
«Ich dachte mir: Will ich so enden wie mein Vater?»
Erst als sein Vater an einer Leberzirrhose und Lungenkrebs starb, fand Kolb den Willen und die Kraft, sich vom Alkohol zu lösen. Damals fragte er sich: «Will ich auch so enden wie mein Vater?» Da die Antwort für ihn klar war, begab er sich freiwillig für drei Monate in eine Entzugstherapie. Im Anschluss setzte er sich selber ein Ziel, das in Griffnähe stand: Für fünf Jahre nicht trinken. «Ich wusste, dass es möglich war», sagt er. Und tatsächlich: Trotz eines Rückfalls konnte sich Kolb wieder aufrappeln und liess das Trinken sein. «Und das von heute auf morgen», fügt Kolb hinzu.
«Seither setze ich mir alle fünf Jahre das Ziel, weitere fünf Jahre keinen Alkohol zu trinken», erklärt er. Mit diesem schrittweisen Ziel falle es Kolb leichter, seiner Sucht nicht nachzugeben.
Heute ist Daniel Kolb schon seit über 14 Jahren trocken. Er lebt als IV-Rentner mit seinem Hund Chiqui in Embrach im Kanton Zürich. Seine Erkenntnis: «Das Wichtige ist wirklich, sich selber das Problem einzugestehen. Zwänge von aussen halten nicht lange. Der Wille ist sehr wichtig. Man muss es von sich aus wollen.»