Als ich früher im Theaterbereich mit Jugendlichen aktiv war, fiel mir auf, dass gerade die schwierigsten Jugendlichen auf der Bühne sehr spannend sein können. Dies brachte mich auf den Gedanken, dass es im Gefängnis bestimmt auch viele gute Schauspieler gibt. Vor 12 Jahren fragte ich dann im Gefängnis Lenzburg an, ob ich dort eine Theaterproduktion ausprobieren dürfe, und erhielt eine Zusage.
Das Projekt war ein Erfolg: Jede Aufführung war ausverkauft. Gemeinsam mit anderen Theaterprofis gründete ich dann einen gemeinnützigen Verein. Inzwischen realisieren wir Theaterprojekte in Gefängnissen der ganzen Schweiz. Wir führen jeweils ein Casting mit interessierten Insassen durch, um zu sehen, wer für ein Theaterstück geeignet ist. Die Auswahl besprechen wir dann mit der Gefängnisdirektion, die schliesslich entscheidet, wer teilnehmen darf. Mit etwa sieben Insassen starten wir dann das Projekt.
In unserer Serie «Wir sind Blick» stellen wir dir jeden Samstag eine spannende Persönlichkeit aus der Blick-Community vor. Wir sind überzeugt, dass jede Leserin und jeder Leser eine interessante Geschichte zu erzählen hat.
Hast auch du eine spezielle Geschichte, ein besonderes Talent, eine einzigartige Sammlung oder sonst etwas Spannendes, das du mit der Community teilen willst? Dann melde dich via Mail an community@blick.ch!
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Für jede Probe wird mein Team, ähnlich wie an einem Flughafen, kontrolliert. Die meisten Proberäume sind mit Video- und Audioüberwachung ausgestattet. Es kam jedoch noch nie zu einem Zwischenfall uns gegenüber – höchstens bei den Gefangenen untereinander. Im Gefängnis sind die Menschen Einzelkämpfer, was eine Herausforderung für das Theater darstellt, das auf Teamarbeit basiert. Im Endeffekt sind es aber ganz normale Theaterproben. Der einzige Unterschied ist, dass wir keine Scheren, Messer oder ähnliche Gegenstände verwenden dürfen.
Wir erhalten viele positive Rückmeldungen vom Publikum. Viele Zuschauer sagen, sie hätten sich die Gefangenen ganz anders vorgestellt und nicht gedacht, dass sie so viel leisten können. Auch die Gefangenen schätzen diesen Ausgleich zum Alltag sehr – es ist für sie wie ein Ausbrechen aus dem Gefängnisalltag und ein Stück Normalität.
Eindrucksvoll sind die Momente, wenn Familienmitglieder der Gefangenen zu den Aufführungen kommen und sich freuen, einander zu sehen. Besonders bewegend ist es auch, wenn ehemalige Insassen nach ihrer Entlassung weiterhin im Theater tätig bleiben. Es ist mir wichtig, dass die Gefangenen etwas schaffen, das nicht schadet, sondern der Gesellschaft guttut. Das schafft Positivität.