«Gehen davon aus, dass sich die Lage weiter verschlechtern wird»
1:51
Überbringer der Bad News:«Lage wird sich weiter verschlechtern»

So denkt die Community über BAG-Mann Patrick Mathys (52)
«Verstehe Kritik an Mathys nicht, er ist weder Hellseher noch Prophet»

Patrick Mathys vom Bundesamt für Gesundheit ist vielen in der Schweiz mittlerweile ein Begriff. Das führt nicht selten zu ungefiltertem Hass im Netz. Die Blick-Community hat dafür kein Verständnis, auch wenn nicht immer alle gleicher Meinung sind.
Publiziert: 28.12.2021 um 10:12 Uhr
|
Aktualisiert: 28.12.2021 um 10:13 Uhr
1/7
Fast jeden Dienstag sitzt Patrick Mathys (r.) vor den Medien und informiert über die Pandemie.
Foto: keystone-sda.ch
Andreas Hobi

Etwas mehr als zwei Jahre ist es her, seit Patrick Mathys (52) vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) zum ersten Mal von einem neuartigen Virus in China gehört hat. Von da an informiert er an Medienkonferenzen Woche für Woche über die neusten Entwicklungen, ordnet Infektionszahlen ein, beantwortet Fragen zu Masken, Regeln, Verboten.

Diese Aufgabe macht ihn in der Schweiz zu einem bekannten Gesicht. Blick erzählt der Leiter der Abteilung Krisenbewältigung und internationale Zusammenarbeit beim BAG, dass er sich mit dieser Bekanntheit nicht wirklich anfreunden kann. Wenn sich ihm im Restaurant die Köpfe zuwenden und getuschelt wird: «Das ist doch der vom BAG», ist der gebürtige Solothurner unangenehm berührt. Noch schlimmer ist aber der unbändige Hass, der ihm von Zeit zu Zeit von anonymen Accounts im Internet widerfährt. Die Angriffe und Drohungen setzen ihm zu. «Klar, Corona ist für uns alle eine Last, ich bin es genauso leid wie viele.»

«Fühle mich sicher in diesem schönen Land»

Diesem Hass entgegenzuwirken, ist in sozialen Medien wie Facebook oder Instagram fast unmöglich. Auch in der Blick-Kommentarspalte sind nicht alle Leserinnen und Leser mit dem BAG einverstanden und wollen das auf netiquettewidrige Art und Weise mit anderen teilen. Beleidigende, irreführende und verletzende Kommentare werden dabei noch vor der Veröffentlichung von einem qualifizierten Moderatoren-Team gelöscht.

Auch unter dem Blick-Porträt von Mathys sind solche Kommentare verfasst worden – im dreistelligen Bereich. Noch mehr wurden aber veröffentlicht! Dazu gehört die Meinung von Leser Hanspeter Lanz: «Ich bin total zufrieden und fühle mich sicher als Bürger in diesem schönen Land. Wir haben Mitarbeiter in den Institutionen, die mit grösster Sachkompetenz und Umsicht ihre tägliche Arbeit verrichten. Leute wie Mathys, Stadler, Berger und ihre Mitarbeiterstäbe vereinigen ein dermassen breites und tiefes Wissen über ihre Kernthemen, dass die Schwurbler nur noch mit unsachlicher Kritik auf die Personen zielen können. Kein einziger Leserkommentar der Kritiker gibt etwas her für konkrete Verbesserungen. Schade, aber kaum verwunderlich. Es bleibt also zu hoffen, dass diese Leute vom BAG und allen anderen Institutionen möglichst lange noch ihren bisherigen Superjob weitermachen wollen.»

«Die Kritiker sollen einmal das Zepter übernehmen»

Gleich mehrere Leserinnen und Leser nehmen den Artikel zum Anlass, Mathys für seine Arbeit zu danken. Dazu gehört Urs Salathe: «Patrick Mathys macht eine ausgezeichnete Arbeit! Seine Aufgabe ist, die Pandemie wissenschaftlich korrekt, mit den Szenarien einer real möglichen respektive wahrscheinlichen Entwicklung abzubilden und die Bevölkerung zu informieren. Er ist kein Hellseher oder Prophet! Hat er nie versucht zu sein! Aber er ist ein ausgezeichneter Wissenschaftler, der nichts anderes tut, als die aktuelle Sachlage zu analysieren und eine Lösung anzubieten. Dies ist seine Aufgabe, der er in ausgezeichneter Art und Weise gerecht wird. Daher: Danke, Herr Mathys!»

Kritisch sein, das Gespräch suchen, auf Augenhöhe miteinander diskutieren – genau so wünscht sich Leserin Judith Gast Diskussionen in der Schweiz. «Aus Frust Andersdenkende anzugreifen oder zu beleidigen sollte dabei einfach unterlassen werden. Ich schlage vor, das all diese Kritiker einmal das Zepter übernehmen, dann möchte ich sehen, wie sie reagieren, wenn alles kritisiert wird.»

«Das Virus kann keine Behörde wegzaubern»

Leser Dorian Lustenberger ist dagegen kein Fan von Mathys. Trotzdem schreibt er: «Ich ziehe meinen Hut vor Herrn Mathys. Auch wenn ich mit vielem nicht einverstanden bin, braucht seine Arbeit enorm viel Substanz.»

Unzufriedenheit mit den Behörden und Politikern ist das eine, aber «für Wut und Enttäuschung sind sie die falschen Adressaten», ist sich Leser Martin Arnold sicher. «Schuld ist nämlich das Virus, das kann keine Behörde wegzaubern. Die Massnahmen können nicht für jeden Einzelnen zusammengezimmert werden. Sie können nur allgemein gefasst werden. Da gibt es immer Unstimmigkeiten und Unklarheiten.»

Den Abschluss macht Leserin Eva Betschart mit einem Appell an die Internet-Community: «Die Menschheit ist dank Facebook und Co. immer hemmungsloser. Auch der Anstand scheint gewissen Menschen abhanden gekommen zu sein, und sie fühlen sich sogar noch gut in dieser miesen Rolle. Natürlich kann man Kritik äussern, aber bitte vergesst den Anstand dabei nicht.»

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?