Ich arbeite seit 24 Jahren als Bestatter. Früher wollte ich in den Rettungsdienst. Schnell habe ich gemerkt, dass es mit Lebenden etwas schwieriger ist bei mir. Als eine Stelle bei einem Bestattungsinstitut frei wurde, bin ich Mitarbeiter auf Abruf geworden. Mit 24 Jahren war ich zu dieser Zeit schweizweit der jüngste Bestatter. Da mir der Beruf so gut gefallen hat, bin ich in der Branche hängengeblieben. Inzwischen habe ich ein eigenes Unternehmen.
Zu meiner Arbeit gehört das Beraten von Angehörigen von A bis Z. Wir begleiten sie bis zur Beerdigung. Wir organisieren die Blumen, drucken das Leidzirkular, machen die Todesanzeige. Nachdem wir die Verstorbenen gewaschen und angezogen haben, bringen wir sie ins Krematorium oder zum Friedhof.
In unserer Serie «Wir sind Blick» stellen wir dir jeden Samstag eine spannende Persönlichkeit aus der Blick-Community vor. Wir sind überzeugt, dass jede Leserin und jeder Leser eine interessante Geschichte zu erzählen hat.
Hast auch du eine spezielle Geschichte, ein besonderes Talent, eine einzigartige Sammlung oder sonst etwas Spannendes, das du mit der Community teilen willst? Dann melde dich via Mail an community@blick.ch!
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Am Anfang hatte ich zum Teil schon Hemmungen und Berührungsängste. Besonders, wenn man eine Eisenbahnleiche sieht, fährt das ziemlich ein. Mittlerweile macht man halt einfach, was gemacht werden muss. Respekt vor den Verstorbenen habe ich natürlich immer noch. Ich behandle sie so, als würden sie noch leben. Besonders wenn es um Kinder geht, ist es ein ganz anderes Arbeiten. Das kann einen schon mitnehmen.
Mein Beruf ist sehr vielseitig. Im Büro ist es sehr ruhig. Bei Polizeieinsätzen hat man wiederum einen Action-Faktor. Man erlebt viele kuriose und lustige Sachen. Das schönste ist aber für mich, wenn sich Angehörige bei mir bedanken. Dann weiss ich, dass ich meine Arbeit richtig gemacht habe.
Da ich jeden Tag verstorbene Menschen sehe, habe ich gelernt, so zu leben, als ob jeder Tag der letzte wäre. Man muss nicht jeden Tag eine Party feiern, aber dafür zufrieden und dankbar sein. Angst vor dem Tod habe ich nicht. In all den 24 Jahren hatten praktisch alle verstorbenen Personen einen friedlichen Gesichtsausdruck. Das gibt mir Zuversicht, dass ich keine Angst haben muss.
Aufgezeichnet von Sarah Riberzani