Der Frühling wird oft als Jahreszeit des Verliebtseins bezeichnet. Doch das heisst nicht, dass die Jahreszeit eine Beziehung auf magische Weise verbessert. Im Gegenteil: Die Liebe bringt oftmals einige Probleme mit sich. Deshalb konnten unsere Leserinnen und Leser David Siegenthaler (33), Paarberater und Mediator bei Paarberatung & Mediation im Kanton Zürich, einige Fragen rund um Probleme im Liebesleben stellen.
Was tun, wenn die Anziehung weg ist?
Leserin Miriam T.* schildert ein Problem, dass in so manchen Beziehungen auftaucht: «Es scheint wie verhext zu sein. Wo bleibt die Anziehung, die Lust? Früher war ich so verliebt, heute ist die Routine da. Ich werde auf Händen getragen, mir wird jeder Wunsch von den Augen abgelesen. Aber ins Bett mit ihm will ich einfach nicht. Der Reiz nach dem Unbekannten ist riesig. Ich wünschte mir, ich wäre wieder so wie damals, so unbeschwert und unendlich verliebt. Welche Ansätze gibt es, die mich wieder näher zu ihm bringen?»
Paarberater David Siegenthaler weiss, dass starke Gefühle manchmal mit Liebe verwechselt werden. «Oftmals ist die Verliebtheit, die ein Paar am Anfang einer Beziehung fühlt, ein unglaublich starkes und intensives Gefühl. Liebe ist auf Dauer meist nicht mehr so intensiv wie das prickelnde, kribbelnde, aufregende Feuerwerk, das am Beginn erlebt wird.»
Liebe erfordert Arbeit
In einer langen Beziehung bleibt oft ein Feuer, das Gefühle wie Vertrautheit, Wärme und Geborgenheit zum Partner erhält. «Dieses wird entflammt durch regelmässiges, aktives Pflegen der Beziehung und immer wieder Nachlegen von Holz, das die beiden Flammen zum Tanzen ermutigt.»
«Sie erwähnen, dass Sie sich wieder Unbeschwertheit wünschen. Gibt es Punkte, die die Beziehung belasten? Sprechen Sie darüber, falls möglich, wie beide die Beziehung wahrnehmen. Sie beschreiben eine Paardynamik, in der Ihr Partner von seiner Seite her viel investiert. Dies kann auf Dauer unattraktiv sein, falls es ein unausgeglichenes Verhältnis ist. Was löst dies für Sie aus? Manchmal werden Schuldgefühle und Druck wahrgenommen, sprechen Sie darüber, wie es Ihnen geht?»
Laut dem Paarberater macht es Sinn, etwas Abwechslung zu schaffen. Dies kann eine Paar-Challenge bieten, die folgendermassen funktioniert: Jeder darf abwechselnd einmal im Monat einen Tag organisieren, an dem beide etwas gemeinsam unternehmen, das man noch nie erlebt haben. Sei es ein Essen im Dunkeln, ein Tag in der Bibliothek, eine geführte Höhlenexpedition oder ein Bierbraukurs.
Hinter Unlust steckt oft mehr
«Sie möchten nicht mit ihm ins Bett, vielleicht könnten Sie dieser Frage nachgehen, wozu ihr Körper genau nein sagt? Und umgekehrt, wann fanden Sie ihren Partner anziehend? In der Sexualität kann eine Prise gesunder Egoismus eine wichtige Rolle spielen. Damit ist gemeint, dass man sich aktiv zeigt, was einen erregt und interessiert. Wie wird er gerne verführt, wie verführt er gerne, wie ist es umgekehrt bei Ihnen?»
*Name geändert