Ein Leben wie vor Hunderten von Jahren – nämlich ohne jegliches Geld und Besitz. Genau so leben die Glarnerin Rayén Oberholzer (34) und ihr Mann Manuel Brändli (36) seit fünf Monaten. Ohne Job, ohne eigenfinanzierte Wohnung und ohne jeglichen Besitz. Das Paar lebt mit der kleinen Tochter, gerade mal zehn Monate alt, im Zukunftslabor in Egnach TG. Eine spezielle Unterkunft für Menschen, die sich für eine bessere Zukunft einsetzen.
Ein festes Einkommen haben sie nicht, sondern sie sind auf Spenden angewiesen. «Seit wir ohne Geld leben, spüren wir eine grosse innere Freiheit», sagt Rayén Oberholzer zur «Südostschweiz».
«Das sind für mich Schmarotzer»
Wie kommt der ungewöhnliche Lebensstil bei der Blick-Community an? Kurz zusammengefasst: schlecht. Viele kritisieren vor allem die Tatsache, dass sich das Paar gegen Ausbeutung wehrt, aber selber auf Geld anderer angewiesen ist. Leser Jan Meyer schreibt beispielsweise: «Sie wollen der staatlichen Ausbeutung entfliehen und beuten dafür selbst alle Spender und Einrichtungen für ihren Lebensstil aus, wenngleich nicht direkt, da Spender ja freiwillig geben, weshalb auch immer. Die Frage stellt sich aber, was denn passiert, wenn kein Spender mehr zahlt? Gang auf Sozialamt? Also, im Klartext machen die das nicht ganz anders wie das staatlich-gesellschaftliche System, nur eben nicht solidarisch, sondern nur für sich selbst.»
Auch Leser Heiner Burger kann mit dieser Lebensform nichts anfangen. «Für mich sind das Schmarotzer auf Kosten der Allgemeinheit. Wenn eines der Familienmitglieder in den Spital muss, was denken sie, wer bezahlt das? Genau, wir Steuerzahler.»
Das Paar arbeitet übrigens schon, «aber nur für Sachen, die wir für die Welt als wichtig empfinden, ohne Erwartungen auf direkte Gegenleistung», erklärt Manuel Brändli.
«Tochter braucht ein geregeltes Leben»
Viel Kritik gibts von der Community auch wegen der Tatsache, dass das Paar eine junge Tochter hat. Leserin Jenny Nötzli schreibt: «Wenn Sie das tun, ok. Aber die haben eine Tochter. Das geht so nicht. Die Tochter braucht ein geregeltes Leben und ein Zuhause.»
Einer der einzigen positiven Kommentare hat Stefan Thun geschrieben: «Lasst sie doch so leben. Offensichtlich funktionierts. Und sie sind glücklich und zufrieden damit.»