Auf einen Blick
- Migros schliesst mehr Restaurants, als neue eröffnet werden
- Viele sehen Migros-Restaurants als wichtigen sozialen Treffpunkt
- 46 Prozent besuchen Migros-Restaurants regelmässig, 39 Prozent gelegentlich, laut Blick-Umfrage
Bei der Migros bleibt kaum ein Stein auf dem anderen: Vergangene Woche wurde das Aus für die Do-it-Baumärkte verkündet, Micasa wird verkauft und die Alnatura-Filialen verschwinden. Alles, was nicht zum Kerngeschäft der Supermärkte gehört, wird gestrichen. Doch trifft es nun auch die Gastronomie?
Fakt ist: Die Migros schliesst derzeit mehr Restaurants, als sie neue eröffnet. In den vergangenen zwei Jahren verschwanden neun Standorte, während nur vier neu hinzukamen. Besonders in der Agglomeration Bern sorgt das für Aufsehen: Seit Jahreswechsel wurden dort bereits drei Migros-Restaurants geschlossen. Hinter den Schliessungen steckt gemäss dem orangen Riesen aber keine nationale Strategie. Parallel dazu baut die Migros ihre Take-away-Angebote aus, da immer mehr Menschen schnelles Essen für unterwegs bevorzugen.
Reaktionen aus der Community
Für viele ist das Migros-Restaurant mehr als nur ein Ort zum Essen – es ist ein sozialer Treffpunkt. Eine Blick-Abstimmung mit knapp 16'000 Teilnehmenden zeigt: 46 Prozent besuchen die Restaurants regelmässig, 39 gelegentlich, während für 15 Prozent ein Take-away-Angebot ausreicht.
Umso grösser ist die Frustration, wenn ein Standort verschwindet oder umgebaut wird. User Florian Rüedi bringt es auf den Punkt: «Leider wurde auch bei mir in der Nähe das Migros-Restaurant geschlossen und umgebaut. Neu ist es ein Daily – Angebot und Essen sind eine Katastrophe. Früher war das Restaurant immer voll, jetzt ist da tote Hose! Sehr schade, da gehe ich nicht mehr essen.»
Leser Urs Saladin ist nicht überrascht, dass die Migros vermehrt auf Take-away setzt: «Wen erstaunt es? Die Qualität in den Migros-Restaurants hat massiv nachgelassen! Das Angebot wurde zusammengestrichen.»
«Das geht zu weit»
Lucia Kammer kritisiert vor allem den Umgang mit den Mitarbeitern: «Wo bleibt denn eure Verantwortung den Angestellten gegenüber? Gewinn optimieren, Gewinn optimieren und noch mal Gewinn optimieren. Können die Schliessungen von Geschäften, Restaurants etc. wirklich die Lösung sein? So viele Rentner, Arbeiter und weniger Betuchte konnten sich durch euch ein warmes Mittagessen leisten. Ihr habt auch eine Verantwortung zu tragen.»
Auch Peter Bucher findet die Entwicklung übertrieben: «Wenn sie jetzt auch noch Restaurants zumachen, können sie ihre Supermärkte grad ganz schliessen. Ich bin ein lebenslanges Migros-Kind, aber das geht zu weit. Anstatt die überholte Struktur mit den unabhängigen lokalen Fürsten anzugehen, holzt man mit der Axt den Laden wieder auf den Stand von 1960.»
Manche Leser sehen Schliessungen als notwendig
Neben den vielen Kritikerinnen und Kritikern gibt es auch Leser, die diese Entwicklung nicht als problematisch ansehen. So schreibt Rüdiger Meyer: «Es sind einige Restaurants mit roten Zahlen im Portfolio. Diese müssten konsequenterweise geschlossen werden. Will die Migros überleben, muss sie noch vorhandene Geldvernichtungsanlagen abstossen. Das heutige Management will, dass die Migros überlebt.»
Ähnlich sieht es Chris Fischer. «Eine Konzentration auf seine Kernkompetenz ist keine schlechte Strategie. Umgekehrt sind schon viele Unternehmen, die zu viel diversifiziert haben, gescheitert», kommentiert er.
Patrick Soppelsa stimmt ebenfalls zu: «Man kann nicht immer Preise wie beim deutschen Discounter verlangen und gleichzeitig ein Riesensortiment und Läden an jeder Strassenecke. Wenn die Migros preislich auf das Niveau von Lidl und Aldi sinken soll, dann wird das Sortiment und die Ladendichte wohl auch auf das Niveau der Discounter sinken müssen.»