Gestiegene Preise, teurer Sprit
Darum kaufen die Schweizer nicht mehr in Konstanz ein

Einkaufstourismus ist in der Schweiz seit Jahren ein grosses Thema. Aber auch hier hinterlassen die Pandemie und der Krieg in der Ukraine ihre Spuren. Viele Leser der Blick-Community distanzieren sich vom Einkaufen im Ausland.
Publiziert: 21.05.2022 um 16:43 Uhr
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Aktualisiert: 22.05.2022 um 15:04 Uhr
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Der Grosseinkauf in Deutschland ist für viele Schweizer Familien fixer Bestandteil der wöchentlichen Routine.
Foto: imago images/Geisser
Anna Oestreich

Der Einkaufstourismus gehört mittlerweile zur Schweiz wie die Alpen – könnte man meinen. Jedoch kann sich auch dieses Thema den Folgen des Kriegs und auch der Corona-Pandemie nicht entziehen. Erstmals stehen deutsche Händler vor der Herausforderung, dass die Schweizer Kundschaft ausbleibt. Dass gerade ein gewaltiges Umdenken stattfindet, zeigen die Meinungen unserer Leserinnen und Leser.

«Das Karma schlägt zurück»

Leser Dan Dryer hat mit dem deutschen Gewerbe kein Erbarmen: «Das Karma schlägt zurück. Freundlichkeit hätte sich klar ausgezahlt. Stattdessen die ewige Überheblichkeit, das Gejammer über zu viel Arbeit beim Ausstellen der Mehrwertsteuer und die fehlende Hilfs- und Auskunftsbereitschaft.»

Und genau diese Mehrwertsteuer ist der Grund, weshalb Max Ochsner lieber in der Schweiz seine Einkäufe tätigt: «Ich muss jeweils für 50 Euro einkaufen, damit ich die Mehrwertsteuer zurückbekomme.» Das hält er nicht für korrekt. Gestiegene Benzinpreise sorgen zudem dafür, dass sich für viele die Fahrt über die Grenze kaum mehr rechnet.

Auch Beat Oberholzer lässt sich nicht mehr für den Einkauf beim europäischen Nachbarn begeistern. «In Deutschland explodieren die Preise seit Monaten. Es gibt kaum Preisvorteile, da lohnt sich die teure Fahrt gar nicht mehr. Zudem sind die Deutschen unfreundlich zu uns Einkaufstouristen.»

Dass er als Schweizer nicht gern gesehen ist, merkt auch Leser Anton Rebli. «Seit ein Konstanzer Schuhhändler sich vor mir darüber beklagte, dass er wegen der Schweizer zu viel Arbeit habe, weil diese die Mehrwertsteuer zurückverlangten, meide ich Konstanz.»

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«Die Deutschen haben weder Respekt noch Anstand»

Ebenfalls irritiert über den zwischenmenschlichen Umgang ist Peter Walt: «Ich gehe nicht mehr in Deutschland einkaufen, weil die Deutschen arrogant sind und weder Respekt noch Anstand gegenüber den Schweizern zeigen. Man sieht uns Schweizer nur als Melkkühe.»

Franz Schnyder sieht beim Einkauf in Deutschland keine preislichen Vorteile. Bei uns gebe es auch preiswerte Güter dank Ketten wie Aldi, Lidl und Denner. «Wichtig ist, sich beim Einkaufen auf die Aktionen zu achten, die wöchentlich ausgeschrieben sind.»

Leser François Strasser stört sich vor allem am widersprüchlichen Charakter der Thematik. «Das Ganze ist an Paradoxie kaum zu überbieten! Jetzt jammern die Händler wegen ausbleibender Schweizer Kundschaft, und wenn die Schweizer kommen, reklamieren sie, weil ganz Konstanz mit Schweizer Autos zugestellt ist und ein Verkehrschaos herrscht. Entscheidet euch!»

Einkaufstourismus aus Gründen der Nachhaltigkeit

Leserin Rahel Citossi kauft in Deutschland ein, und zwar aus folgendem Grund: «Ich müsste sonst beim Essen für meine Kinder sparen. In Deutschland kann ich es mir leisten, Bio zu kaufen und auf die Herstellungsbedingungen zu achten.» Damit sei es ihr möglich, nachhaltiger einzukaufen als in der Schweiz.

Silvia Müller* lebt von Sozialhilfe und ist auf den Einkauf im Ausland angewiesen. «Es ist ein Segen, an der deutschen Grenze zu wohnen. Ich kaufe jedoch nur das Nötigste ein.»

Das Schlusswort geben wir Margrith Gabathuler, die wohl vielen Schweizern aus der Seele spricht, wenn sie sagt: «Wir verdienen unser Geld in der Schweiz, also sollten wir es auch hier ausgeben.»

*Name der Redaktion bekannt

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