Am 15. Januar hat die neue Winter-RS gestartet. Um den Rekruten ein bisschen Mut zu machen, haben wir bei unserer Community nach den lustigsten Militärstorys gefragt. Immerhin erlebt man im Militär viel mehr als nur Märsche und Schiessübungen.
«Die Heerespolizei hat schon auf uns gewartet»
Leser Marco Kälin (65) erzählt von einer Geschichte, die er nie mehr vergessen wird. Und das nicht nur, weil ihn die Heerespolizei (HePo) nach einer Übung herzlich empfangen hat. Im Jahr 1978 als der spätere Oberst noch in der Versorgungs-RS war, gab es eine Verschiebungsübung von Freiburg nach Bünzen-Boswil AG. Offenbar wurde vergessen, WC-Papier einzupacken, und Rekrut Kälin wurde von seinem Feldweibel und Fourier befohlen, mit einem Jeep-Fahrer zusammen, jeden Bahnhof auf der Strecke von Freiburg nach Bünzen-Boswil anzufahren und das WC-Papier aus den Toiletten mitzunehmen. Rekrut Kälin und der Jeep-Fahrer, die den Befehl natürlich sauber ausgeführt haben, kamen schlussendlich mit etwa 200 WC-Rollen am Treffpunkt an.
«Die Heerespolizei hat schon auf uns gewartet.» Zuerst wollten sie Kälin und den Fahrer gleich mitnehmen. Schlussendlich mussten aber der Feldweibel und Fourier daran glauben. «Wir zwei waren aber auch dann die Helden der Kompanie», fügt Marco Kälin noch hinzu. Er denkt gerne an die Zeit im Militär zurück. «Am meisten hat mir der Zusammenhalt der ganzen Kompanie gefallen. Wir gingen immer zusammen durch all die Herausforderungen und unterstützten uns immer gegenseitig.» Er hofft, dass das auch heute noch möglich ist. Denn so soll die Zeit im Militär um ein vielfach einfacher vergehen.
«Achtung, fertig, Charlie»
Blick-Leser Ernst Baumann (29) war im Jahr 2015 in der RS. In seiner Kompanie war es üblich, dass die Zugführer ein «Spiel» namens «Achtung, fertig, Charlie» mit der Kompanie spielten. Bei diesem Spiel mussten sich alle Rekruten innert zehn Sekunden verstecken, nachdem der Zugführer «Achtung, fertig, Charlie» gerufen hat. «Für jeden, der noch zu sehen war, gab es zehn Liegestütze», schreibt Leser Ernst Baumann. Verständlicherweise war dieses Spiel nur bei den Zugführern beliebt.
Eines Morgens in der elften Woche haben sich die Rekruten vorgenommen, das Spiel umzudrehen, um die Zugführer zu überraschen. Nachdem sie alle in Reih und Glied aufgestellt waren, befahl der Zugführer «Achtung!» und aus den Reihen ertönte es ergänzend «fertig, Charlie». Innert zehn Sekunden war der Platz bis auf den letzten Mann gelehrt. «Die Zugführer staunten nicht schlecht.» Anschliessend gab es anstatt am Samstag Ferien, vier Stunden Kompanie Zugschule. «Das war es aber wert», sagt Baumann zu dieser Geschichte.
«Das war wohl das Peinlichste, das mir je passiert ist»
Als Blick-Leser Rolly Hess (75) 1971 plötzlich in den WK bestellt wurde, wusste er noch nicht, was ihn erwarten wird. Der Grund für den Marschbefehl war ein Attentat, welches im Vorjahr auf die israelische Fluggesellschaft El Al ausgeführt wurde. Der Bundesrat hat danach entschieden, dass die Armee vorübergehend Wache halten wird. «Ich musste meinem damaligen Arbeitgeber den Marschbefehl zeigen, weil dieser nicht glauben wollte, dass mich die Armee so kurzfristig aufbieten würde.»
Als dann tatsächlich eine El Al Maschine ankam, umstellten die Soldaten das Flugzeug, um es zu sichern. Die Treppe wurde hingefahren und aus dem Flugzeug stiegen «hundert junge und hübsche Israelinnen» aus. «Ich stand da, das Gewehr mit dem Magazin in meinen Gurt gesteckt, die Arme auf dem Gewehr gestützt und bewunderte diese Frauen.» Durch eine ungeschickte Bewegung von Leser Hess, löste sich das Magazin aus dem Gewehr, fiel auf den Boden und durch die geöffnete Magazinfeder, rollten alle Patronen über den Boden. «Auf allen Vieren kroch ich über das Rollfeld und sammelte meine Patronen ein.» Bis er bemerkte, wie jemand vor ihm stand. «Ich blickte auf und sah mehrere von diesen Frauen vor mir. Mit Orangen in den Händen, mit denen sie uns beschenkten», schreibt Hess. «Ich glaube, das ist das Peinlichste, was mir in meinem Leben passiert ist.»
«Unwillkürlich in Kot langen»
Blick-Leser Marcel Koch (67) war im Jahr 1981 als Infanterist im WK, als er und eine Gruppe anderer Soldaten eine dreitägige Übung hatten. Sie verbrachten den Grossteil der Zeit auf einem Bauernhof, wo sie von der Bäuerin herzlich verpflegt wurden. Ihre Aufgabe war es, mit dieser Gruppe die Stellung zu halten. «Plötzlich hiess es, dass wir uns schnellstens verschieben müssen.» Aber genau in diesem Moment meldete sich bei Marcel Koch der Verdauungstrakt.«Ich war bekannt dafür, dass ich dann auf die Toilette gehe, wenn ich muss.» In der Hektik suchte er sich ein ruhiges Plätzchen hinter der Scheune und verrichtete schnellstmöglich sein Geschäft. «Dieses bedeckte ich mit einer Zeitung und schon verliessen wir den Hof.»
Am nächsten Tag bei der Übungsbesprechung wurde die ganze Kompanie gelobt. Nur etwas habe dem Major nicht gefallen. «Der einzige negative Punkt sei, dass das Aufräumdetachement nach dem Versuch eine Zeitung wegzuräumen, unwillkürlich in den Kot langen musste.» Abgesehen davon, sei die Übung perfekt abgelaufen. Koch und sein Kollege schauten sich an und mussten sich das Lachen verkneifen.
«Hollywoodreif vertuschte er die Situation»
Für Blick-Leser Andrian Zangger (47) gab es so einige lustige Momente mit einem RS-Kollegen, der «immer für einen Scherz zu haben war». Er war 1997 in Grolley FR in der Rekruten-Schule als Infanterie Aufklärer. Sein Kollege war in der Küche eingeteilt und liess sich einen Scherz einfallen, an den sich Andrian Zangger bis heute noch gerne erinnert. Üblicherweise bekamen die Rekruten regelmässig «Fresspäckli» von ihren Liebsten. In einem dieser Pakete war als Witz eine Packung Katzenfutter mit dabei. Kreativ wie der Kollege war, kam ihm eine Idee, die beim nächsten Essen gleich umgesetzt wurde.
«Mein Kollege nahm das Katzenfutter in die Küche und richtete damit wunderschöne Häppchen an.» Schön dekoriert mit Petersilie sahen sie aus, wie von einem Fünf-Sterne-Koch. Das Opfer war der unbeliebte Feldweibel, der bekannt für seinen grossen Appetit war. Der Rekrut packte die Häppchen auf ein Tablet und ging damit ihm Kompaniebüro etwas suchen. «Kaum war er drin, streckte der Feldweibel seine Fühler aus.» Der besagte Feldweibel fragte nach, was auf dem Tablet sei. «Hollywoodreif vertuschte der Rekrut die Situation.» Mit der Ausrede, dass die Häppchen für einen Apèro seien, er aber genug davon zubereitet hat, rettete er sich aus der Klemme. «Der Feldweibel spachtelte das Katzenfutter weg und weiss es wohl bis heute nicht.»