Cristian Verelst (41) aus Olten SO verzichtet auf ein Smartphone
«Ich kommuniziere lieber analog»

Wir haben Leserinnen und Leser gesucht, die bewusst auf Technik verzichten. Auf diesen Aufruf hat sich Cristian Verelst gemeldet. Er ist seit seiner Geburt gehörlos und hat sich gegen ein Smartphone entschieden. Hier erzählt er, was hinter seiner Entscheidung steckt.
Publiziert: 24.04.2023 um 14:10 Uhr
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Cristian Verelst (41) ist seit seiner Geburt gehörlos.
Foto: zVg
Belina Rohner

Ich bin schon seit meiner Geburt, also seit 41 Jahren, taub. Bis ich fünf Jahre alt war, habe ich in Chile gelebt, dann wurde ich adoptiert und begann mein Leben in der Schweiz. Meine Adoptiveltern sind nicht gehörlos.

In den 14 Jahren, während denen ich schon auf das Smartphone verzichte, konnte ich vieles beobachten. Als ich 23 war, kaufte ich mir – wie alle meine Freunde – ein Smartphone. Schnell merkte ich allerdings, dass mich das Gerät stresste: Ich musste dauernd erreichbar sein, und ständig erwarteten meine Freunde eine Antwort von mir. Ausserdem gewöhnten sie sich an, Verabredungen immer spontaner abzusagen.

Deshalb schreiben wir über Cristian Verelst

Wir haben einen Aufruf veröffentlicht, in dem wir Leserinnen und Leser gesucht haben, die bewusst auf Technik verzichten. Auf diesen Aufruf hat sich unter anderem Cristian Verelst (41) gemeldet.

Wir haben einen Aufruf veröffentlicht, in dem wir Leserinnen und Leser gesucht haben, die bewusst auf Technik verzichten. Auf diesen Aufruf hat sich unter anderem Cristian Verelst (41) gemeldet.

Neben dem negativen Einfluss auf mein Sozialleben schreckte mich auch der Preis ab. Jedes Jahr kam ein neues Modell auf den Markt, und es wurde immer erwartet, dass man das bessere Gerät kauft. Generell finde ich, Smartphones machen uns unsolidarisch. Jeder ist nur auf sich selber fixiert. Ausserdem verkümmern zwischenmenschliche Gesten.

Ich ziehe es vor, im Alltag analog mit anderen Menschen zu kommunizieren. Das funktioniert auch mit Hörenden gut, und meist reichen einige Handzeichen oder ein Notizzettel. Anstelle eines Smartphones trage ich nämlich immer ein kleines Notizbuch sowie einen Stift bei mir.

Heutzutage ist es leider nicht mehr möglich, komplett auf alle technischen Geräte zu verzichten. Auch ich besitze einen Computer, durch den ich mit der Aussenwelt kommuniziere. In meinem Beruf brauche ich ebenfalls moderne Technik. Ich arbeite als selbstständiger Comiczeichner und schaffe meine Zeichnung am PC. Zudem arbeite ich im «Café des Signes», das als Brücke zwischen Gehörlosen und Hörenden dient. Diese Arbeit ist zum Glück analog!

Anderen Menschen rate ich, sich nicht vom Konsumzwang mitreissen zu lassen. Ein Handy kann man länger als ein Jahr benutzen, auch wenn ein neueres Modell auf den Markt kommt. Ganz verteufeln möchte ich die neue Technik aber auch nicht. In meiner Freizeit spiele ich gerne Videospiele, da ich die Grafik und das Design von Videospielen faszinierend finde.

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