100 Millionen Dollar an Börsenwert verlor der Internet-Gigant Google kürzlich, weil «Bard», seine neu entwickelte künstliche Intelligenz (KI) in einem Werbevideo eine falsche Antwort gab. KI ist eines der wichtigsten Trendthemen unserer Zeit, die bisher entwickelten Tools sollen bis 2030 auf einen Marktwert von über 15 Billionen US-Dollar kommen.
Der derzeit hellste Stern am KI-Himmel ist ChatGPT. Das Programm schreibt massgeschneiderte Texte und beantwortet Fragen zu beliebigen Themen. Der Hype um diesen «Chatbot» ist riesig, das Vorgängermodell verfasste als virtueller Ghostwriter bereits eine Bundesratsrede. Nun ist die KI Mitautorin des Schweizer Kinderbuches «Mia, Finn und der kleine Roboter Ki». Es ist das erste Buch, das von einer künstlichen Intelligenz geschrieben wurde und sich gleichzeitig mit KI befasst.
Die Kinder aufklären
Die Geschichte in Kürze: Mia, acht Jahre alt, erhält von ihrer Mama einen Roboter, der alles auf den Kopf stellt. So aufregend das auch ist, fragt sich Mia dennoch bald: Kann man mit einer künstlichen Intelligenz befreundet sein? Das Buch erscheint diese Woche im Kaleidoskop-Verlag. «Unsere Kinder werden über die Zukunft von Artificial Intelligence entscheiden – umso wichtiger ist es, ihnen früh Gefahren, Grenzen, aber vor allem Chancen der Technologie aufzuzeigen», sagt Co-Autorin Ivana Leiseder (37).
Auch ein Berner Start-up verkauft seit kurzem Kindergeschichten, die von einer KI geschrieben und bebildert wurden. Experten schätzen das Werk als flach und nicht sonderlich originell ein – es fehlten menschliche Kreativität und Erfahrungswerte. Für das neue Kinderbuch spannten Mensch und Maschine daher zusammen: Es entstand im Teamwork von Digitalexperten, Pädagogen, Kindern und eben KI. «Wir haben GPT-3 zum Beispiel eine Liste von Zutaten vorgelegt und das Programm gebeten, daraus den Belag für eine Pizza auszusuchen.
Roboter hat keinen Humor
Nebst Tomaten und Käse patschte es ungeschälte Eier und Erdbeeren drauf. Solche Dinge haben wir dann in die Geschichte integriert», erzählt Leiseder. GPT-3 schreibt im Buch auch eine Geburtstagskarte, gibt Auskunft über Dinosaurier und reisst Witze, die nicht wirklich lustig sind: «Was ist grün und kann nicht singen? Ein Kabel.» Was daran liegen könnte, dass der KI ein Gespür für Humor im Kontext fehlt.
Die an «Mia, Finn und der kleine Roboter Ki» beteiligten Kinder gaben ihr Feedback zum Manuskript, nahmen handschriftlich Änderungen vor, wenn ihnen die Sprache zu sachlich erschien, und übermalten kurzerhand «komische» Illustrationen.
«Schlussendlich erklärt das Buch Kindern die Technologie anhand eines Abenteuers und auf verständliche Weise», so Ivana Leiseder. Die Geschichte soll zugleich die Eltern instruieren. «Der öffentliche Diskurs rund um KI ist mehrheitlich negativ geprägt und angsteinflössend. Dabei ist künstliche Intelligenz weder böse, noch wird sie uns ersetzen.»
Das bildet am Ende auch die kindgerechte Kernthese des Buches. Spoileralarm: Mia amüsiert sich zwar mitihrem Roboter Ki, doch ihr bester Freund Finn bleibt ihr bester Freund.
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