Edelweisse und Enziane zieren ihre T-Shirts, schwere Kuhglocken ruhen auf den Schultern der Freiheitstrychler, wenn sie durch die Strassen ziehen, um gegen die Corona-Massnahmen des Bundes zu demonstrieren.
Auch am Mittwoch, als über 1000 Menschen auf dem Bundesplatz gegen die Ausweitung der Zertifikatspflicht protestierten, war die Gruppierung vor Ort. Das stösst auf Widerstand von SRF-Mann Ueli Schmezer (60), der sich auf Twitter über die Trychler aufregte. Und auch in der Blick-Kommentarspalte sorgt das Thema für Wirbel.
Leser halten wenig vom «Saukrach» der Trychler
Der «Kassensturz»-Moderator, der den Sender nach 25 Jahren verlässt, erhält erstaunlich viel Zuspruch aus der Blick-Community. So schreibt Leser Peter Germann: «Schmezer hat völlig recht. Gegen eine friedliche Demonstration ist ja in einer Demokratie nichts einzuwenden.» Der störende und ohrenbetäubende «Saukrach» durch die Trychler solle jedoch verboten sein. Solche Krachmacherei habe bei vielen Sympathisanten einen schlechten Nachgeschmack. Leser Werner Hassler geht noch weiter: «Ueli for President!», fordert er.
Leserin Graziella Gabriel schreibt: «Da wird ein Brauchtum der Schweiz missbraucht, um gegen die Corona-Vorschriften zu demonstrieren.» Und sie fordert Respekt gegenüber den Entscheidungen des Bundesrats. «Das ist eine Frechheit gegen unsere Demokratie, die als oberste Priorität im Sinn hat, unsere Bevölkerung vor Krieg und Seuchen zu schützen», schreibt sie weiter.
Mit einer Tradition gegen die Ungerechtigkeit
Unser Voting zeigt: Rund 70 Prozent der Leserinnen und Leser halten wenig von den Aktionen der Trychler, die sich auf ihrer Webseite als stolze Patrioten inszenieren – vor allem, weil sich die Gruppe einer Schweizer Tradition bedient. «Wie kann sich so etwas Urschweizerisches dermassen unschweizerisch aufführen und sich für eingebildeten Humbug aus irgendwelchen Chaträumen einsetzen? Ich würde sofort eine Initiative zu einem Trychlerverbot unterschreiben», ärgert sich Leser Oscar Camenzind. Politik und Kultur würden verraten, schreibt auch Leser Reto Welti.
Es gibt jedoch auch Stimmen, die das Bimmeln der Freiheitstrychler gutheissen. Leserin Bea Borner findet: «Trychler stehen nun mal für Freiheit. Was jetzt in der Schweiz abläuft, ist gerade das Gegenteil davon.» Und Leser Kurt Moser fragt Richtung Ueli Schmezer: «Ach so, aber dass Leute ausgegrenzt werden gefällt ihm wohl?»
Dass sich ein SRF-Moderator politisch äussert, scheint einigen Lesern sauer aufzustossen. «Schade. Ich habe ihn gemocht, aber nun wird es definitiv Zeit für ihn, die Bühne zu verlassen. Persönliche Ansichten von Moderatoren gehören nicht ins öffentliche Fernsehen. Ueli, du hast eine gute Entscheidung getroffen, aufzuhören», schreibt etwa Leser Peter Goetsch.
Freiheitskampf mit Kundenkarte und Smart-Watch
Leser Thomas Schnider verteidigt Schmezer. Er habe den Trychler-Tweet ja schliesslich von seinem privaten Account abgesetzt. Ueli Schmezer habe sich mit seinem Tweet gar nicht politisch äussern wollen, findet Leser Peter Schmied. Er habe früher selbst getrychelt. «Ich werde es wegen diesen Heinis aber nie mehr tun.»
Eine interessante Anekdote teilt Leser Thomas Kunz. «Ich hatte ein Gespräch mit so einem Trychler, als ich einkaufen war. Diese Leute beklagen die Überwachung der Bürger, Kontrolle, Aufgeben der Freiheit. Dann zückte er die Sammelkarte für die Punkte seines Einkaufs und bezahlte mit einer Smart-Watch.» Dazu schreibt Lukas Kalbermatten treffend: «Wenn diese Geschichte stimmt, ist sie grossartig. Wenn nicht, dann zumindest herrlich erfunden.»