«Eco Talk»-Moderator Reto Lipp (61) über Immobilien und privates Privatleben
«Je weniger man weiss, desto mehr Raum bleibt für Fantasie»

Das Wirtschaftsmagazin «Eco» fiel dem SRF-Sparhammer zum Opfer und war diesen Juni letztmals zu sehen. Doch der beliebte Zürcher Moderator Reto Lipp ist auch im Nachfolgeformat «Eco Talk» zu sehen, das diesen Montagabend erstmals ausgestrahlt wird.
Publiziert: 16.08.2021 um 01:36 Uhr
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Reto Lipp startet mit 61 durch: Der SRF-Wirtschaftsmoderator im Dekor des neuen «Eco Talk», der diesen Montagabend erstmals läuft.
Foto: SRF/Oscar Alessio
Interview: Jean-Claude Galli und Peter Padrutt

Heute Abend ist SRF-Wirtschaftsexperte Reto Lipp (61) nach der Einstellung des Magazins «Eco» erstmals mit der Nachfolgesendung «Eco Talk» am Start. Im Blick-Interview verrät er, wie er den quotentechnisch schwierigen Montagabend meistern will und was er selber mit seinem Geld macht.

Herr Lipp, in der ersten Folge geht es um die hohen Immobilienpreise in der Schweiz. Wie wohnen Sie eigentlich?
Ich habe bis vor sieben Jahren zur Miete gewohnt und konnte dann in der gleichen Gemeinde eine Wohnung kaufen.

Haben Sie das Gefühl, Sie bezahlen prozentual auf Ihr Einkommen gesehen zu viel für Ihre Wohnform?
Ich bezahle deutlich weniger als Eigentümer als früher als Mieter. Damit sind wir schon mitten in der Diskussion drin. Wer Eigentümer ist, profitiert massiv von den gestiegenen Immobilienpreisen. Ist das gerecht? Andererseits: Eine Immobilie kann auch ein grosses Klumpenrisiko sein, gerade bei Scheidungen oder einem Jobverlust.

Sie wagen sich mit dem späteren Montagabend auf einen nicht leichten Sendeplatz. Wie genau ziehen Sie mit ökonomischen und manchmal auch sperrigen Themen genug Leute an?
Wir haben mit «Eco» 14 Jahre gezeigt, dass man an diesem Sendeplatz sehr erfolgreich ein Wirtschaftsmagazin mit seriösen Reportagen und Analysen machen kann. Die Absetzung geschah auch nicht wegen der Quoten, sondern wegen einer Umverteilung von finanziellen Mitteln hin zu mehr digitalen Angeboten. Aber klar: eine Talksendung hängt immer vom Thema und von den Gästen ab. Das bringt schwankende Quoten, das ist mir sehr bewusst.

Haben Sie eigentlich eine fixe Quotenvorgabe?
Wenn es sie gibt, habe ich sie bis jetzt nicht gesehen.

Gab es seitens SRF auch wirtschaftliche Überlegungen, einen neuen Wirtschaftstalk zu lancieren?
Wirtschaft gehört wie Politik, Kultur und Sport unverzichtbar zum Service public. Deshalb braucht es eine Sendung, die in totaler Unabhängigkeit und in aller Fairness kritische Fragen zu allen relevanten und spannenden Wirtschaftsthemen stellen kann. Die SRG – und das ist ihre wichtigste und nobelste Aufgabe – garantiert die völlige journalistische Unabhängigkeit.

Sie studieren Börsenkurse aus beruflichen Gründen. Jedoch auch privat?
Ich lese auch privat sehr viel, aber dann lieber Literatur oder Krimis als Börsenkurse. Wegen der journalistischen Unabhängigkeit habe ich meine Anlagen an einen Vermögensverwalter delegiert, der die Entscheidungen trifft.

Empfehlen Sie andere Wertanlagen?
Empfehlungen sind uns SRF-Moderatoren untersagt. Wichtig ist folgender Grundsatz: Nicht alle Eier ins gleiche Körbchen legen, sprich: Diversifikation ist zentral bei der Vermögensverwaltung. Und man muss die Nerven behalten und investiert bleiben, auch wenn es mal stürmt.

Was halten Sie von Glücksspielen?
Ich bin überhaupt kein Spieler, Glücksspiele langweilen mich. Irgendwie habe ich kein Händchen und keine Nerven dafür.

Welches Ihrer grossen Ziele haben Sie noch nicht erreicht?
Ich wollte schon immer gut Spanisch sprechen können. Immer wenn ich gerade damit angefangen habe, ist ein neues journalistisches Projekt dazwischengekommen. Da gibt es noch viel Luft nach oben.

Was ist Ihnen an einem Menschen wichtig, um ihn ins Herz schliessen zu können?
Ich gehöre noch zu der Generation, denen eingetrichtert wurde, dass Privatleben privat heisst, weil es privat ist. Je weniger man weiss, desto mehr Raum bleibt zudem für Fantasie. Und das ist doch viel spannender als die Realität, die sich oft in den sozialen Medien zeigt, und letztlich in ihrer Banalität nur enttäuscht. Wichtig bei einem Menschen sind Ausstrahlung, Empathie und ein gutes Herz. Gerade gewisse Corona-Diskussionen haben enthüllt, dass Empathie alles andere als selbstverständlich ist.

Wie stimmen Sie am 26. September bei der Vorlage «Ehe für alle» ab?
Jeder der es wissen will, weiss, dass ich mit einem Mann zusammenlebe. Da ist es nicht so wahnsinnig schwer zu erraten, wie ich abstimmen werde.

Ueli Schmezer gibt mit 60 Jahren den Abschied beim SRF, Sie starten mit 61 durch. Ist das Ihr Finale?
Es ist ein grosses Privileg mit 61 noch einmal mit einer neuen Sendung durchstarten zu können. Ich bin mir dessen sehr bewusst – und möchte deshalb zeigen, dass man auch in diesem Alter einen guten Job machen kann. Denn Erfahrung bringt Gelassenheit und hohe Problemlösungskompetenz. Noch immer gibt es Chefs, die Mitarbeiter mit 58 zwangsweise in die Frühpensionierung schicken – die gleichen Topmanager erklären uns dann, dass wir eigentlich alle bis 70 arbeiten sollten. Ein Skandal (und schon wieder ein Thema für den «Eco Talk»)!

Irgendwann werden aber auch Sie an die Pension denken. Haben Sie bereits ein entsprechendes Domizil in der Schweiz in der Hinterhand? Oder wäre sogar Auswandern ein Thema?
Auswandern ist kein Thema, denn ich bin jemand, für den die Sprache und die Alltagsthemen seines Lebensraums sehr wichtig sind. Ich könnte mich nicht an einen anderen Ort verpflanzen, wo ich die Sprache und die Kultur zu wenig kenne. Journalist bleibt eben Journalist – auch in der Pension. Aber mehr Reisen – und dann auch mal besser Spanisch lernen – ist sicher ein Thema.

«Mr. Börse»

Reto Lipp wuchs in Zürich auf und begann bereits während seines Studiums der Wirtschaftswissenschaften für die Medien zu arbeiten. Zuerst als freier Mitarbeiter bei Radio Z (heute Energy Zürich), wo er das Format «Mr. Börse» entwickelte, wurde er später Ressortleiter bei der «Handelszeitung» und von 2000 bis 2006 Chefredaktor des Wirtschaftsmagazins «Stocks». Seit 2007 moderierte er beim SRF das Wirtschaftsmagazin «Eco» und ist auch bei der «SRF Börse» zu sehen.

Reto Lipp wuchs in Zürich auf und begann bereits während seines Studiums der Wirtschaftswissenschaften für die Medien zu arbeiten. Zuerst als freier Mitarbeiter bei Radio Z (heute Energy Zürich), wo er das Format «Mr. Börse» entwickelte, wurde er später Ressortleiter bei der «Handelszeitung» und von 2000 bis 2006 Chefredaktor des Wirtschaftsmagazins «Stocks». Seit 2007 moderierte er beim SRF das Wirtschaftsmagazin «Eco» und ist auch bei der «SRF Börse» zu sehen.

Heute «Eco Talk», SRF 1, 22.25 Uhr

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