BLICK-Leser über Wild-Camper
«Ein paar Idioten halten sich nicht an die Regeln»

BLICK-Leserinnen und -Leser diskutieren über Wild-Camper. Sie ärgern sich über Müll in der Natur. Ausserdem habe der Schweizer Tourismus Campingplätze vernachlässigt. Aber sie schlagen auch kreative Lösungen vor – und raten von Instagram-Hotspots ab.
Publiziert: 15.07.2020 um 13:35 Uhr
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Aktualisiert: 15.07.2020 um 17:46 Uhr
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Die Familie Hauser aus Wädenswil ZH fand erst nach intensiver Suche einen Campingstellplatz.
Foto: Anian Heierli
Community-Team

Wegen der Corona-Krise verbringen viele die Sommerferien in der Schweiz. Die Folgen: volle Campingplätze, Wild-Campierer im Zelt oder Wohnmobil, mehr Müll in der Natur.

Die Themen bewegen, wie die Diskussionen in den Kommentarspalten zeigen. BLICK-Leserinnen und -Leser haben kein Verständnis für Menschen, die die Natur zumüllen. «Ich verstehe es nicht, dass man den Dreck einfach liegen lässt!», kommentiert Leserin Sonja Hintermann. «Leergut ist zudem noch leichter zu tragen auf dem Heimweg.» Leser Ulrich Peter findet, man sollte doch im Garten von Wildcampern übernachten und den Abfall nicht mitnehmen: «Mal schauen, ob die das auch so prickelnd finden.» Und Gordon ist es ein Rätsel, wie man einerseits die Schönheit der Natur geniesst, andererseits seinen Abfall dort lässt.

«Schade geht die Freiheit immer mehr verloren»

Mehrere ärgern sich, dass nun alle Naturliebhaber verdächtigt werden. «Nur die Allerwenigsten lassen ihren Abfall liegen», schreibt Leser Markus Christen. Doch nun würden alle ungerecht beschuldigt. Dieser Meinung ist auch Daniel Clement, der begeisterter Zeltler ist. Ihm würde es nie in den Sinn kommen, seinen Müll zurückzulassen. Mike Aebi befürchtet, dass nun Verbote eingeführt werden: «Schade, geht die Freiheit immer mehr verloren durch ein paar Idioten, welche sich nicht an die Regeln halten».

Das Abfallproblem könnte auch ohne neue Verbote und Strafen gelöst werden, erklärt Peter Zemp. Bei ihm in der Region sei früher auch Müll liegen geblieben. Jetzt zahle die Gemeinde dem Turnverein eine Gebühr, damit dessen pensionierten Mitglieder den Abfall einsammeln. «Da es jetzt sauber ist, liegt nur noch jeweils wenig herum.»

«Der Schweizer Tourismus hat die Chance mit Wohnmobilen verschlafen!»

Ein Grund fürs Wildcampen sind fehlende Stellplätze für Wohnmobile. 2019 waren schweizweit 69'904 Wohnmobile registriert. Demgegenüber standen laut Bundesamt für Statistik gerade einmal 30'000 offizielle Stellplätze. Nun reagieren Kantone, Gemeinden und sogar Private. Sie schaffen Stellplätze.

Leser Walter Fitze kommentiert: «Der Schweizer Tourismus hat die Chance mit den Wohnmobilen seid Jahren verschlafen!» In anderen Ländern habe man den Wert der Wohnmobil-Touristen längst erkannt. «Die Schweiz braucht dazu Corona!» Auch Josef Senn weist auf das touristische Potenzial hin: «Es wird Zeit, dass unsere Touristiker erkennen, dass mit Stellplätzen einige Reisende zum Bleiben animiert werden und dem lokalen Gewerbe einige Franken in die Kasse bringen.»

Als Vorbild werden oft Deutschland und Frankreich sowie Schweden genannt. Leser Daniel Widmer schreibt, das skandinavische Land habe fast überall frei zugängliche Stellplätze, welche von der Gemeinde betreut würden. Diese profitierten davon, weil die Camper in den Dorfläden einkauften und in den Restaurants essen gingen. «Also nur Mut an die Gemeinden, der Trend wird in den nächsten Jahren noch mehr anziehen.»

Als Lösung für das Platzproblem schlägt Alex Portmann-Böni vor, dass Detailhändler wie Migros, Coop, Aldi oder Lidl grosse Parkplätze an guter Lage frei geben in den Sommermonaten. Dort gebe es vielfach Stromanschluss für Elektroautos. Die Detailhändler könnten dafür auch eine Gebühr verlangen. Mehrere Leserinnen und Leser finden, die Standplätze für Fahrende sollten nun auch für Schweizer Camper geöffnet werden.

«Vielleicht ist Instagram nicht die richtige Stellplatz-Such-App»

Von fehlendem Platz merkt Leserin Nadine Richter nichts: «Wir fahren jedes Wochenende spontan irgendwo auf einen Campingplatz und hatten nie Probleme.» Daniel Aebersold geht es ähnlich. Er ist mit seinem Camper im Wallis unterwegs und habe halbleere Campingplätze gefunden mit tollen Angeboten wie Bergbahnen, Kletterparks und Pedalos.

Leser Thomas Kunz antwortet ihm, er habe sich wohl nicht an Orten aufgehalten, die auf Instagram erscheinen: «Somit ist es den frisch gebackenen California-Camper-Besitzer nicht möglich, dort ihren Urlaub zu verbringen. Die tummeln sich viel lieber in den Massen.» Kai Edelmann mutmasst: «Vielleicht sind Instagram und Co. auch nicht die richtigen Stellplatz-Such-Apps.»

Doch trotz den vollen Plätzen ist Camping nicht jedermanns Sache. Hans Gusen bevorzugt Hotelzimmer und Ferienwohnungen: «In einem Zelt schlafen, mit dem Nachbarn jassen und sanitäre Anlagen mit anderen Campern teilen? Das ist nichts für mich.» Wenn Leser Paul Meier im Cabriolet über den Gotthardpass fährt, ist er froh, keinen Camper vor sich zu haben. «Danke an die netten Fahrerinnen, die den Blinker setzen und uns überholen lassen!» Und Leserin Vivian Kyle weist darauf hin, dass dies alles Luxusprobleme sind. «Ich kann von Wohnwagen und Wohnmobil nur träumen. Das werde ich mir im Leben nie leisten können.»

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