Salt steht am Pranger. In einem offenen Brief der Konsumentenschützer wird dem Telekom-Anbieter Geldmacherei und Gesetzesbruch bei den Roaming-Kosten vorgeworfen. Brisant: An der Spitze von Salt steht seit Anfang Mai mit Marc Furrer (70) ein Mann, der die Seiten gewechselt hat. Er leitete von 1992 bis 2005 das Bundesamt für Kommunikation (Bakom). Danach präsidierte er bis 2016 die Eidgenössische Kommunikationskommission (Comcom). Furrer wechselte vom Überwacher und Regulierer der Telekom-Riesen zum VR-Präsidenten bei Salt. Ist er nun selbst zum Abzocker geworden?
Auf die Berichterstattung haben sich über 100 Leserinnen und Leser bei Blick gemeldet und von ihren Erfahrungen mit Salt berichtet. Sie alle werfen dem Unternehmen Abzocke bei den Roaming-Kosten vor. Oft haben Blick-Leser eine hohe dreistellige Telefonrechnung nach den Sommerferien im Briefkasten erhalten – ohne ersichtlichen Grund.
233 Franken, um ein Uber zu bestellen
Ali Rachide befindet sich mit ihrer Frau gerade in Ägypten. «Wir mussten dringend das Internet anstellen, um ein Uber zu bestellen, weil wir ansonsten nicht mehr nach Hause gekommen wären», erzählt er. Das habe etwas mehr als eine Minute gedauert. Als das Paar im Auto sass, sei prompt ein SMS von Salt auf dem Handy aufgeploppt. Die Gebühren würden sich auf 233.56 Franken belaufen.
«Die Limite war bei 800 Franken angesetzt – eine Frechheit», sagt Rachide. Und der grösste Witz in seinen Augen: «Wenn man seine Kosten kontrollieren möchte, muss man bei Salt das Mobilfunknetz anstellen. Über WLAN geht das nicht. Also muss man auch für die Kontrolle Geld bezahlen.» Sein Rat: «Aufpassen!»
500 Franken für zwei Minuten E-Mails abrufen
Auch Céline Marti kriegte in diesem Sommer eine happige Rechnung von Salt. «Ich war mit meinem Sohn im Europapark – das Roaming war aus. Auf der Rückreise hat er es kurz eingestellt, um ein wichtiges E-Mail abzurufen. Zwei Minuten lang.» Das Resultat: eine Rechnung über 500 Franken. Das Problem in diesem Fall sei laut Salt gewesen, dass die Handy-Apps im Hintergrund kurz aktiv gewesen seien. «Wir wurden nie darüber informiert, dass es eine Kostenlimite gibt, die man einstellen kann», klagt Marti.
Nie die Schweiz verlassen – 570 Franken Kosten
Auch mehrfach erwähnt wird von Blick-Lesern, dass Salt ein Problem mit seinem Ortungssystem haben soll. Stellvertretend dafür steht das Beispiel von Celine Schmid. Sie war für zwei Tage in Chardonne VD am Genfersee – und damit nahe an der Grenze zu Frankreich. «Salt hat mir daraufhin eine Rechnung in Höhe von 570 Franken zugestellt, weil ich angebliches ausländisches Netz genutzt hatte.» Schmid steht heute noch – Monate danach – mit Salt in Kontakt.
«Sie haben mir immerhin 500 Franken gutgeschrieben. Aber ich kämpfe weiter, weil ich überzeugt bin, dass diese Kosten ungerechtfertigt verrechnet worden sind.» Schmid unterstreicht, dass sie die Schweiz erstens nie verlassen habe und zweitens auch nie eine SMS von Salt gekriegt habe, dass sie ein ausländisches Netz nutzen würde.
Salt hielt am Donnerstag zu einer Blick-Anfrage fest: «Wir halten uns an die gesetzlichen Vorschriften und wie kürzlich publizierte Kundenumfragen und Testergebnisse zeigen, schneidet Salt im Urteil der Kunden sehr gut ab.»