Darum gehts
- Stromausfall in ganz Spanien und Portugal
- Frankreich nur vereinzelt betroffen
- Spitäler gehen in Notstromversorgung über, Menschen werden aus U-Bahn-Stationen evakuiert
EU-Ratspräsident sieht derzeit keine Hinweise auf Cyberangriff
EU-Ratspräsident António Costa sieht im Zusammenhang mit dem massiven Stromausfall in Spanien, Portugal und Teilen Südfrankreichs derzeit keinen Zusammenhang mit einem möglichen Cyberangriff. «Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es keine Hinweise auf einen Cyberangriff», erklärte Costa am Montag im Onlinedienst X. Er stehe im Kontakt mit den Regierungschefs in Spanien und Portugal, Pedro Sanchez und Luís Montenegro.
Wiederherstellung der Stromversorgung könnte bis zu einer Woche dauern
«Aufgrund der Komplexität des Phänomens und der Notwendigkeit, die Stromflüsse auf internationaler Ebene wieder ins Gleichgewicht zu bringen, könnte die vollständige Normalisierung des Netzes schätzungsweise bis zu einer Woche dauern», so der portugiesische Energieversorger REN gegenüber «BBC».
Der Netzbetreiber gibt an, die Unterbrechungen der Stromversorgung des Landes seien auf einen «Fehler im spanischen Stromnetz» zurückzuführen. REN erklärt, dass dies mit einem «seltenen atmosphärischen Phänomen» zusammenhängt, den sogenannten induzierten atmosphärischen Schwingungen. Der Netzbetreiber sagt weiter: «Aufgrund extremer Temperaturschwankungen sind anomale Schwingungen in den Hochspannungsleitungen (400 KV) aufgetreten», was zum Stromausfall geführt haben soll. Spanische Netzbetreiber haben sich noch nicht dazu geäussert.
Ukraine bietet Hilfe an bei Stromausfällen in Spanien und Portugal
Angesichts der massiven Stromausfälle in Spanien und Portugal hat der ukrainische Energieminister German Galushchenko Unterstützung angeboten. Auf X erklärte er: «Wir sind bereit, bei der Wiederherstellung eines stabilen Betriebs der Energienetze unserer Partner und Verbündeten in Europa zu helfen.»
Galushchenko betonte die Bereitschaft der Ukraine, ihr Wissen und ihre Erfahrungen zu teilen, insbesondere jene, die während der systematischen russischen Angriffe auf die Energieinfrastruktur gesammelt wurden. Er fügte hinzu: «Wir sind den EU-Ländern für ihre Unterstützung dankbar und stehen immer bereit, Hilfe zu leisten.»
Berichte über «Panikkäufe» in Supermärkten
Laut «SkyNews» gibt es in Spanien und Portugal zahlreiche «Panikkäufe». Menschen in Supermärkten kaufen Wasser und andere Vorräte in grossen Mengen. Auch auf die Tankstellen gibt es einen grossen Andrang.
Ein weiteres Problem: Viele Menschen in Spanien und Portugal stehen ohne fliessendes Wasser dar, weil elektrische Pumpen durch den Stromausfall nicht mehr funktionieren.
«Habe viele Dinge im Kühlschrank – es ist ganz schlimm»
Für Lebensmittelläden ist der Stromausfall eine Katastrophe. Kühlschränke und Gefriertruhen funktionieren nicht mehr, die gefrorenen Lebensmittel tauen auf und werden schlecht. Blick-Reporter Matthias Kempf sprach in Barcelona mit Ladenbesitzer Mohamed Afsal. «Ich habe viele Dinge in der Gefriertruhe, die eingefroren sind und viele andere Dinge im Kühlschrank. Es ist ganz schlimm», so Afsal.
Fluggesellschaft macht Appell an Reisende
Die portugiesische Fluggesellschaft TAP ruft Reisende dazu auf, wegen der massiven Stromausfälle die Flughäfen in Portugal zu meiden. «Aufgrund des Stromausfalls in mehreren europäischen Ländern ist der Betrieb der Flughäfen vorübergehend stark eingeschränkt», so die Airline auf ihrer Seite für Warnungen und Informationen. «TAP bittet Sie, bis auf Weiteres nicht zum Flughafen zu gehen.»
Lösung des Stromausfalls dauert bis zu zehn Stunden
In Spanien könnte die vollständige Wiederherstellung des Stromnetzes sechs bis zehn Stunden dauern, wie der Leiter des Stromversorgers Red Eléctrica gegenüber Journalisten bekannt gab. Das berichten spanische Medien.
Weiterer Politiker spricht von möglichem Cyberangriff
Unterdessen mehren sich die Stimmen, dass hinter den grossflächigen Stromausfällen ein Cyberangriff stecken könnte. Das sagte nun auch der portugiesische Minister für territorialen Zusammenhalt, Manuel Castro Almeida, laut der Nachrichtenagentur Lusa.
Zuvor hatte bereits der Präsident der andalusischen Regierung ähnliche Befürchtungen geäussert.
Bürgermeister von Madrid wendet sich an Bevölkerung
«Ich bitte alle Einwohner Madrids, ihre Bewegungen auf ein absolutes Minimum zu beschränken. Wir wollen alle Strassen freihalten», sagte der Bürgermeister von Madrid, José Luis Martínez-Almeida, laut «BBC».
Der Bürgermeister bittet die Einwohner, die Notdienste nur dann anzurufen, wenn es «wirklich dringend» ist: «Wenn Notrufe unbeantwortet bleiben, gehen Sie persönlich zur Polizei und zur Feuerwehr, wo man versuchen wird, sich um alle Notfälle zu kümmern.»
Stromausfall in Spanien ist auch in der Schweiz messbar
Die grossflächigen Stromausfälle in Spanien und Portugal haben aktuell keine Auswirkungen auf das Schweizer Übertragungsnetz. Allerdings waren die Veränderungen der Frequenz im europäischen Verbundnetz nach Angaben von Swissgrid auch in der Schweiz messbar.
Die Schweizer Netzbetreiberin habe dem spanischen Netzbetreiber Unterstützung angeboten, teilte Swissgrid am Montag auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP mit.
Für das Schweizer Stromnetz stellen die Unterbrüche laut Swissgrid keine aussergewöhnliche Situation dar. Es sind demnach keine Massnahmen nötig geworden, wie Swissgrid weiter schrieb. Versorgungsunterbrüche habe es hierzulande keine gegeben. Die betroffenen Netzbetreiber hätten die Ursachenanalyse gestartet.
Aus noch ungeklärten Gründen ist am Montagmittag in ganz Spanien der Strom ausgefallen. Das berichtet die spanische Nachrichtenagentur EFE. Der Vorfall ereignete sich gegen 12.30 Uhr.
In den sozialen Medien meldeten sich zahlreiche Nutzer und berichteten, sie hätten keinen Strom. Die Nutzer kamen teilweise auch aus Portugal.
Dauer des Stromausfalls unklar
Die spanische Zeitung «La Vanguardia» berichtete von einem plötzlichen Stromausfall in ganz Spanien, Portugal und Andorra. Demnach sollen auch Teile Frankreichs betroffen sein. Vom Stromausfall ausgenommen sind die Balearen und die Kanarischen Inseln.
Endesa, ein Energieanbieter mit Sitz in der spanischen Hauptstadt Madrid, meldete einen landesweiten Stromausfall. Der nationale Übertragungsnetzbetreiber in Spanien, Red Eléctrica Española (REE), gab gegen 13 Uhr bekannt, man arbeitete an der Wiederherstellung der Stromversorgung. Ein Notfallplan sei aktiviert worden. Noch ist unklar, wann der Stromausfall behoben wird. Auch die Ursache war zunächst noch unklar. «Alle Ressourcen werden eingesetzt, um das Problem anzugehen», teilte das Unternehmen mit.
Der portugiesische Stromversorger EDP bestätigte, dass es in ganz Portugal zu einem Stromausfall kam und die Verbraucher keinen Zugang zum Netz haben. Das portugiesische Ministerium für öffentliche Sicherheit schliesst laut «RTP Noticias» die Möglichkeit eines Cyberangriffs nicht aus.
Lissaboner Metro betroffen
In Spanien standen Züge still. Das Problem betraf offenbar das gesamte Streckennetz. Der Bahnhof Atocha in Madrid wurde aufgrund der Situation evakuiert. In Barcelona war die U-Bahn ausser Betrieb. Tausende Fahrgäste sassen fest und mussten evakuiert werden.
In der portugiesischen Hauptstadt Lissabon ging in der Metro nichts mehr. Menschen wurden aus den Stationen evakuiert. Laut «Sky News» brach auch das Telekommunikationsnetz in Teilen Spaniens und Portugals zusammen. Auf den Strassen Lissabons, Barcelonas und Madrids waren alle Ampeln ohne Stromversorgung. Viele Spitäler auf der iberischen Halbinsel stellten auf Notstromversorgung um.
In der spanischen Küstenstadt Alicante dauerte der Stromausfall dagegen nur wenige Minuten. Ampeln und Telefonnetz waren nach kurzer Zeit wieder verfügbar.
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