Nicht nur mich, auch die Autoredaktions-Kollegen haut es im neuen Dauertester Porsche Taycan Turbo glatt aus den Socken. «680 Overboost-PS lassen den Mageninhalt hüpfen!», heisst es etwa in unserem ersten Testbericht vom Herbst. Das kann man wohl sagen: Praktisch geräuschlos schiesst der Allradler in nur 3,2 Sekunden auf Tempo 100 – gewaltig, wenn 850 Nm Elektrokraft die ja fast 2,4 Tonnen schwere Sportlimousine schlagartig und unerbittlich losschnellen lassen.
Sensationell ist nicht nur der Vortrieb. Der dank 93-kWh-Akku im Boden extrem tiefe Schwerpunkt lässt den Taycan förmlich mit dem Asphalt verschmelzen – er giert durch Kurven, als könne er die Gesetze der Physik aushebeln. Kann er nicht, logisch. Abgesehen davon, dass man vor lauter Fahrspass ans Tempolimit denken muss, wenn man auf Pässen durch Haarnadeln jagt: Der Taycan ist so mühelos schnell, dass man früh genug in die exzellente Sport-Bremsanlage treten muss.
Wie weit kommt er?
Hinzu kommt: Umso rasanter wir unterwegs sind, desto schneller schmilzt die Reichweite. So kommen wir zur Frage aller Elektrofragen: Wie weit kommt der Taycan Turbo denn? Also nicht in der Hochglanzbroschüre, sondern im Alltag? Besonders im Winter ein Thema. Denn wie wir Menschen fühlt sich ein Lithium-Ionen-Akku bei rund 10 bis 30 Grad Celsius am wohlsten. Zu Beginn unseres Langzeit-Tests schaffen wir im Schnitt 370 bis 420 Kilometer. Nicht schlecht, gibt Porsche doch Werte zwischen 380 und 450 Kilometern für den Taycan Turbo an.
Doch in den letzten Wochen mit Frost steigen die Werte nie über 330 Kilometer, mit viel Autobahn sind es knappe 300 Kilometer – wie alle Elektroautos muss der Taycan trotz ausgeklügeltem Thermo-Management dem Winter Tribut zollen.
Antrieb 2 E-Motoren, 680 PS (460 kW), 850 Nm@1/min, 2-Stufen-Automat, Allrad
Fahrleistungen 0–100 km/h 3,2 s, Spitze 260 km/h (limitiert), Reichweite WLTP/Test 381–450/300–421 km
Masse Länge/Breite/Höhe 4,97/1,97/1,38 m, Gewicht 2380 kg, Laderaum v./h. 81/366 l
Umwelt Verbrauch WLTP/Test 26,0/26,7 kWh/100 km, 0/0 g/km CO2, Energie A
Preise ab 185'000 Franken, Testwagen inkl. Optionen 207'980 Franken, Taycan-Basis (408 PS) ab 100'300 Franken
Antrieb 2 E-Motoren, 680 PS (460 kW), 850 Nm@1/min, 2-Stufen-Automat, Allrad
Fahrleistungen 0–100 km/h 3,2 s, Spitze 260 km/h (limitiert), Reichweite WLTP/Test 381–450/300–421 km
Masse Länge/Breite/Höhe 4,97/1,97/1,38 m, Gewicht 2380 kg, Laderaum v./h. 81/366 l
Umwelt Verbrauch WLTP/Test 26,0/26,7 kWh/100 km, 0/0 g/km CO2, Energie A
Preise ab 185'000 Franken, Testwagen inkl. Optionen 207'980 Franken, Taycan-Basis (408 PS) ab 100'300 Franken
Crux mit dem Laden
Umgekehrt kann der Taycan Turbo theoretisch mit einer Leistung von bis zu 270 kW laden. Das bedeutet: Fahren wir mit quasi leerem Akku am Schnelllader vor, dann wären nach rund 22 Minuten wieder 80 Prozent Akku-Kapazität erreicht.
Umso erstaunter sind wir, als wir kürzlich am Schnelllader mit noch 50 Prozent Rest-Akkustand anstecken: Mit relativ schlappen 48 kW «tanken» wir in 30 Minuten nur Strom für 100 Kilometer. Was war da los? Ein Porsche-Mitarbeiter erklärt uns: «Um mit voller Leistung laden zu können, sind zwei Faktoren entscheidend: Zum einen muss sich die Batterietemperatur zwischen 30 und 35 Grad befinden, zweitens muss der Akkustand unter fünf Prozent liegen.»
Akku ist ein Kinosaal
«Sie müssen sich den Akku wie einen Kinosaal vorstellen», heisst es weiter. «Je mehr Leute schon auf den Stühlen sitzen, desto länger müssen Sie suchen, bis Sie einen freien Platz finden. Da der Akkustand bei über 50 Prozent lag, war ein ganz schnelles Laden nicht mehr möglich.» Ideal sei, wenn nicht nur der Akku auf niedrigem Stand, sondern auch die nächste Ladesäule im Navi einprogrammiert sei: «Dann weiss das Fahrzeug, dass sich der Akku zum Zeitpunkt X auf Idealtemperatur befinden muss.» Bei Elektroautos muss man eben auch beim «Tanken» ein wenig umdenken. Ob unser Dauertest-Wagen tatsächlich auch das rasante Turboladen beherrscht, das klären wir im nächsten Zwischenbericht.