Neuer Skoda Octavia Combi im ersten Test
Ein echtes Sparwunder

Überraschend zu sein ist seine Sache eigentlich nicht: Auch der neue Skoda Octavia Combi bleibt seinen Leisten treu. Und sorgt dann doch für eine Überraschung: In unserem ersten Vorab-Test in der Schweiz entpuppt er sich als Sparwunder.
Publiziert: 29.05.2020 um 00:59 Uhr
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Aktualisiert: 09.12.2020 um 22:22 Uhr
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Gewohnter Anblick: Trotz schärferer Linien und cooler LED-Lichter wirkt der neue Skoda Octavia Combi fast bekannt.
Foto: Timothy Pfannkuchen
Timothy Pfannkuchen

Wollten wir eine Bank ausrauben, wäre dies unser Fluchtwagen: Keiner, aber wirklich keiner schaut hin. Ein Skoda Octavia Combi in Silbermetallic ist wie eine Tarnkappe. Komisch eigentlich: Nach dem mässig gelungenen «Vier-Augen-Gesicht» des alten sieht der neue Octavia deutlich schärfer aus. Schärfer für Skoda-Massstäbe eben: Auch die vierte Octavia-Auflage bleibt unauffällig.

So weit Business as usual, schliesslich ist der Kombi (mangels Kunden entfällt in der Schweiz die Limousine) genau mit dieser Ausgewogenheit bis an die Grenze zur Langeweile zum meistverkauften Auto geworden: Im Alltag wollen wir eben kein Spektakel, sondern solide Tugenden für jeden Fall der Autofälle.

Auf in die Edel-Liga

Etwas mehr tut sich drinnen. Auf den ersten Blick bleibt alles typisch Octavia, mal abgesehen von den Digital-Instrumenten. Auf den zweiten entdeckt man Feinheiten. Weichgeschäumte Oberflächen, Stoffbezug am Armaturenbrett, ein gestochen scharfer Touchscreen: Da hat Mladá Boleslav (Skodas Hauptsitz) aber tüchtig Edelgas gegeben, um dem Tschechen das letzte bisschen Arbeiterklasse auszutreiben.

Auch, um ihn abzugrenzen: Der Scala wetteifert in der «Golf-Klasse», der VW-Golf-Bruder Octavia streckt sich bis in die Mittelklasse. Platz gibts in Hülle und Fülle, wobei der Fortschritt kleiner ist als erwartet. Aber im Fond streckt man die Beine, und im Laderaum (640–1700 l) kann man Studentenbuden zügeln.

Pfiffig in der Praxis

Vorbild ist Skoda bei den Details. Überall Fächer und Haken und mehr. Und ein kluger Wischer: Wird im Regen die Sicht aus der Heckscheibe nach und nach schwieriger, muss man anderswo manuell ein- und ausschalten – denn das Intervall liefe zu oft trocken. Der Octavia hingegen lässt bei laufendem vorderem ab und zu selbst den hinteren Wischer einen Takt laufen (und schaltet wie manche Autos klugerweise von Tagfahr- auf Abblendlicht). Umso seltsamer: Lautstärke-Regelung über Tasten und Touch-Leiste statt Drehknopf – ein Auto-Ärgernis der Moderne.

Unauffällig harmonisch

Keine Experimente gibts unterwegs. Der Octavia fährt im Vorab-Test um einen Hauch rauer als sein Technik-Bruder, der neue VW Golf, was meckern auf extrem hohem Niveau ist – denn der Octavia muss ja mehr schleppen können. Stärker auf Komfort getrimmt ist er, aber Kurven nie abgeneigt, die Lenkung klasse. Unter dem Strich perfekt harmonisch, selbst die Fahrmodi-Einstellung brauchts fast nie.

Der Zweiliter-Turbodiesel mit 150 PS (110 kW, 340 Nm bei 1700–2750/min) mit Frontantrieb reicht locker (0–100 km/h in 8,8 s, Spitze 222 km/h). Eine Rakete? Nein, aber mit Reserven, die Überholen sicher machen. Fein gedämmt, und der Siebengang-Doppelkuppler-Automat kaschiert jede Anfahrschwäche.

Ui, ist der sparsam!

Die Überraschung folgt beim Tanken. Wir staunen, wie die Verbrauchsanzeige bei unserem kurzen Vorab-Test in die Knie geht – bis hinab auf drei Liter, trotz flotter Fahrt. Kann das sein für den 1,5-Tönner? Ab zur Tanke: 4,9 l/100 km haben sich die 150 PS gegönnt. Ein Sparwunder-Wert für einen kräftigen, 4,69 Meter langen Kombi mit Mittelklasse-Format – und unter Werkswert (5,4 l/100 km)! BLICK wirds später noch in einem ausführlicheren Test gegenprüfen.

Sparen hat seinen Preis

Allerdings ist Sparen teurer geworden: Mit Status und noblerem Flair steigt der Tarif. Der 2.0 TDI in der 150-PS-Version mit DSG kostet ab 36'440 Franken (Vorgänger ab 33'830 Fr.), der Testwagen «Style» mit vielen Optionen 50'267 Franken. Wohlgemerkt schon inklusive allerlei Boni, aber auch mit sauteuren Ergonomie-Sitzen samt Belüftung und Co. (3480 Fr.!) und allem, was moderne Autos können. Unter dem Strich angesichts der Vollausstattung ein guter Deal.

Anders gesagt: Skoda baut eben keine Billigware mehr – im Bösen, aber eben wie auch im Guten. Den Octavia-Erfolg wirds nicht bremsen: Das Paket stimmt.

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