Lucid Air startet in der Schweiz
So fährt sich das amerikanische Luxusauto

Als Luxusanbieter will Lucid den Elektroauto-Markt aufmischen. Mit hohem Komfort, viel Fahrspass und enormer Reichweite wollen sich die Amis von der Konkurrenz abheben. Preislich spielen sie definitiv im Luxussegment mit, doch wie fährt sich das Auto?
Publiziert: 17.10.2023 um 10:35 Uhr
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Aktualisiert: 17.10.2023 um 11:20 Uhr
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Der US-Elektro-Autobauer Lucid bringt sein erstes Modell Air nach Europa. Neben der Schweiz wird es nur noch in drei anderen Ländern Europas angeboten.
Foto: Lucid
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Lorenzo FulviRedaktor Auto&Mobilität

Der US-Elektro-Autobauer Lucid bringt sein erstes Modell Air nach Europa. Neben der Schweiz wird es nur noch in drei weiteren Ländern (Deutschland, Niederlande, Norwegen) angeboten. Bald werden jedoch weitere Länder dazukommen. Lucid entwickelt den Air in Kalifornien und baut ihn in Arizona – ein ur-amerikanisches Produkt also.

Doch wie bewährt sich der Ami auf europäischen Strassen? Die Limousine gibts in vier Varianten als Pure, Touring, Grand Touring und Dream – wir fahren bei unseren Testfahrten im Schwarzwald die ersten drei Versionen, die sich hauptsächlich durch ihre Ausstattung, Leistung und Reichweite unterscheiden.

Digitales Innenleben

Erst testen wir die schwächste Variante Pure. Wobei schwach übertrieben ist. Immerhin leistet auch das Basismodell 487 PS (338 kW) und 960 Nm. Dank grossem Radstand (2,96 m) gibts im Innenraum vorne und hinten viel Platz, einzig die Kopffreiheit ist minimal eingeschränkt. Der Kofferraum fasst 627 Liter, in den vorderen Frunk passen weitere 283 Liter. Und durch Umklappen der Rücksitze erweitert sich das Ladevolumen bis auf 1834 Liter.

Wer ist Lucid Motors?

Bereits 2007 startete Lucid Motors – damals noch unter dem Namen Atieva – als Zulieferer für Elektroantriebe. Sieben Jahre später ging es los mit der Entwicklung des ersten eigenen Modells namens Air. Seit 2016 trägt die Firma den Namen Lucid Motors und residiert seit 2019 im kalifornischen Newark (USA). Gebaut wird der Air im Werk in Casa Grande (Arizona, USA, Bild), ein weiteres Werk entsteht in Saudi-Arabien. Im Endausbau sollen 300'000 Autos pro Jahr vom Band laufen.

Lucid Motors, wesentlich mitfinanziert vom saudi-arabischen Staatsfonds, hat ein sehr erfahrenes Führungsteam angeheuert: CEO Peter Rawlinson gilt als Vater des Tesla-Erfolgs, weil er als Entwicklungschef einst das Model S anschob. Der Hardware-Technikchef Eric Bach kam ebenfalls von Tesla. Die Finanzchefin Sherry House ist von General Motors zu Lucid gestossen, Designer Derek Jenkins stylte vorher Audis, Mazdas und VWs.

Lucid

Bereits 2007 startete Lucid Motors – damals noch unter dem Namen Atieva – als Zulieferer für Elektroantriebe. Sieben Jahre später ging es los mit der Entwicklung des ersten eigenen Modells namens Air. Seit 2016 trägt die Firma den Namen Lucid Motors und residiert seit 2019 im kalifornischen Newark (USA). Gebaut wird der Air im Werk in Casa Grande (Arizona, USA, Bild), ein weiteres Werk entsteht in Saudi-Arabien. Im Endausbau sollen 300'000 Autos pro Jahr vom Band laufen.

Lucid Motors, wesentlich mitfinanziert vom saudi-arabischen Staatsfonds, hat ein sehr erfahrenes Führungsteam angeheuert: CEO Peter Rawlinson gilt als Vater des Tesla-Erfolgs, weil er als Entwicklungschef einst das Model S anschob. Der Hardware-Technikchef Eric Bach kam ebenfalls von Tesla. Die Finanzchefin Sherry House ist von General Motors zu Lucid gestossen, Designer Derek Jenkins stylte vorher Audis, Mazdas und VWs.

Das Cockpit präsentiert sich nüchtern und aufgeräumt. Ähnlich wie bei BMW gibts auch bei Lucid einen dreigeteilten Curved-Bildschirm. In der Mitte lassen sich Geschwindigkeit oder Fahrtrichtungsanweisungen ablesen, links aktiviert man Licht und Wischer, rechts bedient man Musik und Navigation. Über der Mittelkonsole gibts einen weiteren Bildschirm, der das obere Display spiegelt, auf Wunsch aber auch ins Armaturenbrett eingefahren werden kann. Die Bildschirme reagieren schnell, können aber noch nicht zwei verschiedene Funktionen auf den beiden Touchscreens darstellen. Das will Lucid bald per Over-the-Air updaten.

Was uns am durchdachten Innenraum mit den optisch hübschen Materialien nicht ganz überzeugen kann, ist die Haptik und Qualität der Bedienschalter. Sie wirken billig montiert und wackelig, zudem nerven Windgeräusche und knarzende Sitze. Will der Newcomer aus Amerika die etabliere Oberklasse in Europa ernsthaft herausfordern, muss das besser werden. 

Reichweitenmeister

Das Fahrwerk ist komfortabel, aber straff genug abgestimmt, damit es nicht zu lästigen Wank- oder Nickbewegungen kommt. Trotz des gewaltigen Schubs (Pure: 0–100 km/h in 4,0 s, Touring: 3,6 s, Grand Touring: 3,2 s) hat der Allradler keinerlei Traktionsprobleme. Dank des grossen 92-kWh-Akkus verspricht Lucid bis zu 725 Kilometer WLTP-Reichweite bei einem Verbrauch von 14,1 kWh/100 km. Wir kommen bei unserer Fahrt im Schwarzwald nicht unter 20 kWh/100 km, waren allerdings auch sportlich unterwegs. Der Ladestopp erfolgt an der Schnellladesäule mit bis zu 250 kW – somit braucht der Air für zusätzliche 400 Kilometer Reichweite nur 20 Minuten.

Lucid Air

Pure

Antrieb 2 Elektromotoren, 487 PS (358 kW), 930 Nm, Allradantrieb, Akku netto 92 kWh, Laden AC/DC 22/250 kW
Fahrleistungen 0–100 km/h in 4,0 s, Spitze 270 km/h, Reichweite WLTP 725 km
Masse L/B/H 4,98/1,94/1,41 m, Gewicht 2360 kg, Laderaum 627–1834 l
Umwelt WLTP 14,1 kWh/100 km, 0 g/km CO₂ lokal, Energieklasse A
Preise ab 125'000 Franken

Touring

Antrieb 2 Elektromotoren, 629 PS (462 kW), 1200 Nm, Allradantrieb, Akku netto 92 kWh, Laden AC/DC 21/250 kW
Fahrleistungen 0–100 km/h in 3,6 s, Spitze 225 km/h, Reichweite WLTP 725 km
Masse L/B/H 4,98/1,94/1,41 m, Gewicht 2360 kg, Laderaum 627–1834 l
Umwelt WLTP 14,1 kWh/100 km, 0 g/km CO₂ lokal, Energieklasse A
Preise ab 145'000 Franken

Grand Touring

Antrieb 2 Elektromotoren, 830 PS (611 kW), 1200 Nm, Allradantrieb, Akku netto 112 kWh, Laden AC/DC 22/300 kW
Fahrleistungen 0–100 km/h in 3,2 s, Spitze 270 km/h, Reichweite WLTP 839 km
Masse L/B/H 4,98/1,94/1,41 m, Gewicht 2360 kg, Laderaum 627–1834 l
Umwelt WLTP 14,9 kWh/100 km, 0 g/km CO₂ lokal, Energieklasse A
Preise ab 175'000 Franken

Pure

Antrieb 2 Elektromotoren, 487 PS (358 kW), 930 Nm, Allradantrieb, Akku netto 92 kWh, Laden AC/DC 22/250 kW
Fahrleistungen 0–100 km/h in 4,0 s, Spitze 270 km/h, Reichweite WLTP 725 km
Masse L/B/H 4,98/1,94/1,41 m, Gewicht 2360 kg, Laderaum 627–1834 l
Umwelt WLTP 14,1 kWh/100 km, 0 g/km CO₂ lokal, Energieklasse A
Preise ab 125'000 Franken

Touring

Antrieb 2 Elektromotoren, 629 PS (462 kW), 1200 Nm, Allradantrieb, Akku netto 92 kWh, Laden AC/DC 21/250 kW
Fahrleistungen 0–100 km/h in 3,6 s, Spitze 225 km/h, Reichweite WLTP 725 km
Masse L/B/H 4,98/1,94/1,41 m, Gewicht 2360 kg, Laderaum 627–1834 l
Umwelt WLTP 14,1 kWh/100 km, 0 g/km CO₂ lokal, Energieklasse A
Preise ab 145'000 Franken

Grand Touring

Antrieb 2 Elektromotoren, 830 PS (611 kW), 1200 Nm, Allradantrieb, Akku netto 112 kWh, Laden AC/DC 22/300 kW
Fahrleistungen 0–100 km/h in 3,2 s, Spitze 270 km/h, Reichweite WLTP 839 km
Masse L/B/H 4,98/1,94/1,41 m, Gewicht 2360 kg, Laderaum 627–1834 l
Umwelt WLTP 14,9 kWh/100 km, 0 g/km CO₂ lokal, Energieklasse A
Preise ab 175'000 Franken

Wir steigen um und fahren jetzt die stärkere Variante Grand Touring. Von der Leistungsexplosion der 830 PS (611 kW) und 1200 Nm sind wir beeindruckt. Enorm, was abgeht, wenn man aufs Gas drückt. Die mit 112 kWh noch etwas grössere Batterie ermöglicht eine WLTP-Reichweite von bis zu 839 Kilometern, verspricht Lucid. Auch hier allerdings nur, wenn man mit sanftem Gasfuss unterwegs ist.

Erstaunlich: Trotz der grösseren Batterie dauert der Ladestopp beim Grand Touring nicht länger. Dank 900-Volt-Architektur und einer Ladeleistung von bis zu imposanten 300 kW tankt der Air Grand Touring 400 zusätzliche Kilometer in nur 15 Minuten. Nachteil der grösseren Batterie: Sie ist nicht nur schwerer, sondern schränkt auch den Fussraum für die hinten sitzenden Passagiere ein.

Lucid-SUV heisst Gravity

Das zweite Modell von Lucid wird ein SUV mit Namen Gravity – natürlich rein elektrisch. Der Crossover soll 2024 starten und bis zu sieben Sitzplätze bieten. Noch halten sich die Amerikaner mit weiteren Details zurück. Er soll in Sachen Performance und Reichweite aber auf Augenhöhe mit der Limousine Air sein. Das würde 500 bis 1000 PS Leistung, Allrad und bis zu 900 Kilometer Reichweite entsprechen. Weitere Fakten will Lucid Anfang nächsten Jahres bekannt geben, wenn die Reservation für den SUV Gravity startet.

Lucid

Das zweite Modell von Lucid wird ein SUV mit Namen Gravity – natürlich rein elektrisch. Der Crossover soll 2024 starten und bis zu sieben Sitzplätze bieten. Noch halten sich die Amerikaner mit weiteren Details zurück. Er soll in Sachen Performance und Reichweite aber auf Augenhöhe mit der Limousine Air sein. Das würde 500 bis 1000 PS Leistung, Allrad und bis zu 900 Kilometer Reichweite entsprechen. Weitere Fakten will Lucid Anfang nächsten Jahres bekannt geben, wenn die Reservation für den SUV Gravity startet.

Eroberte US-Elektropionier Tesla Europa nicht zuletzt auch dank günstigen Kampfpreisen, bittet Lucid seine Kunden ordentlich zur Kasse. Schon das Basismodell Air Pure kostet stolze 125’000 Franken, den stärkeren Touring gibts ab 145’000 und den Grand Touring ab 175’000 Franken. Und der von uns leider nicht gefahrene Dream gibts gar erst ab 210’000 Franken. Ob bei solchen Preisen ein erfolgreicher Europa-Start der jungen US-Luxusmarke nicht eher ein Traum bleibt?

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