Man muss sich diese Zahl mal auf der Zunge zergehen lassen: 607 Kilometer. Heissts nicht immer, die Reichweite sei das Hindernis auf dem Weg ins Elektro-Zeitalter? Fährt man «unseren» Dauertestwagen Hyundai Kona Electric sparsam, steht nach dem Laden diese Reichweite im Display. Auf Schleichfahrt? Keineswegs. Doch dazu später.

Weil der Hyundai Kona als erster Elektriker ins Boom-Segment der City-SUVs fährt und wir wissen wollen, wie gut es sich durch den Alltag stromern lässt, ist die Autoredaktion nun elektrisch unterwegs. Günstig? Ein vergleichbarer Benzin-Kona kostet fast 10'000 Franken weniger. Teuer? Ein Mittelklasse-Kombi kostet ähnlich viel (Kona ab 46'990 Fr.), Schweizer Neuwagen im Schnitt 46’000 Franken. Und man spart später: Strom für 100 Kilometer kostet selbst samt Ladeverlusten je nach Tarif nicht mal zwei Franken.

Normales Cockpit, viel Alltagstalent

Im Cockpit verkneifen sich die Südkoreaner beim zweiten Stromer Experimente: Ein paar Zusatzanzeigen und -funktionen, der Rest gewohnt praktisch. Ein Raumriese ist der Kona nicht: Hier summt der typische Familien-Zweitwagen mit genug, aber nicht irre Platz. Umgekehrt ist dafür das Format (4,18 m Länge) ebenso City-freundlich wie das leicht erhöhte Sitzen. 

Kein Sportler, aber richtig schnell

Die Lenkung ist luftig, die Leichtlauf-Pneus quietschen in schnellen Kehren derart früh um Hilfe, dass man schmunzelt. Doch flitzt der Kona sicher und behände um Kurven, wirkt nie bleischwer und federt sehr angenehm. Allrad hat er nicht. Aber Pfupf! Das Gesicht des GTI-Fahrers hinter uns, wenn sich 150 kW (204 PS) ab der ersten Umdrehung explosiv, gangwechselfrei und flüsterleise entladen, während der GTI erst Drehzahl und Gänge sortieren muss – das hat schon was.

Laden klappt prima (siehe Video) –, und schon nach bislang knapp 5000 Kilometern schafft die Reichweite jenes Vertrauen, das selbst die nichtladenden Laternenparkierer der Autoredaktion das Weekend aufladefrei im Kona verbringen lässt. 

Mal 466, mal 593 Kilometer weit

Auf dem Papier sinds 449 Normkilometer, im Testschnitt 466 Kilometer (samt Klimaanlage; kostet 10 bis 20 Kilometer) pro Ladung. Mehr geht nicht? Aber hallo! Schaltet man die Klimaanlage auch mal aus, fährt bewusst und mit manuellem Variieren der (sonst automatischen) Rekuperation (Widerstand zur Strom-Rückgewinnung) und setzt sie nur ein, wenns wirklich Sinn macht (z.B. bergab zum Tempo halten), liegen durchs häufige Dahinrollen 593 Kilometer drin – wohlgemerkt ohne Schleichen, mit Berg- und Staufahrt. Nach dem nächsten Laden zeigt die zuverlässige Reichweiten-Anzeige dann satte 607 Kilometer an!

Bald auf deutschen Autobahnen

Illusorisch? Keineswegs. Und man kann so fahren – muss aber nicht, weils auch so immer reicht. Unser erstes Fazit: Ja, so klappt das mit der E-Mobilität. Nun sind wir gespannt, wie es weitergeht. Pannen gabs noch keine, bald reist der Kona zum ersten Mal über deutsche Autobahnen, und im Winter heizen musste er auch noch nie. Jedenfalls heizt er der Konkurrenz schon ein – denn wo Luxusstromer wie der Audi E-Tron schon laden müssen, summt der Hyundai weiter.