Es grenzt schon fast an Majestätsbeleidigung, bei diesem Auto von einer Basisversion zu sprechen. Und doch ist das, was hier so opulent vor uns steht, quasi die Downsizing-Variante des eleganten Continental GT Convertible aus dem britischen Hause Bentley. Downsizing? Weniger Hubraum, weniger Zylinder wegen weniger Spritverbrauch.
Aber weniger ist relativ. Denn nachdem das Coupé wie auch das Cabrio des Luxusliners bereits seit längerem mit einem mächtigen Sechsliter-Zwölfzylindermotor auf dem Markt sind, haben die Briten nun auch ihren Continental mit dem Vierliter-V8-Biturbo unter der riesigen Haube bestückt.
Antrieb: 4,0-V8-Biturbo-Benziner, 550 PS (404 kW), 770 Nm@2500/min, 8-Gang-Doppelkupplungsautomat, 4x4
Fahrleistungen: 0–100 km/h in 4,1 s, Spitze 318 km/h
Masse: L/B/H 4,85/1,95/1,40 m, 2335 kg, Ladevolumen 235 l
Verbrauch: Werk/Test 11,4/13,5 l/100 km, 260/320 CO2/km, Energie G
Listenpreis: ab 243'600 Franken
Plus: Ausserordentlicher Komfort, beste Verarbeitung, erstaunliche Dynamik
Minus: Überladene Mittelkonsole, wenig Platz im Fond und Kofferraum
Antrieb: 4,0-V8-Biturbo-Benziner, 550 PS (404 kW), 770 Nm@2500/min, 8-Gang-Doppelkupplungsautomat, 4x4
Fahrleistungen: 0–100 km/h in 4,1 s, Spitze 318 km/h
Masse: L/B/H 4,85/1,95/1,40 m, 2335 kg, Ladevolumen 235 l
Verbrauch: Werk/Test 11,4/13,5 l/100 km, 260/320 CO2/km, Energie G
Listenpreis: ab 243'600 Franken
Plus: Ausserordentlicher Komfort, beste Verarbeitung, erstaunliche Dynamik
Minus: Überladene Mittelkonsole, wenig Platz im Fond und Kofferraum
Powerplus kaum auszumachen
In nackten Zahlen heisst das: Statt 635 PS und gigantischen 900 Nm des W12 werden im V8 «nur» 550 PS und 770 Nm an die vier 21-Zoll-Walzen verteilt. Das spart aber auch Sprit: Statt 14 Liter Normverbrauch stehen beim Achtzylinder lediglich 11,4 l/100 km im Datenblatt. Was allerdings wiederum Abstriche beim prestigeträchtigen Sprintwert bis zur 100-km/h-Marke bedeutet: Hier fährt der Zwölfzylinder vorneweg – auch wenn der Abstand mit 3,7 zu 4,1 Sekunden in der Praxis wohl kaum auszumachen ist.
In Luxus eingebettet
Womit wir bei der Frage wären, obs beim V8 – am kleinen Signet über den vorderen Kotflügeln zu erkennen – punkto Prestige Abstriche gegenüber dem W12 gibt. Steigen wir ins nach Leder duftende Innere – Veganer dürften schon beim Einstieg den Rückwärtsgang einlegen. Unsere Hände gleiten über die zarten Ledersessel, weiter über die geschmeidige Armaturentafel, ebenfalls mit rotem Leder überzogen. Und wir entdecken Anleihen an die lange Tradition der britischen Luxusmarke wie die über Chromhebel zu öffnenden und schliessenden Lüftungsdüsen. Erster Eindruck: Das ist schon alles sehr edel und klasse gemacht.
Doch es gibt auch Verbesserungspotenzial: bei der mit Knöpfen überladenen Mittelkonsole etwa oder den Digitalarmaturen, die wir – abgesehen vom reinen Layout – genauso gut in einem Golf vorfinden könnten. Hier wäre etwas weniger Digitalisierung mehr gewesen. Apropos wenig: Platz finden auf der hinteren «Strafbank» höchstens Kinder – und auch die müssen die Beine anziehen. Und bei üppigen 4,85 Metern Länge wirken die 235 Liter Kofferraum ebenfalls recht bescheiden.
19-Sekunden-Schauspiel
Jetzt aber genug der Meckerei: Wir erwecken die acht Töpfe mittels Druck auf die Starttaste zum Leben. Ein seidiges Wummern durchbricht die Ruhe im perfekt gedämmten Innenraum. Noch ein Knopfdruck, und das Schauspiel der mächtigen Dachkonstruktion beginnt – exakt 19 Sekunden später ist die sechsfach gedämmte Stoffhaube hinter unseren Köpfen verschwunden.
Nur ganz wenige Marken vermitteln ein solch erhabenes Gefühl am Steuer – Bentley gehört definitiv dazu. Die Adaptivdämpfer bügeln auch grobe Unebenheiten perfekt aus, und das Doppelkupplungsgetriebe schaltet fast so sanft wie eine Wandlerautomatik durch die Gänge. Doch wenn wir den Fahrmodi-Drehschalter von Komfort auf Sport bewegen, ists vorbei mit dem britischen Understatement: Das sanfte Wummern des Achtzylinders weicht einem Donnergrollen, und der Continental GT strafft seine Muskeln. Erstaunlich, wie exakt und agil selbst ein über 2,3 Tonnen schweres Schiff durch enge Kehren gejagt werden kann. Und von einer Untermotorisierung möchten wir unter keinen Umständen sprechen.
Das fahraktivere Auto
Und so fällt auch unser Fazit aus: Für den Stammtisch in Monaco mögen vier Zylinder mehr oder weniger möglicherweise eine Rolle spielen. Doch mit knapp 100 Kilo weniger auf den sowieso prallen Hüften ist der V8-GTC gegenüber dem Zwölfzylinder vielleicht sogar das fahraktivere Auto. Wobei: Auf die Rennstrecke geht man mit diesem Edelschiff sowieso nicht. Vielmehr geniesst man die Erhabenheit und das Wissen, stets genug zu haben von allem: Luxus, Power und Prestige. Auch mit acht Zylindern unter der Haube.