So geht eine Vollbremsung
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Wichtige Tipps:So geht eine Vollbremsung

Unfälle verhindern: 4 Tipps fürs richtige Bremsen
Die Vollbremsung beherrscht kaum jemand

Kaum etwas ist so wichtig beim Fahren wie das Bremsen. Doch so banal sich das Thema anhört, so häufig machen wir es falsch! Ein Experte erklärt, wie richtiges Bremsen geht.
Publiziert: 07.01.2021 um 08:35 Uhr
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Aktualisiert: 25.08.2022 um 19:34 Uhr
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Zuerst zeigt ASSR-Zentrumsleiter und Fahrinstruktor Markus Ryhner, wie es nicht geht: Die Lehne ist zu wenig senkrecht eingestellt, die Arme gestreckt.
Foto: Andreas Engel
Andreas Engel

Wie vorausschauend man auch unterwegs ist: Schnell entsteht im Verkehr eine brenzlige Situation. Besonders jetzt, zu Schulbeginn, rennt schon mal ein Kind unvermittelt vors Auto – und man muss voll in die Eisen. Und auf der Autobahn kommt die fliessende Kolonne oft schlagartig zum Stillstand.

Um den Crash zu vermeiden, hilft dann meist nur noch eins: die Vollbremsung.

Punkt 1: Nur fit ans Steuer

Mal ganz ehrlich: Wann mussten Sie zuletzt eine harte Vollbremsung zum Stillstand machen? Auch bei BLICK-Autoredaktor Andreas Engel ist es länger her – also frischt er sein Wissen in der Antischleuderschule ASSR in Regensdorf ZH auf. Engel wird vom Zentrumsleiter und Fahrsicherheits-Experte Markus Rhyner unkonventionell begrüsst: «Waren Sie gestern im Ausgang?» Etwas verdutzt verneint der Autotester. «Das ist gut, denn wenn Sie nicht fit sind, werden Sie bei einer Vollbremsung oder in anderen heiklen Situationen nie schnell genug reagieren können», erklärt Rhyner.

Punkt 2: Sitz einstellen

Bevor es ernst wird, muss der Fahrersitz korrekt eingestellt werden (wie es richtig geht: Video oben oder ausführlicher Sitz-Ratgeber). Wichtig: Zuerst die Rückenlehne fast senkrecht stellen. Erst danach Sitz längs so einstellen, dass das rechte Bein bei fest getretenem Bremspedal noch leicht angewinkelt ist – nicht aber durchgestreckt! Auch sollte der Sitz für bessere Sicht nicht zu tief sein. Zudem Kopfstütze hoch genug (bündig zum Scheitel) einstellen.

Punkt 3: Genug Bremskraft aufbauen

Wir starten am Bremssimulator, einem umgebauten Subaru, an dem neben der Reaktionszeit die Bremskraft angezeigt wird. Redaktor Engel wartet mit dem Fuss auf dem Gaspedal auf das Zeichen in Form einer Ampel – die soll ein auf die Strasse rennendes Kind simulieren. Engel tritt zu wie gewohnt. «Was denken Sie, mit wie viel Kilo Sie gebremst haben?», fragt Rhyner. «Das war schon kräftig», findet Engel. Die Anzeige widerspricht: Während die Reaktionszeit in Bremsbereitschaft mit 0,35 Sekunden im Rahmen liegt (sie ist quasi immer so und kann kaum trainiert werden), lag die Bremskraft bei nur 20 Kilo!

«Auch wenn neue Modelle über einen Bremskraftverstärker und oft sogar Notbremsassistent verfügen, kann das volle Potenzial und die maximale Verzögerung der Bremsanlage nur mit einem sogenannten Bremsschlag erreicht werden», erklärt der Experte. Das Bremspedal werde schlagartig durchgetreten und nicht, wie fälschlicherweise häufig, progressiv (erst zaghaft, dann immer fester). «Einen Nagel drückt man auch nicht in die Wand, man schlägt ihn ein. So müssen Sie sich eine Vollbremsung vorstellen.»

Punkt 4: Auf das Tempo kommt es an

Und siehe da: Beim zweiten Anlauf werden 120 Kilo angezeigt. «Sehr gut, 80 Kilo hätten schon genügt», sagt Rhyner. Nun wiederholen die beiden den Test auf dem Übungsplatz. Engel fährt im neuen Seat Leon mit 50 km/h die Piste runter und wartet darauf, dass die im Asphalt eingefassten LEDs rot aufleuchten. Bis Engel reagiert (der Reaktionsweg), legt das Auto bei normaler Fahrweise über 20 Meter zurück – in Bremsbereitschaft reduziert sich der Reaktionsweg entsprechend. Dazu kommt der reine Bremsweg von nochmal 12 Metern Bremsweg. Macht im Alltag 32 Meter von 50 auf 0 km/h.

«Nun wiederholen wir die Übung mit 60 km/h», sagt der Instruktor. Mit zwei Plastikzylindern markiert er die Stelle, an der der Seat mit 50 km/h schon stand. Engel fährt 60 km/h, bremst – und sieht die Zylinder fliegen. «Durch die höhere Geschwindigkeit hat sich der Reaktionsweg verlängert», erklärt Rhyner: «Dort, wo Sie mit 50 km/h gehalten hätten, waren Sie nun noch 43 km/h schnell! So viel können ein paar Stundenkilometer ausmachen!»

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