Eine aktuelle Analyse des Online-Vergleichsdiensts Comparis zeigt riesige Preisunterschiede für Anwohnerparkkarten in den 40 grössten Schweizer Gemeinden. «Wie in vielen anderen Bereichen ist die Schweiz auch bei den Parkkarten ein Flickenteppich. Das zeigt sich sowohl in den immens unterschiedlichen Tarifen als auch in den verschiedenen Richtlinien für die Vergabe von Anwohnerparkkarten», beobachtet Comparis-Mobilitätsexperte Adi Kolecic.
Westlich gelegene Regionen zeigen sich grosszügiger als Städte in der östlichen Schweiz. So kostet eine Dauerparkkarte für die blaue Zone in allen Genfer Gemeinden 200 Franken, in Neuenburg nur 110 Franken. Anwohner in La Chaux-de-Fonds erhalten eine Jahresparkkarte sogar kostenlos! Sie müssen lediglich eine Bearbeitungsgebühr von 20 Franken entrichten. Auffallend günstig sind auch die Städte Thun (220 Franken) und Bern (264 Franken). «Die günstigsten Dauerparkkarten gibt es oft in Städten mit hohen Steuern – also tendenziell in der Westschweiz», sagt der Comparis-Experte. So habe etwa Genf mit über 43 Prozent den höchsten Einkommenssteuersatz, in Zug ist er mit knapp 23 Prozent deutlich niedriger.
Rot-grüne Städte nicht teurer
Die Preisgestaltung lässt sich jedoch nicht direkt mit der politischen Ausrichtung in Verbindung bringen. Während links-grün dominierte Städte oft eine strengere Umweltpolitik verfolgen, zeigt sich bei den Gebühren für Dauerparkkarten kein eindeutiger Zusammenhang. So gehören Städte wie La Chaux-de-Fonds (64 % links-grüne Sitze im Gemeindeparlament), Genf und Bern (je 55 Prozent) zu den günstigsten. Gleichzeitig sind in Städten mit hohen Parkgebühren eher bürgerliche Mehrheiten vorherrschend. Dazu gehören etwa Wetzikon ZH – mit 960 Franken pro Jahr die teuerste Stadt im Vergleich –, wo der links-grüne Anteil bei lediglich 36 Prozent liegt, Wil SG (33 %) oder Zug (31 %). «Die Preise für Dauerparkkarten hängen weniger von der politischen Farbe einer Stadt ab als von wirtschaftlichen Rahmenbedingungen», sagt Mobilitätsexperte Adi Kolecic. «Hohe Gebühren finden sich oft in finanzstarken Gemeinden.»
Die noch günstigen Dauerparkkarten in Bern werden nicht von langer Dauer sein. 2023 haben die Stimmberechtigten einer Erhöhung von 264 auf 492 Franken zugestimmt. Doch die Umsetzung verzögert sich wegen laufender Beschwerden. In Basel sind die Preise bereits stark gestiegen: Seit 2025 kostet eine Anwohnerparkkarte dort bis zu 512 Franken statt bisher 284 Franken. In Zürich ist eine deutliche Erhöhung der Gebühren geplant. Zudem sollen strengere Bedingungen gelten. Allerdings wurde gegen den Entscheid das Referendum ergriffen. Im Herbst 2025 kommt es zu einer Volksabstimmung.
Öffentlicher Raum wird teurer
Der Trend ist klar: Dauerparkkarten werden immer teurer werden. Das belastet vor allem Autofahrende ohne eigene Stellplätze. «Die steigenden Gebühren sind ein klares Zeichen dafür, dass der öffentliche Raum immer teurer wird und Parkplätze zunehmend als wertvolle Ressource behandelt werden», so Kolecic. Die Preissteigerungen bleiben nicht unbeachtet. So hat der Preisüberwacher ein Kostenmodell für Dauerparkplätze entwickelt: Um faire Preise zu bestimmen, werden Landkosten, Herstellung und Bewirtschaftung der öffentlichen Parkplätze berücksichtigt. Die Gemeinden müssen vor jeder Gebührenerhöhung eine Empfehlung des Preisüberwachers einholen.
Immer mehr Schweizer Gemeinden vergeben Parkkarten nur dann, wenn kein privater Stellplatz zur Verfügung steht. Städte wie Biel, Winterthur oder Luzern setzen bereits auf diese Regelung, in Zürich ist sie geplant. Grund: Private Parkplätze werden oft lukrativ an Pendlerinnen und Pendler vermietet, statt von den Fahrzeughaltern selbst genutzt zu werden. Kolecic sagt aber auch: «In vielen Grossstädten sind private Stellplätze teuer – die monatlichen Kosten können mehrere Hundert Franken betragen. Das ist besonders für einkommensschwache Haushalte problematisch, die trotz hoher Wohnkosten auf ein Auto angewiesen sind – sei es für die Arbeit oder die Betreuung von Angehörigen.»
Grosse Autos kosten mehr als kleine
Die ungebremste Beliebtheit von SUVs in der Schweiz führt nicht nur zu einem höheren Platzbedarf auf den Strassen, sondern auch zu einem wachsenden Parkplatzproblem in den Städten. Basel hat als erste Schweizer Stadt darauf reagiert und 2025 eine gestaffelte Parkgebührenregelung eingeführt: Während die Parkkarte für kleine Autos 332 Franken kostet, müssen Fahrer grösserer Fahrzeuge 512 Franken pro Jahr entrichten. Zürich plant eine ähnliche Regelung, wie sie in ähnlicher Form auch in Paris zur Anwendung kommt.
Der Comparis-Experte begrüsst die gestaffelte Parkgebührenregelung. «Grössere Fahrzeuge nehmen mehr Fläche in Anspruch. Eine differenzierte Gebührenstruktur schafft einen finanziellen Anreiz, kleinere und platzsparendere Autos zu nutzen.» Zudem könne diese Massnahme dazu beitragen, den Druck auf die knappen Parkflächen in den Städten zu verringern.
In der Schweiz werden kostenlose Parkplätze zunehmend zur Ausnahme. Während in Rapperswil-Jona SG das Parkieren in den Wohnquartieren gratis möglich ist, hat Winterthur ZH im Jahr 2024 die Gratis-Parkplätze in der weissen Zone abgeschafft. In anderen Gemeinden wie Wädenswil ZH gibt es zwar noch kostenlose Parkmöglichkeiten. Doch wer in der Zürichsee-Gemeinde das Auto über Nacht abstellt, zahlt eine Nachtparkgebühr von 540 Franken pro Jahr.