Parallelimporteur trotzt Chipkrise und Lieferproblemen
«Wir haben volle Lager mit fast 500 Autos»

Während sich Schweizer Marken-Garagisten über ihre leeren Neuwagen-Showräume ärgern, können Parallelimporteure trotz Versorgungskrise weiterhin gefragte Neuwagen sofort liefern. Wie das?
Publiziert: 23.02.2022 um 11:42 Uhr
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Seit bald einem Jahr ärgert die Chip-Versorgungskrise die Autoindustrie. Fehlende Elektronik-Bauteile behindern die Neuwagen-Produktion.
Foto: Oliver Killig
Raoul Schwinnen

In Krisen gibt es oft auch Gewinner. Während sich die offiziellen Schweizer Marken-Importeure und ihre Garagisten und Händler wegen der Chipkrise über ausbleibende Neuwagen, lange Lieferzeiten und leere Ausstellungsräume beklagen, kennt Roger Kunz (52), Verwaltungsratspräsident von Auto Kunz AG, solche Probleme offenbar kaum. So sagt der Parallelimporteur und Präsident des Verbandes freier Autohandel Schweiz (VFAS) aus Wohlen AG: «Wir haben trotz Chipkrise volle Lager mit fast 500 Autos.»

Was macht Roger Kunz anders als die offiziellen Marken-Garagisten, über deren leeren Showräume und Liefer-Probleme Blick kürzlich berichtete? «Wir kaufen weltweit und in grossen Mengen ein. Und wir erwerben Produktions-Kontingente und bereits produzierte Fahrzeuge aus Ländern, wo in der Schweiz gefragte Modelle noch verfügbar sind», erklärt der Aargauer Unternehmer.

Mehr Freiheiten

Solche Freiheiten sind der Vorteil eines Parallelimporteurs. Die offiziellen Importeure wie zum Beispiel die Amag, Emil Frey oder Astara und ihre Markenvertreter sind dagegen auf die vom Hersteller für die Schweiz gewährten Lieferkontingente und deren Modellmix angewiesen. Ist dieses Kontingent erschöpft und haben die Autoproduzenten keine weiteren Produktionsressourcen, haben die Schweizer Import- und Markenvertreter das Nachsehen und es entstehen lange Lieferfristen. Roger Kunz: «Während Markenhändler ihre Neuwagen nur beim Schweizer Generalimporteur bestellen können, kaufen wir weltweit unter Berücksichtigung der Währungsschwankungen und geopolitischen Ereignissen zu entsprechend guten Konditionen ein.»

Weniger Individualität

Der Nachteil beim Kauf eines Neuwagens bei Parallelimporteuren ist, dass deren Fahrzeuge fix konfiguriert sind. Individuelle Ausstattungs- oder Farbwünsche können nicht berücksichtigt werden. «Das stimmt nicht ganz», relativiert Roger Kunz. «Sollten wir für unsere Kunden tatsächlich nichts Passendes am Lager haben, können sie – die meisten – Autos bei uns nach Wunsch bestellen und wir platzieren diese Bestellung beim entsprechenden Hersteller. Unser Online-Konfigurator hilft dem Kunden, er kann damit in 28 Ländern vergleichen und so den günstigsten Preis innert weniger Sekunden finden.»

Gestiegene Frequenzen

Spürt das Autohaus Kunz, dass viele Schweizer Markenhändler derzeit nicht liefern können? Roger Kunz bestätigt mehr Anfragen und Traffic auf der Homepage, aber auch mehr Besuche und Abschlüsse vor Ort. Der VFAS-Präsident betont allerdings, dass er den seinen Erfolg nicht nur der aktuellen Chipkrise verdanke, sondern auch einer Discount-Preispolitik. Kunz: «Wir sind stolz, dass wir erfolgreich gegen die Hochpreisinsel Schweiz kämpfen und uns schon vor Jahrzehnten gegen Kartelle wehrten.»

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