Auch Elektroautos brauchen eine Umweltplakette
Zocken die Deutschen uns Schweizer ab?

Seit 2007 brauchen Autofahrer für viele deutsche Innenstädte eine sogenannte Umweltplakette. Was viele Schweizer nicht wissen: Diese Vorschrift gilt auch für Elektroautos.
Publiziert: 03.08.2022 um 15:49 Uhr
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Aktualisiert: 05.08.2022 um 11:15 Uhr
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Wegen zu hohen CO₂-Werten in vielen deutschen Metropolen ...
Raoul Schwinnen

Wer in unserem Nachbarland Deutschland mit seinem Auto ins Stadtzentrum von München, Stuttgart, Frankfurt oder Berlin fahren will, braucht dazu eine sogenannte Umwelt- oder Feinstaub-Plakette.

Seit 2007 gibts in Deutschland die «Verordnung zur Kennzeichnung der Kraftfahrzeuge mit geringem Beitrag zur Schadstoffbelastung». Diese Umwelt-Vignetten können für Preise zwischen fünf und 20 Euro beispielsweise beim deutschen ADAC, TÜV, Dekra oder den entsprechenden Stadtverwaltungen online gekauft werden und müssen am unteren rechten Rand der Windschutzscheibe sichtbar angeklebt werden. Auch der Schweizer TCS bietet unter www.schadstoffplakette@tcs.ch einen Service an. Allerdings kostet dort die deutsche Umweltplakette 24 Franken bzw. 28 Franken für Nicht-TCS-Mitglieder.

Theoretisch gibts vier Schadstoffgruppen (drei davon müssen als Kleber in Rot, Gelb oder Grün am PW ausgewiesen werden). Doch die Zufahrt in die inzwischen 65 Umweltzonen in Deutschland ist heute fast nur noch mit der grünen Plakette möglich. Diese grüne Plakette mit der Ziffer 4 symbolisiert die Schadstoffgruppe 4, zu der fast alle Benzinerautos mit geregeltem Katalysator, einige Diesel mit Partikelfilter, Erdgas-Fahrzeuge sowie Autos mit Flüssiggasantrieb gehören.

Auch E-Autos brauchen eine grüne Plakette

Wichtig, was aber viele Schweizer Touristinnen und Touristen, die mit ihrem Auto deutsche Innenstädte bereisen, nicht wissen: Auch reine Elektro- oder Brennstoffzellenautos werden der Schadstoffgruppe 4 zugeordnet und benötigen deshalb eine grüne Plakette mit der Ziffer 4.

Dass Elektroautos ohne CO2-Ausstoss bei unseren nördlichen Nachbarn dennoch eine Feinstaubvignette benötigen, wirkt auf den ersten Blick grotesk. Doch soll dies den fleissigen Gesetzeshütern die Kontrollarbeit erleichtern beim Erkennen, ob das Fahrzeug berechtigt ist, in die Umweltzone einzufahren oder nicht. Denn längst ist nicht mehr jedes Elektroauto auf Anhieb auch als solches zu identifizieren.

Veteranenfahrzeuge sind dagegen von dieser Vorschrift ausgenommen. Da stellt sich uns die Frage: Erkennen die deutschen Gesetzeshüter Schweizer Veteranenfahrzeuge? Denn im Unterschied zu Deutschland brauchen bei uns Oldtimer (über 30-jährige Fahrzeuge) kein spezielles Nummernschild.

Ohne gültigen Kleber drohen 100 Euro Busse

Weil Unwissenheit nicht vor Strafe schützt, empfiehlt es sich als Schweizer Tourist und vor allem als Elektroautofahrer unbedingt, sich vor der nächsten Fahrt in eine der deutschen Städte mit Umweltzonen eine grüne Etikette zu kaufen und diese auch korrekt an der Frontscheibe zu befestigen. Denn die deutschen Ordnungshüter kennen bei der Kontrolle kein Pardon und büssen bei fehlender Vignette mit 80 bis 100 Euro.

Schlaumeiern sei übrigens geraten, die Umweltplakette nicht als «Wechselkleber» für verschiedene Fahrzeuge zu verwenden. Denn lässt sich das Nummernschild des Fahrzeugs nicht sauber auf der Vignette ablesen, fehlt ganz oder korrespondiert nicht mit der Nummer auf dem Kleber, setzt es ebenfalls eine Busse von 100 Euro ab.

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