Die Produktion in der deutschen Autoindustrie wird 2019 auf einen historischen Tiefstand sinken. Laut einer Studie des CAR-Instituts an der deutschen Universität Duisburg-Essen auf Basis der ersten elf Jahresmonate werden zum Jahresende 4,67 Millionen Autos in Deutschland vom Band gelaufen sein. So wenige waren es mit 4,68 Millionen zuletzt 1997 – also vor 22 Jahren. Zwischenzeitlicher Gipfel: Im Jahr 2011 betrug der Ausstoss der deutschen Autofabriken 5,87 Millionen Fahrzeuge.
Auch weltweit wird das Produktionsvolumen laut Dudenhöffer 2019 zurückgehen – um 4,1 Millionen oder fünf Prozent auf 78,8 Millionen Neuwagen. CAR-Chef Ferdinand Dudenhöffer hatte daher schon im Sommer eine Weltautokrise prophezeit. Damit sinkt auch der Anteil der Deutschen an der weltweiten Autoproduktion bei ebenfalls sinkendem Gesamtvolumen: Im Jahr 1998 kam nahezu jedes achte Auto (ca. 12 Prozent) weltweit aus Deutschland. Im Jahr 2019 werden es voraussichtlich nur 5,9 Prozent sein. Selbst in der Weltfinanzkrise 2009 war der deutsche Anteil am Neuwagenmarkt mit 8,9 Prozent deutlich höher.
Trumps Handelsstreit bremst die Autobauer aus
Die Gründe für den Einbruch und den resultierenden Bedeutungsverlust der deutschen Autobauer sind vielfältig. Dudenhöffer macht vor allem die Handelsstreitigkeiten zwischen den USA und China verantwortlich. Sie drückten die Autokonjunktur in China und schmälerten so die Exportraten der deutschen Autobauer: «US-Präsident Donald Trump schickt die Arbeiter der deutschen Autoindustrie bildlich gesprochen in die Kurzarbeit.»
Ausserdem werde im kommenden Jahr die Auto-Nachfrage in Deutschland um rund 0,2 Millionen Fahrzeuge einbrechen. Innovationen wie Elektroautos kommen wegen der skeptischen Käuferschaft noch nicht zum Tragen. Und ehe die geplante Tesla-Fabrik im Bundesland Brandenburg ihren Beitrag zur Produktion leisten wird, werden noch einige Jahre vergehen. Und neben Trumps Handelskriegen drückt auch der in seinen Folgen noch nicht absehbare Brexit auf die Stimmung. Von Januar bis Juni haben britische Autowerke rund 660’000 Fahrzeuge produziert – das waren rund 20 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum.
Der Tiefpunkt kommt erst noch
Für Dudenhöffer ist in diesem Jahr der Tiefpunkt für die deutschen Autobauer noch nicht erreicht: Für 2020 sagt er gar nur 4,5 Millionen Autos aus Deutschland voraus. Den Weg aus der Krise sieht er in einer Annäherung der Branche an China, in gemeinsamer Entwicklung und verknüpften Wertschöpfungsketten. Dies sei deutlich erfolgsversprechender als die «seltsame transatlantische Partnerschaft» mit den USA.