Neuwagenverkäufe 2019
Droht uns eine Weltautokrise?

Die von US-Präsident Donald Trump initiierten Zollkriege und Sanktionen könnten die Autowirtschaft in eine noch grössere Depression als vor zehn Jahren während der Weltfinanzkrise stürzen.
Publiziert: 15.06.2019 um 08:56 Uhr
  • Globaler Verkaufseinbruch um 4 Mio. Autos befürchtet
  • China bereits zwölf Monate hintereinander im Minus
  • Krise durch Zollkriege und Sanktionen der US-Regierung
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Ferdinand Dudenhöffer vom CAR-Center Automotiv Research der Uni Duisburg-Essen sieht schwarz. Der deutsche Autopapst befürchtet die grösste globale Autokrise seit mehr als 20 Jahren.
Foto: Ulrich Zillmann
Raoul Schwinnen

Der deutsche Autopapst Ferdinand Dudenhöffer vom CAR-Center Automotive Research der Uni Duisburg-Essen malt schwarz: «Derzeit erleben wir den grössten Einbruch des Weltautomarkts seit mehr als 20 Jahren.» Setze US-Präsident Donald Trump seine jüngste Drohung um, weitere US-Importe im Volumen von 300 Milliarden Dollar mit Strafzöllen zu belegen, prognostiziert Dudenhöffer gar eine «Weltautokrise».

Grössere Krise als vor zehn Jahren?

Diese könnte gar den massiven Einbruch nach der Pleite der US-Grossbank Lehman Brothers im September 2008 in den Schatten stellen. Damals mussten die US-Autoriesen General Motors (GM) und Chrysler gar Insolvenz nach Chapter 11 des US-Handelsrechts anmelden. Der US-Automarkt war von 16,1 Millionen Neuwagen im Jahr 2007 um über 35 Prozent auf 10,4 Millionen Verkäufe im Jahr 2009 eingebrochen.

Global vier Millionen weniger Autos

«Nach unserer eher konservativen Prognose werden 2019 die Neuwagenverkäufe gegenüber dem Vorjahr weltweit um mehr als vier Millionen Autos zurückgehen», prognostiziert Dudenhöffer. Grund ist in erster Linie die anhaltende Flaute in China. In den ersten fünf Monaten sind dort die Neuwagenverkäufe um über 14 Prozent eingebrochen. Damit bewegt sich der Neuwagenmarkt in China im zwölften Monat hintereinander im Minus. Zwar plant die chinesische Regierung Gegenmassnahmen, wie etwa die verzögerte Einführung der Euro-6-Emissionsvorschriften - «aber selbst bei einer Abfederung des Rückgangs», so Dudenhöffer, «muss übers Jahr mit einem Absatzeinbruch in China von mehr als zehn Prozent gerechnet werden.»

In der Schweiz brummt das Geschäft

Aus Schweizer Sicht sehen die Verkaufsprognosen freilich nicht so düster aus. Im Gegenteil: Die Absatzkurve zeigt nach der Umstellung auf den WLTP-Prüfzyklus und dadurch verbundene Lieferschwierigkeiten wieder nach oben. Die bisher 128'745 verkauften Neuwagen 2019 bedeuten ein Plus von 1,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Und die Importeursvereinigung Auto-Schweiz rechnet bis Ende Jahr mit einem Absatz von 308'000 Neuwagen, was einem Plus von knapp drei Prozent gegenüber dem Vorjahr entspräche.

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