Der Citroën 2CV Fourgonnette, auch liebevoll Kasten-Ente genannt, ist in Frankreich eine rollende Legende. Der Fourgonnette ist die Transporter-Version des weltberühmten 2CV. Mehr als 1,2 Millionen Mal verkauft, bedeutete der Wellblech-Transporter nach Ende des Zweiten Weltkriegs den gewerblichen Aufschwung der französischen Nation.
Jetzt wird mithilfe des italienischen Karosseriebauers Caselani das aktuelle Modell des Citroën Berlingo Familien-Vans zu einem Stromer im Fourgonnette-Gewand. Fabrizio Caselani, Inhaber von Caselani Automobili, ist auf Citroën-Umbauten spezialisiert und verwandelt den ë-Berlingo zur restaurierten Modifizierung (Restomod) der etwas anderen Art.
Vom Boot zur Ente
Caselani ist verrückter Citroën-Fan und verdiente sein Geld bisher vor allem mit der Fertigung von Bootskörpern aus Kunststoff. In seinem Herzen liebt er jedoch nicht nur schlanke Rümpfe, die auf dem Mittelmeer und norditalienischen Seen herumkurven, sondern auch die Marke Citroën – wohl mehr als jeder Franzose. Schon 2017 entwickelte er einen Karosseriebausatz auf Basis des Citroën Jumper für einen Retro-Berlingo anlässlich des 70. Geburtstags des Citroën Typ H.
Fasziniert hat ihn aber vor allem der kultige Lieferwagen Fourgonnette – zwischen 1951 und 1987 auf Basis des Citroën 2CV produziert. Und genau diesem wankelmütigen Lieferklassiker wird durch Caselani in einer Kleinserie von 200 Fahrzeugen neues Leben eingehaucht: Auf Basis des aktuellen Citroën ë-Berlingo wird mit zwei Wochen Zeit und einem Bündel Geldscheine eine neue Fourgonnette – auf Wunsch sogar elektrisch.
Familien-Van im Enten-Kleid
Mit dem einstigen Kleinlaster auf Rädern – mit klapprigen Türen und dünnen Reifen im Trennscheibenformat – hat der neue elektrifizierte Fourgonnette nicht mehr viel gemein: Mit seiner im Vergleich zum Berlingo komplett verwandelten Front aus Kühlergrill, Stossstange, Glasfaser-Radkästen und den Plastikbeplankungen an den Seiten sieht er aus wie der legitime Nachfolger des 2CV Kastenwagens. Dabei fährt er sich wie ein ganz normaler ë-Berlingo.
Am Heck befindet sich ein kleines vertikales Fenster, das oben und unten abgerundet ist – ebenso wie die Chrom-Applikationen eine Hommage an den 2CV. Bei der Farbwahl gibt es ebenfalls zehn originale Pastelltöne aus den 1960er- und 70er-Jahren. Das Projekt wurde sogar mit einem «Oui» des Stellantis-Konzerns und damit einer offiziellen Einwilligung des Markeneigentümers abgesegnet – natürlich nach Überprüfung des finalen Designs.
«Wir sind sehr stolz darauf, dass unser Bestseller Berlingo von Caselani neu aufgelegt wurde, inspiriert vom legendären 2CV Fourgonnette, der sowohl in der Geschichte von Citroën als auch in der Automobilbranche seine Spuren hinterlassen hat», sagt Citroën-Designchef Pierre Leclercq (50).
Moderne Retro-Ente
Was dem neuen E-Fourgonnette jedoch fehlt, sind nicht nur der rasselnde Klang des Zylinderduetts, sondern auch die spartanische Ausstattung des frühzeitlichen Franko-Lademeisters. So erstrahlen die modernen Displays hinter dem Lenkrad und in der Mitte des Armaturenbretts ohne jeden Retro-Charme. Im Innern präsentiert sich die Neuauflage abgesehen von der optionalen Holzladefläche jedoch komplett unverändert.
Obwohl die Neuauflage auch mit einem Vierzylinder-Benziner erhältlich ist, dürften sich die meisten der rund 200 Kunden wohl für die Elektro-Version entscheiden. Die Fahrleistung nebst elektrischer Reichweite von rund 250 Kilometern des Restomods sind im Vergleich zum normalen e-Berlingo-Modell mit dem 50-kWh-Batteriepaket unverändert. So ist auf der Autobahn bei schmalen 135 km/h Schluss.
Der komplette Umbau inklusive Citroën ë-Berlingo mit einem 100 Kilowatt (136 PS) starken E-Motor mit 260 Newtonmetern kostet dabei stattliche 57'167 Franken. Wer selbst schon einen ë-Berlingo besitzt und diesen im Fourgonnette-Design erstrahlen lassen möchte, muss, abgesehen vom Transport des Autos in die Lombardei, für den Umbau noch 16'470 Franken bezahlen.