Diese Meldung liess die BLICK-Leserinnen und -Leser nicht kalt: Über 200 Kommentare und mehr als 300 Social-Media-Shares kamen innerhalb weniger Stunden beim Thema «Die EU will unsere Autos einbremsen» zusammen. Das Interesse ist gross, weil die Einführung des Intelligenten Geschwindigkeits-Assistenten ISA auch Schweizer Autofahrerinnen und Autofahrer zu spüren bekämen.
Kurz zusammengefasst: Die EU will das ISA-System in allen Neuwagen ab 2024 zur Pflicht machen. Das System erkennt über Kameras und die Navidaten das geltende Tempolimit und warnt den Fahrer optisch und akustisch bei einer Überschreitung. Dem Europäischen Verkehrssicherheitsrat ETSC geht diese Massnahme aber nicht weit genug: Er fordert ein System, das mit einem ansteigenden Widerstand des Gaspedals oder gar Drosselung der Motorleistung arbeitet – eine Art Zwangstempomat also. Ziel des ISA ist eine weitere Reduktion der Verkehrstoten und -verletzten durch Raserdelikte.
Verkehrsschilder falsch erkannt
Viele BLICK-Leser ärgern sich über die drohende Einführung des ISA-Systems. «Ein weiterer Blödsinn aus der EU, den wir übernehmen müssen», meint etwa Leser Martin Bachmann. Wiederum andere sehen sich gar in ihrer Freiheit beschnitten wie Leser Peter Meier. «Das Auto der Zukunft: Jedes Verhalten eines Lenkers wird vom Auto überwacht und gespeichert.»
Und ein grosser Teil weisst auf die Fehleranfälligkeit der Technik hin. «Mein Auto erkennt Verkehrsschilder, nur funktioniert das nicht immer so zuverlässig», schildert Leserin Rosie Mosimann. «Es gibt einen Autobahn-Abschnitt, auf dem mir regelmässig Tempo 50 im Head-up-Display angezeigt wird, obwohl dort das Limit bei 100 km/h liegt. Wenn das Auto dort in Zukunft selbstständig abbremsen würde – ja dann Proscht Nägeli!»
Verkehrssicherheit gefährdet
Viele weitere Leserinnen und Leser berichten über diese Fehleranfälligkeit der Sicherheitssysteme in ihren Autos. Alles Einzelfälle? Wohl kaum. Zwar sagen die Importeursvereinigung Auto-Schweiz und der Touring Club Schweiz (TCS) fast unisono: Grundsätzlich würden sie die Einführung des ISA begrüssen, um die Verkehrssicherheit weiter zu erhöhen.
Gleichzeitig warnen sie aber vor der Fehleranfälligkeit der Assistenzsysteme: «Solange auf Autobahnen die Gefahr besteht, dass ein Tempo-40-Schild an einer Abfahrt von den Systemen als vorgegebene Geschwindigkeit auf den Fahrspuren interpretiert werden kann, sind weitergehende Massnahmen wenig sinnvoll und gefährden eher die Verkehrssicherheit», sagt Auto-Schweiz-Sprecher Christoph Wolnik.
Fahrer stets in der Verantwortung
Bevor ein solches System überhaupt in Betracht gezogen werden könnte, müsste zunächst die Schweizer Strassenbeschilderung komplett für die automatische Erfassung per Kamera optimiert werden. Rein auf die Technik verlassen will man sich auch nicht beim TCS. «Der Fahrer muss sich bewusst sein, dass die Verantwortung beim Fahren jederzeit bei ihm liegt», sagt Sprecher Daniel Graf. «Er muss deshalb die Eingriffe auch jederzeit übersteuern können.»
Noch steht nicht fest, welchen Einfluss ein solcher ISA-Geschwindigkeitsassistent zukünftig aufs Autofahren hat. Die EU-Kommission legt derzeit die Details fest – bis Anfang April 2021 muss sie sich entscheiden. Dann wissen wir, in welcher Form ein allfälliger Zwangstempomat tatsächlich Einzug im Autocockpit hält.