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Kann man dem Radar davonrasen?
Schneller als jeder Blitzer

Bei Stammtisch-Benzingesprächen taucht diese Frage immer wieder auf, und eine positive Antwort wäre wohl der Traum jedes Rasers und damit unser aller Albtraum: Kann man echt schneller rasen, als der Radar den Blitz auslöst, und wirken Anti-Radar-Mittel aus dem Web?
Publiziert: 17.07.2020 um 15:04 Uhr
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Aktualisiert: 22.04.2021 um 15:29 Uhr
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Kein Entkommen: Egal, ob durch eine mobile Laser-Geschwindigkeits-Messung ...
Foto: KaPo Aargau
Timothy Pfannkuchen

Raser produzieren regelmässig Schlagzeilen. Jüngster Fall ist jener des 23-Jährigen, der im Mercedes-AMG mit 260 km/h über die A2 bei Eich LU blochte. Eher einfach lag der Fall bei der neulich mit 703 km/h geblitzten Italienerin im Ford Focus – eindeutig ein Messfehler (weshalb die Geräte zu dessen Nachweis auch Messprotokolle erstellen).

Das wirft ganz unabhängig von der Gefahr durch Raserei die Frage auf: Könnte man dem Radar entrinnen, indem man noch irrer blocht – also schneller, als das Gerät messen bzw. fotografieren kann? Und helfen Zaubermittel aus dem Web gegen den Blitz? Die deutsche TV-Sendung «Abenteuer Auto» (Kabel eins) hat es mal ausprobiert.

Blitzer-Test mit 290 km/h

Mit dabei: Ein getunter Ferrari Scuderia Spider 16M mit 700 PS als Testauto und zwei professionelle Blitz-Experten mit drei typischen Messgeräten. Die Experten sagen vorab: Bis 200 km/h packe jedes Gerät, den Rest zeige der Test.

Bei 120 und 183 km/h sowie 224 km/h sind die Fotos tipptopp. Erst bei gut 290 km/h versagen ein (allerdings im Auto verstecktes) Radargerät und eine Lichtschranke tatsächlich! Die Experten betonen: Wo man so schnell fahren könne, würden andere Geräte eingesetzt. Etwa der Seitensensor: Er zeigt zwar im Test nur «über 250 km/h» an. Aber das Bild ist scharf, die Verzeigung sicher. Auch hat die Messtechnik seit der Sendung (2014) Fortschritte gemacht. Und viele Beispiele – einige davon unten – zeigen, dass auch bei 250 und mehr km/h sehr genau gemessen wird. Mal abgesehen davon, dass es ausser den erwähnten ja andere Messgeräte sowie Laserpistolen und Zivilstreifen gibt.

Schweizer Rekord 324 km/h

Dass man dem Radar nicht davonfahren kann, beweisen absurde Schweizer Raser-Rekorde: Ein Deutscher aus dem Kanton Basel-Landschaft sauste mit 249 km/h im Seat Leon ST Cupra auf der A7 durchs Thurgau. Ein Schwede raste auf der A12 bei Düdingen FR mit 290 km/h im Mercedes SLS AMG in den Radar, hatte dafür die dümmste Ausrede – der Tacho sei defekt gewesen – und zahlte vor zehn Jahren 27'000 Franken. Ein Autofahrer kam zwischen Rotkreuz ZG und Küssnacht SZ auf 252 km/h. Ein weiterer im Ferrari ein Jahr zuvor auf 250 km/h: Busse 70'000 Franken.

Spitzenreiter bleibt ein damals 28-jähriger Schweizer, der 2011 im Bentley Continental auf der A1 im Waadtland mit 324 km/h blochte und dafür 36 Monate Knast (davon sechs Monate unbedingt) kassierte. In Deutschland übrigens lag der Rekord bei 240 km/h in einer 60er-Zone im Audi S3. In Grossbritannien bei 309 km/h im 100er-Bereich im Nissan GT-R. Sanftere Strafe, da nicht in der Schweiz passiert? Pustekuchen: zehn Jahre Fahrverbot, zwei Jahre Gefängnis.

Zaubermittel zaubern nicht

Gegen den Radar hilft also kein Tempoexzess – gottlob: Das Einzige, was gegen Tempoverstösse hilft, ist, sie nicht zu begehen. Das gilt auch bei den teils illegalen Anti-Blitzer-Hilfen. Warum überhaupt geblitzt wird? Damit Aufnahmen selbst bei Wahnsinnstempi scharf sind, werden sie extrem kurz belichtet – und würden ohne Blitz zu dunkel. Bei «Abenteuer Auto» wurden diverse Hilfsmittel getestet, die das Bild unbrauchbar machen sollen: spiegelnde CDs am Innenspiegel, transparenter Plastik über dem Nummernschild, «Photo Blocker»-Spray und ein glitzerndes Anti-Radar-Gel. Testergebnis: Schutzeffekt immer null. Die Ironie: Zum Teil machten diese Mittel das Schild klarer erkennbar.

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