Verbrennen oder verstromen – das ist hier die Frage. Bei BMW stellte sie sich schon 2006: Damals rollten auf den Strassen hundert 7er-BMW, in deren Zwölfzylinder Wasserstoff wie Sprit verbrannt wurde. Und überzeugten wohl nicht restlos – denn künftig setzt auch BMW auf die Brennstoffzelle.
Ende 2022 wird eine interne Testflotte des iX5 Hydrogen an den Start gehen. Die Autos basieren auf dem normalen X5 mit Brennstoffzelle statt Motor unter der Haube und einem E-Motor mit 374 PS an der Hinterachse. «Der stärkste Wasserstoff-PW überhaupt», sagt Jürgen Guldner, Leiter Wasserstofftechnologie bei BMW.
Kleine Batterie, üppige Leistung
Die von Partner Toyota bezogene Brennstoffzelle liefert den Strom für 170 PS Leistung aus der Reaktion von Wasserstoff (H2) und Umgebungsluft. Elektronen werden abgespalten, der Luftsauerstoff verbindet sich mit dem H2 zu Wasser, das aus dem Auspuff dampft. Und woher kommt der Strom für die übrigen 204 PS bis zur Maximalleistung?
«Aus einer kleinen, günstigen Batterie», sagt Guldner. Die habe nur 2,5 Kilowattstunden Kapazität – ein Fünfundvierzigstel mancher Stromer-Batterie –, erbringe aber eine hohe Leistung: Was gespeichert wird, kann schlagartig wieder geliefert werden. Selbst bei Tempo 190 könne die Brennstoffzelle immer mehr als genug Strom liefern – die Überproduktion geht in die Batterie und steht dann zum Spurten oder an Steigungen zur Verfügung.
Versorgung per Gasnetz?
Also sind reine Elektroautos doch nicht die Zukunft? «Eine Technik reicht nicht», sagt Jürgen Guldner. «Wir stehen ja auch auf zwei Beinen.» Wer viel lange Strecken fahre, wolle wie bisher den Tank innert drei, vier Minuten füllen – das sei nur mit Wasserstoff möglich. Der wird in zwei T-förmig platzierten Tanks im Unterboden mit 700 bar Druck gespeichert – doppelt so viel wie bei manchen Konkurrenten. Mit sechs Kilogramm für ca. 60 Franken schaffe man real 500 Kilometer, sagt Guldner.
Die nötigen Tankstellen könnten über das Erdgasnetz versorgt werden. Wasserstoff ist keine Energiequelle, sondern nur Träger: Produziert mit regenerativem Strom in Zeiten des Überschusses, könnte er mit Erdgas in einer Leitung fliessen – schweres Gas unten, H2 oben. Aber bei BMW scheint man sich nicht ganz einig zu sein: In einem Interview hatte BMW-Entwicklungschef Frank Weber zuletzt dem Wasserstoff bloss eine Nische prognostiziert.