Chery will Europa erobern
Mit diesen Chinesen ist nicht gut Kirschen essen

Mit Chery zieht es den nächsten chinesischen Grosskonzern nach Europa. Mit unterschiedlich positionierten Marken und verschiedenen Antriebsformen wollen sie dort den einheimischen Platzhirschen den Meister zeigen.
Publiziert: 09.10.2023 um 16:05 Uhr
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Aktualisiert: 10.10.2023 um 10:13 Uhr
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In China ist der Autokonzern Chery etabliert.
Wolfgang Gomoll

Weil jetzt Europa für Fahrzeuge aus China bereit scheint, steigt jetzt auch Chery in den nach wie vor umkämpftesten Automarkt der Welt ein. Ernsthaft starten will man nach ersten zaghaften Versuchen in Spanien vor allem in Deutschland. Wer es dort schafft, hat das Zeug, die ganze automobile Welt zu erobern, ist man bei Chery überzeugt.

Anders als viele China-Konzerne rollt Chery ab Frühling 2024 in Deutschland gleich mit drei verschiedenen Marken an den Verkaufsstart. Omoda, Jaecoo und Exlantix – alles Kunstnamen, die den hiesigen Kunden nicht viel sagen dürften, sich aber gut anhören sollen. 

Gleich drei Marken – besteht da nicht die Gefahr der Kannibalisierung? Chery Executive Vice President Charlie Zhang verweist darauf, dass die drei Marken unterschiedlich positioniert seien – beim Design, aber auch bei der Technologie. Für die Entwicklung der Fahrzeuge kooperiert Chery mit Huawei, dem Batteriegiganten CATL und renommierten Zulieferern wie Bosch oder Magna. Aus Furcht vor zu grosser Abhängigkeit behält Chery allerdings die Entwicklung der Batterien, Controller und der Elektromotoren im eigenen Haus.

Premium-Brand Exlantix

Exlantix ist ein rein elektrischer Premium-Brand. In China starten nächsten Monat der neue 4,90 Meter lange SUV EOY und die gleichlange Limousine EO3 – beide Modelle werden 2024 auch nach Europa kommen. «Die rein elektrische EOX-Plattform ist für uns strategisch wichtig», verdeutlicht Charlie Zhang. Zu Beginn gibt es sie für zwei Batteriegrössen (64 und 82 kWh für 430 und über 500 km Reichweite). Doch die nächste Evolutionsstufe ist geplant – zusammen mit CATL tüftelt Chery an Akkus mit einer Energiedichte von sechs Kilowattstunden pro Kilogramm – und die soll dann mehr als 700 Kilometer Reichweite erlauben.

Dank 800-Volt-Technologie sollen 200 Kilometer Reichweite in zehn Minuten geladen und die Batterie in 20 Minuten auf 80 Prozent gefüllt sein. An Leistung mangelt es den Exlantix-Stromern nicht. Dank eines Dual-Vektor-E-Motors mit 544 bis 680 PS (400 bis 500 kW) sollen sie in weniger als vier Sekunden von 0 auf 100 km/h beschleunigen. Dennoch soll der durchschnittliche Verbrauch auch dank ausgeklügelter Aerodynamik nur bei 12 kWh/100 km liegen.

Jaecoo im Stile von Land Rover

Und was bieten die beiden anderen nach Europa kommenden Chery-Marken? «Omoda sind Crossover aus der Zukunft für die Zukunft», antwortet Charlie Zhang. Jaecoo dagegen seien klassische SUVs im Stil von Land Rover, erklärt er weiter und erwähnt lächelnd ein Joint Venture mit dem britischen Geländewagenbauer. Kein Wunder erinnert uns der 4,40 Meter lange Jaecoo 7 an den Land Rover Evoque. Und der grössere Jaecoo 8 ist dem Range Rover nachempfunden. Stimmen Qualität und Preis, haben beide Fahrzeuge in Deutschland Chancen.

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Im Frühling startet der chinesische Autobauer Chery mit dem Omoda 5 in Europa.
Foto: GaoQing

Müssen sie auch. Denn die Ziele von Chery sind ambitioniert. Bis 2030 wollen die Chinesen jährlich weltweit 1,4 Millionen Fahrzeuge der beiden Marken Omoda und Jaecoo verkaufen. «Wir sind auf Kurs», strahlt Charlie Zhang und präsentiert eine Kurve mit Zulassungszahlen, die steil nach oben zeigt. In Deutschland ab Frühling 2024 angeboten wird der Omoda 5, ein 4,40 Meter langer Kompakt-Crossover, der gegen den BYD Atto 3 und Cupra Ateca antritt. Die spanische Marke hat es den Chinesen ohnehin angetan. «Wir wollen mit Emotionen und einem fairen Preis überzeugen», sagt Zhang. 

Das sollen nicht die einzigen Argumente bleiben. Den Käufern in Europa soll zudem eine freie Antriebswahl geboten werden. Der Omoda 5 startet zunächst als Benziner – und erst später rein elektrisch mit einer WLTP-Reichweite von 450 Kilometern. Auch ein Plug-in-Hybrid mit einer elektrischen Reichweite von bis zu 200 Kilometer sei denkbar, so Zhang. Denn in China seien solche Teilzeitstromer immer beliebter und würden die reinen Benziner vom Markt verdrängen.

Plug-in-Hybride statt Verbrenner

Lächelnd sagt er: «Volkswagen war sehr stark in China. Jahrelang verkaufte VW SUVs und Limousinen mit Verbrennermotoren für 100'000 bis 150'000 Yuan. Wir bieten für den gleichen Preis Plug-in-Hybride an. Die Leute wissen, dass dies die bessere Technik mit weniger Verbrauch ist.» Und was in China gefragt ist, will Chery auch in Europa anbieten. Ein Infotainment mit grossen Bildschirmen ist deshalb bei allen Modellen gesetzt. Klassisch flache, aber auch gekrümmte Monitore – die in ihrer Anordnung verblüffende Ähnlichkeit mit dem Hyperscreen von Mercedes aufweisen. 

Europas Autowelt scheint Chery-Manager Zhang also nicht allzu gross zu beeindrucken. Falls die Landung in Deutschland glückt, sollen die China-Autos künftig auch in Deutschland gebaut werden. Verhandlungen über Produktionsstätten mit lokalen Herstellern laufen bereits, und Zhang hat sich schon verschiedene Fabriken angeschaut. «Die sind aber alle sehr alt», lautet sein vernichtendes Urteil. Der selbstbewusste Chery-Mann verweist im gleichen Atemzug auf ein neues Werk in China mit einem Automatisierungsgrad von 95 Prozent. Die nächste Generation der Chery-Submarken-Modelle soll dann noch ausdrucksstärker sein und auch das autonome Fahren Level 4 beherrschen. Allerdings zunächst mal in der Heimat.

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