Sinkende Verkaufszahlen im August
Schweiz hinkt bei den Elektroautos hinterher

Die Schweiz verfehlt ihre Ziele für die Elektromobilität: Nur 26,8 Prozent der Neuzulassungen im August sind Steckerfahrzeuge, weit entfernt von den angestrebten 50 Prozent für 2025. Bundesrat Albert Rösti verlängert die Ziele nun über das Jahr 2025 hinaus.
Publiziert: 08.09.2024 um 06:00 Uhr
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Aktualisiert: 08.09.2024 um 10:04 Uhr
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Bei den Neuzulassungen sollen bis 2025 50 Prozent Steckerfahrzeuge, also rein elektrische Autos und Plug-in-Hybride, sein.
Foto: ingobarenschee

Auf einen Blick

  • Ziele der Elektromobilität bis 2030 verlängert
  • Elektromobilität bleibt kompliziert und teuer für Nutzer
  • 26,8 % Marktanteil für Steckerfahrzeuge im August 2024
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Lorenzo FulviRedaktor Auto&Mobilität

Die Ziele der Roadmap Elektromobilität des Bundes für das Jahr 2025 waren klar gesetzt: Unter den Neuzulassungen sollen 50 Prozent Steckerfahrzeuge, also rein elektrische Autos und Plug-in-Hybride, sein. Zusätzlich sollen 20’000 allgemein und öffentlich zugängige Ladestationen verfügbar sein. Stand Ende Juli gabs genau 13’864 öffentliche Ladepunkte. Aber das Elektro-Ziel im Neuwagen-Mix wird noch deutlicher verfehlt.

Steckerfahrzeuge weit hinter Ziel

Die Zulassungen von neuen Personenwagen bleiben auch nach der Corona-Pandemie weiter hinter den Erwartungen zurück. Das hat sich auch im August nicht verändert: Der Markt verbuchte vergangenen Monat 15'927 Immatrikulationen von Neuwagen in der Schweiz und im Fürstentum Lichtenstein – 16,1 Prozent weniger als im August 2023. Der Marktanteil von Steckerfahrzeugen, also Elektroautos und Plug-in-Hybride, lag bei 26,8 Prozent und somit 0,2 Prozent tiefer als noch im Juli.

Auch wenn ein Elektroauto die Spitze der Verkaufszahlen anführt (Tesla Model Y; 4571 Immatrikulationen seit Jahresbeginn), sind die Verkäufe von Steckerfahrzeugen längst nicht am Ziel. Peter Grünenfelder, Präsident der Auto-Importeurs-Vereinigung Auto-Schweiz, nennt die Ursache des Problems: «Mit Swiss-Finish-Regulierungen wird die Automobilität zulasten der Schweizer Bevölkerung und Gewerbetreibenden zunehmend verteuert.» Mit Swiss-Finish meint der Verbandspräsident dabei spezifische Schweizer Regelungen, die gar noch einen Tick schärfer sind als die Vorgaben in der Europäischen Union (EU).

Auch die zu Jahresbeginn vom Bundesrat eingeführte vierprozentige Automobilsteuer auf Elektroautos habe die CO₂-neutrale Antriebstechnologie merklich ausgebremst. Um den weiteren Ausbau der Elektromobilität nicht zu gefährden, müsse man dies schnellstmöglich sistieren, so Grünenfelder.

Reaktion des Bundesrates

Des Weiteren sei die Elektromobilität heute noch zu kompliziert, wie Auto-Schweiz-Direktor Thomas Rücker erläutert: «Wo kann ich laden, was kostet die Energie, welche App ist die richtige, kann ich am Arbeitsplatz laden, welches Einkaufszentrum hat eine Ladestation und 100 weitere Fragen beschäftigen Käufer und Verkäufer im Showroom.»

Entsprechend reagiert nun der Bundesrat und hat die Ziele der Roadmap über das Jahr 2025 ausgeweitet: Bundesrat Albert Rösti (57) verlängerte an der kürzlich durchgeführten Plattformveranstaltung die Roadmap bis ins Jahr 2030. Er stellte in Aussicht, dass neben Personenfahrzeugen neu auch Lastwagen, leichte Nutzfahrzeuge und Busse des öffentlichen Verkehrs in die Ziele der Roadmap integriert werden sollten. Die Eckdaten und Zielsetzungen der Roadmap für die Periode von 2026 bis 2030 werden in den kommenden Monaten erarbeitet und kommuniziert.

Eines der grössten Defizite im Elektro-Automarkt kann die Politik indes nicht beheben: Noch fehlt es an günstigen, kleinen Stromern – die ersten Modelle rollen zwar 2024 in die Schweiz, aber erst ab 2025 dürfte es wirklich Auswahl im elektrischen Kleinwagen-Segment geben.

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