Bekannte wurde Schauspieler Paul Walker (1973-2013) vor allem durch seine Rolle in der Tuning-Filmreihe «Fast & Furious». Doch das war nicht nur eine Rolle für den US-Amerikaner. Auch im echten Leben war Walker ein autobegeisterter PS-Freak. Mit Freund und Rennfahrer Roger Rodas verunglückte er am 30. November 2013 tödlich, zuvor führten sie auch die Werkstatt AE Performance in Valencia (USA).
Diese Werkstatt war zum Zeitpunkt des Unfalls vor neun Jahren im Besitz eines besonders seltenen BMW: dem M1 AHG-Studie. Schon ein normaler M1 ist als erstes reines M-Modell und erster Mittelmotorsportwagen von BMW (und einziger neben dem i8) eine Rarität. Nur 453 Stück bauten die Münchner zwischen 1978 und 1981. 399 davon erhielten eine Strassenzulassung, während die restlichen im Rennsport eingesetzt wurden.
Wieso das Auto so selten ist
Im Rahmen einer Studie modifizierte der BMW-Händler AHG einzelne M1. Durch Rennkupplung und Änderungen an Motor sowie Abgasanlage erstarkte der M1 so von 277 auf 350 PS (203 auf 257 kW). Der damalige AHG-Geschäftsführer Peter Gartemann plante rund zehn Stück, quasi eine Kleinserie der Kleinserie. Wie viele Exemplare mit diesem Tuning es schliesslich wirklich auf die Strasse schafften, ist nicht bekannt. Als wäre der M1 AHG-Studie mit der Chassis-Nummer 090 damit nicht schon selten genug, hat er mit Paul Walker zudem einen berühmten Vorbesitzer, der das Fahrzeug auch zu schätzen wusste.
Der Werdegang dieses M1
Obwohl der M1 erst 6821 Kilometer auf dem Tacho hat, ist er ein echter Weltenbummler. 1979 hatte AHG das Exemplar an BMW Schneider in Bielefeld (D) ausgeliefert. Später wurde es in die USA exportiert und befand sich im Besitz verschiedener privater Sammler – bis 2011 eben AE Performance von Paul Walker und Roger Rodas den M1 erwarben. Ein Jahr nach dem Unfall der beiden wurde der M1 verkauft, bevor er 2021 an einen Sammler ging, der sich auf Instagram «muc.collector» nennt.
Laut dem deutschen Fachblatt «Auto Motor und Sport» handelt es sich hierbei um einen deutschen Autosammler aus München. Die Autonummer auf dem Post lässt die Vermutung zu, dass der BMW wieder in die Heimat nach München zurückgekehrt war. Das Auktionshaus RM Sotheby's, das den M1 AHG-Studie dieses Wochenende versteigert, schreibt allerdings von einem in Kalifornien ansässigen Verkäufer. Da die Versteigerung in Miami (USA) stattfindet, könnte es also auch sein, dass der BMW die USA nie mehr verlassen hat.
Ein Schnäppchen
Wer diesen Samstag, 10. Dezember 2022, bei der Versteigerung von RM Sothebys in Miami mitbietet, könnte ein Schnäppchen machen. Der M1 befindet sich in einem guten Zustand und alle Unterhaltsarbeiten sind dokumentiert. Das Auktionshaus erwartet für Paul Walkers Ex-BMW einen Preis von umgerechnet rund 450'000 bis 550'000 Franken. Noch im Jahr 2014 rechnete Sotheby's für ebendiesen M1 mit 600'000 bis 800'000 Franken – erfolglos. Ein eigentlich berechtigter Preis, denn laut MotorGT und ClassicDigest tauchten in den letzten drei Jahren auch zwei Modelle für rund 870'000 und 930'000 Franken auf – und die hatten keinen Paul Walker als Vorbesitzer. Ob Sotheby's zu vorsichtig kalkuliert, wird sich am Samstag zeigen.
