Auf einen Blick
- Land Rover und Rotes Kreuz: 70 Jahre Partnerschaft in Krisengebieten
- Zusammenarbeit begann 1954 mit mobilen Krankenstationen in Dubai und Kenia
- Über 500 Land Rover in 50 Ländern unterstützten mehr als 2 Millionen Menschen
Im Kindergarten wusste ich voll Bescheid. BMW, VW, Simca, Citroën und – boah! – ein Porsche: Ich erkannte sie alle, wenn ich Mitte der 1970er-Jahre an der Hand meiner Mutter morgens Richtung Holzeisenbahn und Bauteppich stiefelte. Bloss auf eine Marke wartete ich die ganze Zeit vergebens: einen Land Rover. Wie jenen, den der Fernseh-Tierarzt Daktari durch den «afrikanischen Busch» steuerte – damals hiess das ganz undifferenziert noch so. Oder wie die mit dem grossen roten Kreuz auf den Türen, die durch entfernte Länder und die Fernsehnachrichten rumpelten.
Wer denkt, früher sei doch alles besser gewesen, vergisst: Auch die 1970er- und 80er-Jahre waren Zeiten von Krisen – ob Nahostkonflikt, Bürgerkriege in Mittelamerika oder Dürrekatastrophen in den afrikanischen Staaten entlang des Äquators. Mit Flucht, Vertreibungen, Hungersnöten, mangelhafter medizinischer Versorgung und der ständigen Drohung von Gewalt. Und immer brachten – jedenfalls aus der Perspektive eines kleinen Jungen vor dem Fernseher – weisse Land Rover mit rotem Kreuz auf den Flanken ein wenig Hilfe in die Krisenregionen. In diesem Jahr währt die Zusammenarbeit der britischen Offroad-Marke mit dem Britischen Roten Kreuz und der Internationalen Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung – englisch International Federation of Red Cross and Red Crescent Societies (IFRC) – seit 70 Jahren.
Start in Dubai und Kenia
Den ersten Kontakt knüpften Autobauer und Hilfsorganisation schon 1954. Sechs Jahre zuvor hatte Land Rover mit dem gleichnamigen Geländewagen das perfekte Gefährt für den britischen Bauernstand entwickelt: Sonntags fuhren die Landwirte ihre Familie im Landy zur Kirche und montags die Eier auf den Markt. Beinahe unzerstörbar, schaukelte der Allradler mit Alugehäuse durch die Einsamkeit von Wales und Schottland – das perfekte Gefährt für Wüsten- und Dschungeleinsatz, befand das Britische Rote Kreuz. Die ersten Landys im Rotkreuzdienst rollten 1954 in der Wüste von Dubai und in Kenia – als mobile Krankenstationen.
«Die ersten beiden Land Rover sollten vor 70 Jahren dringend benötigte medizinische und soziale Dienste in die Gemeinden bringen – gegen Krankheiten und Unterernährung und für Gesundheit und Hygiene, wobei der Schwerpunkt auf Frauen und Kindern lag», sagt Mark Cameron, Markenchef der heutigen Land-Rover-Tochter Defender. Seit 1983 heissen die Nachfolger des Ur-Landys Defender, seit letztem Jahr fungiert Defender als eigene Marke unter dem Dach von Land Rover.
Die Internationale Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung oder das International Committee of the Red Cross (ICRC) ist die Dachorganisation aller nationalen und regionalen Gesellschaften des Roten Kreuzes, Roten Halbmonds und Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) mit Sitz in Genf. Sie steuert die internationale Zusammenarbeit der 191 Mitgliedsorganisationen bei der Bewältigung von Naturkatastrophen und den Folgen kriegrischer Auseinandersetzungen sowie Services wie den Betrieb von Rettungs- und Sozialdiensten.
Die Internationale Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung oder das International Committee of the Red Cross (ICRC) ist die Dachorganisation aller nationalen und regionalen Gesellschaften des Roten Kreuzes, Roten Halbmonds und Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) mit Sitz in Genf. Sie steuert die internationale Zusammenarbeit der 191 Mitgliedsorganisationen bei der Bewältigung von Naturkatastrophen und den Folgen kriegrischer Auseinandersetzungen sowie Services wie den Betrieb von Rettungs- und Sozialdiensten.
Sinn für die Mitarbeitenden
Damals, 1954, war der Commonwealth als moderne Inkarnation des einstigen britischen Kolonialreichs noch eine politische Macht, übte massiven Einfluss in Dubai aus, das sich erst 1971 mit weiteren Emiraten zu den Vereinigten Arabischen Emiraten zusammenschloss. In Kenia führte die britische Kolonialmacht seit 1952 gar Krieg gegen eine Unabhängigkeitsbewegung. Doch die beiden Land Rover des Britischen Roten Kreuzes leisteten auf allen Seiten Hilfe, wie Cameron betont: «Das Bemerkenswerte am Roten Kreuz ist, dass es unabhängig von der Grösse, dem Ort oder der Art der Krise weltweit der erste Nothelfer war, der völlig unparteiisch handelte.»
Von den Wirbelstürmen im indischen Andhra Pradesh im Jahr 1977 über die Hurrikane Hanna und Ike auf den Turks- und Caicosinseln im Jahr 2008 bis hin zu den jüngsten Erdbeben in Marokko: Bis heute rollten über 500 Land Rover in mehr als 50 Ländern im Hilfsdienst und unterstützten mehr als zwei Millionen Menschen. Echter Business-Case, Marketing-Werkzeug oder pure Philanthropie? Vor allem ein Beitrag zu Sinnhaftigkeit und Unternehmenskultur bei Land Rover, sagt Cameron: «Von der Freiwilligenarbeit über Spendenaktionen und Erste-Hilfe-Schulungen bis hin zur Entwicklung von Fahrzeugen können unsere Mitarbeiter eine aktive Rolle spielen.» Die Partnerschaft sei ein Leuchtfeuer-Projekt und eine Herzensangelegenheit für viele Mitarbeitende – und man sei fest entschlossen, die Zusammenarbeit fortzusetzen.
Wer braucht solch ein Auto? Als die ersten Exemplare des Land Rover 1948 auf britische Strassen rollten, rechneten die Gründer-Brüder Spencer (1891–1971) und Maurice (1904–1963) Wilks mit kaum 50 Verkäufen pro Woche. Doch sechs Jahre später, als die ersten beiden Exemplare in den Rot-Kreuz-Dienst eintraten, waren schon 100'000 Stück verkauft – weil das Auto im Alltag sechs gute Pferde ersetzen konnte, wie ein britischer Bauer in einem zeitgenössischen Testbericht erklärte. Prominenter Landy-Fan: der britische Ex-Premier Winston Churchill (1874–1964).
Wer braucht solch ein Auto? Als die ersten Exemplare des Land Rover 1948 auf britische Strassen rollten, rechneten die Gründer-Brüder Spencer (1891–1971) und Maurice (1904–1963) Wilks mit kaum 50 Verkäufen pro Woche. Doch sechs Jahre später, als die ersten beiden Exemplare in den Rot-Kreuz-Dienst eintraten, waren schon 100'000 Stück verkauft – weil das Auto im Alltag sechs gute Pferde ersetzen konnte, wie ein britischer Bauer in einem zeitgenössischen Testbericht erklärte. Prominenter Landy-Fan: der britische Ex-Premier Winston Churchill (1874–1964).
Neue Technik dank Erfahrung
Natürlich profitierte auch die Entwicklungsabteilung von den Erfahrungen der Rot-Kreuz-Mitarbeitenden mit den Autos im Feld. Hitze, Kälte, Feuchtigkeit, extreme Untergründe abseits des Asphalts: Land Rovers Ingenieure hätten eine Menge gelernt aus den Einsätzen und berücksichtigten die Erkenntnisse bei der kontinuierlichen Verbesserung des Defenders. Für dessen aktuelle Generation, die 2020 startete, schickte Land Rover gar Flottenexperten der IFRC mit Prototypen auf Testtour in den Vereinigten Arabischen Emiraten.
Die Organisationen des Roten Kreuzes und der IFRC haben sich in den letzten 70 Jahren weiterentwickelt. Neue Anforderungen und Aufgabengebiete erfordern neue Technologien in der Ausstattung der Fahrzeuge. «Von der Einrichtung mobiler Krankenstationen im Jahr 1954 bis hin zur Entwicklung innovativer Fahrzeugtechnologie, wie der Drohnenfunktion des Project-Hero-Fahrzeugs 2018 für das Österreichische Rote Kreuz, suchen wir ständig nach Möglichkeiten, wie wir bei der Bewältigung der Herausforderungen des Roten Kreuzes helfen können», sagt Cameron. Längst finanziert Land Rover auch Präventionsprojekte in der Katastrophenvorsorge, um Gemeinden und lokale Helfer auf potenzielle Ernstfälle vorzubereiten.
Auch in der Schweiz aktiv
Dabei muss man nicht immer gleich in ferne Länder schauen. Seit April 2023 arbeitet Land Rover mit dem Schweizerischen Verein für Such- und Rettungshunde (Redog) bei der Ausbildung von Rettungsteams aus Hunden und Menschen zusammen. Rund 400 Mitarbeitende wurden für die Suche nach vermissten und verschütteten Personen geschult. Und waren im Juni und Juli 2024 auch in der Schweiz im Einsatz, um nach den verheerenden Unwettern und Bergstürzen im Misox, im Maggiatal und im Wallis nach vermissten Personen zu suchen.