Mit dem Rafale rundet Renault sein SUV-Angebot nach oben ab. Die elektrische Revolution, angeführt vom neuen R5, findet ja bekanntlich erst später im Jahr statt. Dennoch erhoffen sich die Franzosen viel vom nach dem Flugzeug Cauldron-Renault Rafale benannten SUV-Coupé. Es soll nicht weniger als das neue Flaggschiff der Marke werden.
Ein Déjà-vu
Als wir im spanischen Sevilla aus dem Flugzeug steigen, stehen bereits unzählige Alpine-blaue Testwagen auf dem Areal bereit. Von weitem erinnern die aufgereihten Fahrzeuge an die Modelle Espace und Austral – die Plattformbrüder des neuen Flaggschiffs. Doch beim Näherkommen erkennen wir die sportlicheren Akzente, die Renault beim Rafale setzt. Trotzdem kann zumindest die Verwechslung mit dem Espace nicht überraschen, ist doch der neue Rafale in der Länge (4,71 m) und Höhe (1,61 m) fast exakt gleich gross wie der geräumige SUV.
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Im Innenraum haben wir erneut ein Espace-Déjà-vu. Denn der Rafale verfügt über viele Gleichteile. Stören tuts nicht, das Interieur ist sehr geräumig und bietet auf der Rückbank auch für Grossgewachsene viel Sitzkomfort mit 30,2 Zentimeter Knie- und 88 Zentimeter Kopffreiheit. Auch im Kofferraum ist mit 627 bis 1900 Liter bei umgeklappten Sitzen viel Stauraum. Neben dem bekannten 12,3-Zoll-Digital-Cockpit und 12-Zoll-Infotainmentdisplay sind unsere Testfahrzeuge in der «Esprit Alpine»-Version zudem mit edlen Sportsitzen und vielen Akzenten in den Tricolorefarben ausgestattet.
Nur begrenzt sportlich
Die Topausstattung spüren wir, als wir den Rafale ausparken: Dank Hinterachslenkung, die bei «Esprit Alpine» serienmässig ist, hat er den gleichen Wendekreis wie ein viel kleinerer Clio (10,4 m) und fährt sich somit äusserst wendig. Ab 50 km/h soll die Allradlenkung dann nicht mehr den Wendekreis verkleinern, sondern die Kurvenstabilität verbessern. Dazu werden die hinteren Räder nicht mehr fünf Grad in die entgegengesetzte, sondern mit maximal einem Grad in die gleiche Richtung wie die Vorderräder gelenkt.
Der 1,66 Tonnen schwere Rafale hat – zumindest jetzt zum Verkaufsstart – 200 PS unter der Haube. Für ein Flaggschiff nicht besonders üppig. Die ergeben sich aus dem 131 PS (96 kW) starken 1,2-l-Turbobenziner mit unterstützendem 68 PS (50 kW) Hauptelektromotor. Der Hybrid-Rafale beschleunigt so in 8,7 Sekunden von 0 auf Tempo 100. Keine Meisterleistung, dafür beeindruckt das SUV-Coupé beim Verbrauch: Dank des Hybridantriebs beträgt dieser im Schnitt nur 4,7 l/100 km im WLTP-Zyklus. Das ermöglicht mit dem 55-Liter-Tank Distanzen von über 1100 Kilometern!
Schweizer Liebling kommt später
Dank des sogenannten Multi-Mode-Automatikgetriebes fährt sich der Rafale ruhig und ist in der Stadt laut Renault bis zu 80 Prozent elektrisch unterwegs. Bei Überholmanövern oder schneller Beschleunigung macht sich der kleine Benziner dann aber akustisch schon bemerkbar und benötigt eine Sekunde, bis er die verlangte Leistung in Vortrieb umsetzt. Wer sich zudem erhofft, mit den vorhandenen Schaltwippen selbst durch die Gänge zu schalten, wird enttäuscht: Sie dienen wie bei vielen Elektrofahrzeugen lediglich zur Dosierung der Rekuperation.
Renaults Flaggschiff steht bereits bei einzelnen Händlern zum Verkauf. Offizieller Marktstart ist allerdings der 15. Juni. Das SUV-Coupe startet ab 44'300 Franken (Ausstattung Techno). Wer sich für die Topversion interessiert, ist ab 47'900 Franken dabei. Für viele Schweizer Kundinnen und Kunden dürfte es freilich erst später im Jahr interessant werden. Denn am 15. Dezember startet der Verkauf des Rafale-Topmodells mit 100 PS stärkerem Plug-in-Hybrid – und vor allem 4x4-Antrieb!