Auf einen Blick
- Carlos Tavares verlässt Stellantis sofort. Unterschiedliche Ansichten führten zur Entscheidung
- Tavares bekannt für strikte Kosteneinsparungen
- Im ersten Halbjahr 2025 soll der nächste CEO ernannt werden
Carlos Tavares (66) ist ein Titan der Automobilbranche. Fast wie kein anderer prägte er die Industrie in den vergangenen Jahren. Der wohl grösste Coup seiner Karriere gelang ihm 2021 mit der Fusion zwischen PSA-Konzerns (Peugeot-Citroën-Opel) und Fiat Chrysler Automotive (FCA), aus der mit Stellantis den zweitgrössten Autohersteller Europas mit insgesamt 14 Konzernmarken hervorging.
Tavares ist bekannt für seine knallharten Kosteneinsparungen – Modelle ohne Zukunft oder Profit wurden konsequent gestrichen oder ersetzt. Für gewisse Marken war diese strikte Politik die Rettung. Noch bei PSA übernahm Tavares 2017 Opel und rettete den deutschen Traditionshersteller vor der Versenkung. Nun ist Opel eine der 14 Stellantis-Marken, denen er ein klares Ziel gesetzt hat: Ab 2030 sollen nur noch Stromer verkauft und bis 2038 der gesamte Konzern CO₂-neutral werden.
Geteilte Meinungen
Bei Managern gilt Carlos Tavares durch seine Erfolge als Vorbild – er findet scheinbar immer einen Weg zur Profitabilität. Doch bei den Kundinnen ist die Stimmung anders. Das strenge Vorgehen bedeutet für viele Automodelle, die sich nicht gut verkaufen, das Ende. Als die Zahlen in den letzten Jahren einbrachen, drohte Tavares sogar mit der Schliessung defizitärer Marken: Traditionsunternehmen wie Alfa Romeo oder Maserati standen plötzlich auf der Abschussliste – die Fans reagierten geschockt.
Doch nach massiven Gewinneinbrüchen in Nordamerika wurde im Oktober verkündet, dass der Vertrag von Tavares nicht verlängert wird und 2026 ausläuft. Schon damals wurde über die Nachfolge gemunkelt. Jetzthat Tavares völlig unvermittelt seinen Rücktritt per sofort verkündet. In der offiziellen Pressemitteilung heisst es: «Der Erfolg von Stellantis seit der Gründung des Unternehmens beruht auf einer perfekten Abstimmung zwischen den wichtigsten Aktionären, dem Board und dem CEO. In den vergangenen Wochen ist es jedoch zu unterschiedlichen Ansichten gekommen, die zu dieser Entscheidung des Boards und des CEOs geführt haben.»
Carlos Tavares, geboren 1958, wuchs in Lissabon als Sohn einer Französischlehrerin auf und studierte an der Ecole Centrale Paris, einer der renommiertesten Ingenieurhochschulen Frankreichs. Der Portugiese arbeitete zunächst fünf Jahre bei Nissan in den USA, danach war er 32 Jahre im Topmanagement bei Renault. Ab 2014 war er Vorstandsvorsitzender von PSA, Frankreichs grösstem Autohersteller – und seit der 2021 vollzogenen Fusion mit Fiat Chrysler Automobiles FCA ist er Vorstandsvorsitzender des daraus entstandenen Riesenkonzerns Stellantis mit 14 Marken (Abarth, Alfa Romeo, Chrysler, Citroën, Dodge, DS Automobiles, Fiat, Jeep, Lancia, Maserati, Opel, Peugeot, Ram). Tavares hat drei Kinder, vier Enkelkinder, ist Winzer, Hobbyrennfahrer und sammelt Oldtimer.
Carlos Tavares, geboren 1958, wuchs in Lissabon als Sohn einer Französischlehrerin auf und studierte an der Ecole Centrale Paris, einer der renommiertesten Ingenieurhochschulen Frankreichs. Der Portugiese arbeitete zunächst fünf Jahre bei Nissan in den USA, danach war er 32 Jahre im Topmanagement bei Renault. Ab 2014 war er Vorstandsvorsitzender von PSA, Frankreichs grösstem Autohersteller – und seit der 2021 vollzogenen Fusion mit Fiat Chrysler Automobiles FCA ist er Vorstandsvorsitzender des daraus entstandenen Riesenkonzerns Stellantis mit 14 Marken (Abarth, Alfa Romeo, Chrysler, Citroën, Dodge, DS Automobiles, Fiat, Jeep, Lancia, Maserati, Opel, Peugeot, Ram). Tavares hat drei Kinder, vier Enkelkinder, ist Winzer, Hobbyrennfahrer und sammelt Oldtimer.
Übergangslösung
Offiziell scheint man sich also geeinigt zu haben. Doch der vorzeitige Austritt wirkt eher wie ein Rauswurf, der auf den anhaltenden Gewinneinbruch und fehlende Lösungen folgte. Bei welchen Themen die Meinungen auseinandergingen, wird nicht konkretisiert. Für den Stellantis-Konzern folgt nun die Mammutaufgabe, einen passenden Ersatz für Tavares zu finden.
Bis dahin übernimmt das «Interim Executive Committee» mit Verwaltungsratschef John Elkann (48) die Führung. Ein neuer CEO soll im ersten Halbjahr 2025 ernannt werden. Ein sanfter Übergang wird das sicher nicht – die Stellantis-Aktien befanden sich nach der Ankündigung des Tavares-Aus bereits im Sinkflug. Eines steht fest: Die Fussstapfen des portugiesischen Auto-Titanen sind riesig. Kandidatinnen oder Kandidaten, die sie füllen könnten, aber rar gesät.