Nur wenige Hersteller reagieren
Keyless-Systeme machen es Autodieben einfach

Über Jahre hinweg hat der deutsche Automobilclub ADAC die Keyless-Go-Systeme von Neuwagen untersucht. Krass: Fast alle der mittlerweile 500 getesteten Modelle sind für Autodiebe ganz einfach zu stehlen. Nur wenige Hersteller reagieren.
Publiziert: 25.02.2022 um 05:20 Uhr
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Aktualisiert: 11.08.2022 um 06:23 Uhr
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Die Zeiten von aufzuknackenden Autotüren sind für Diebe längst vorbei. Die Fahrzeuge müssen lediglich über ein sogenanntes Keyless-Go-System verfügen.
Foto: Ringier Auto&Mobilität
Andreas Engel

Es ist das Horrorszenario eines jeden Autofahrers: Nach dem Einkauf im Supermarkt schleppen wir die Taschen Richtung Auto. Doch wo eben noch das Vehikel stand, ist nur noch ein leerer Parkplatz vorzufinden. Ungläubig suchen wir die Reihen ab – doch weit und breit fehlt jede Spur. Haben Autodiebe zugeschlagen?

Heute ist es für Langfinger besonders einfach, ein Auto zu stehlen, wenn es über ein sogenanntes Keyless-Go-System verfügt: Dabei muss der Schlüssel nur im Hosensack mitgeführt werden, um Türen und Kofferraum zu öffnen oder zu schliessen – auf dieses Komfort-Extra verzichten heute die wenigsten Kundinnen.

Kaum Vorwissen nötig

Für Diebe ideal: Denn sie brauchen kein fundiertes Wissen zum Hacken oder Entschlüsseln von Daten, sondern nur einen frei und legal erhältlichen Reichweiten-Verlängerer, mit dem sie die Autos blitzschnell öffnen und danach wegfahren können, ohne Spuren zu hinterlassen. Solche Geräte sind für rund 100 Franken im Elektronikhandel erhältlich.

Für dieses fast perfekte Verbrechen kann sich ein Dieb mit seinem Gerät mehrere Meter neben dem Autoschlüssel befinden. Sein Komplize steht mit dem zweiten Gerät in der Nähe der Autotür – die Funksignale können dabei laut deutschem Automobilclub ADAC über Hunderte von Metern verlängert werden. Das funktioniere sogar dann, «wenn der Schlüssel im Haus liegt oder der Besitzer im Biergarten sitzt mit dem Schlüssel in der Hosentasche», erklärt der ADAC gegenüber dem Fachmagazin Auto Motor & Sport.

Foto: Blick-Grafik

Keine Einbruchspuren

Ist der Motor des überbrückten Fahrzeugs erst einmal gestartet, läuft er so lange weiter, bis der Tank oder bei E-Autos der Akku leer ist. Besonders fies: Weil keine Einbruchspuren hinterlassen werden, können die Bestohlenen sogar in den Verdacht des Versicherungsbetrugs geraten, wenn das geklaute Auto später mit leerem Tank aufgefunden wird.

Schutz gegen den Trick bieten Etuis, welche die Funkwellen der Schlüssel blockieren. Allerdings muss der Fahrer den Schlüssel dann immer aus der Tasche fummeln und anschliessend wieder wegstecken, was das Keyless-System quasi sinnlos macht. Bei vielen Fahrzeugen lässt sich die Keyless-Funktion komplett deaktivieren – auch das ist für die meisten Kunden wohl eine unbefriedigende Lösung.

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Nur wenige Autos diebstahlsicher

Deutlich besser: ein Keyless-Go-System mit Ultra-Wide-Band-Technik (UWB). UWB-Chips messen die Entfernung von Schlüssel zu Auto. Kommt ein Reichweiten-Verlängerer eines Autodiebs zum Einsatz, merkt das System, dass die Entfernung nicht mehr stimmt und hält das Auto geschlossen. Aber: Von den vom ADAC über die letzten Jahre über 500 untersuchten Fahrzeugen verfügen lediglich 24 über Keyless mit UWB-Technik!

Als erster Grossserien-Hersteller verbaut Jaguar Land Rover bei all seinen Modellen seit 2018 den sicheren Anti-Diebstahl-Schutz. Auch einige Modelle aus dem Volkswagen-Konzern – etwa Audi A3 und A5 G-Tron, Cupra Formentor, Seat Leon, Skoda Octavia und einige VW-Modelle – sind mit UWB-Technik ausgestattet. Bei allen anderen Herstellern kommt das System, wenn überhaupt, nur bei einzelnen Modellen zum Einsatz. In der kompletten Liste des ADAC können Sie überprüfen, ob ihr Auto vor dem Keyless-Diebstahl geschützt ist.

ADAC-Test: Diese 24 untersuchten Modelle verfügen über UWB-Technik

Automarke Modell Erstzulassung
AudiA307/2020
BMWiX xDrive09/2021
CupraFormentor02/2021
JaguarE-Pace D180S AWD09/2018
Jaguari-Pace04/2018
Land RoverDefender09/2021
Land RoverDiscovery03/2018
Land RoverRange Rover02/2018
Land RoverRange Rover05/2019
MercedesS50011/2020
SeatLeon02/2020
SeatLeon04/2021
SkodaEnyaq03/2021
SkodaOctavia08/2020
SkodaOctavia09/2020
VWCaddy12/2020
VWGolf 811/2019
VWGolf 807/2020
VWGolf 8 Variant10/2020
VWGolf 802/2021
VWID.307/2020
VWID.4 GTX07/2021
VWPolo09/2021

Kunden sind die Dummen

Fazit: Den Forderungen von Automobilclubs wie ADAC oder auch TCS, die Elektronik der Automodelle systematisch abzusichern, wie dies in vielen IT-Bereichen bereits Standard ist, sind die meisten Hersteller bis heute nicht nachgekommen. Wenn es tatsächlich zum Diebstahl kommt, sind die Kundinnen und Kunden die Dummen.

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