Nach 238’481 Neuimmatrikulationen vor zwei Jahren (und jeweils über 300’000 vor der Corona-Pandemie) bedeuten die 225’934 verkauften Neuwagen im abgelaufenen 2022 ein noch schlechteres Ergebnis. «Der weitere Rückgang ist vor allem auf den Mangel an Bauteilen zurückzuführen, der die Produktion und Auslieferung neuer Fahrzeuge während des gesamten Autojahres 2022 massiv beeinträchtigt hat», erklärt Christoph Wolnik von der Importeursvereinigung Auto Schweiz das unerfreuliche Ergebnis. In der zweiten Jahreshälfte habe sich die Situation zwar etwas gebessert, man sei aber vom Normalzustand noch weit entfernt. Immerhin lag der Dezember mit 24’523 Neu-Einlösungen um 0,9 Prozent höher als der Dezember 2021. Diesen Schwung hofft man nun, ins neue Jahr mitzunehmen.
Die Stimmung in der Branche ist trotz der ernüchternden Zahlen nicht so depressiv, wie man erwarten könnte. Gemäss einer Kurzumfrage ist der Auftragsbestand bei den meisten Importeuren gut und die Bestellbücher voll. Jetzt gilt es in den kommenden Monaten, die Kunden weiterhin bei Laune zu halten und die vielen bestellten Neufahrzeuge nach und nach auszuliefern.
Die Hälfte elektrifiziert
Was die Branche zudem freut: Beim Marktanteil der Fahrzeuge mit alternativen Antrieben wurde im abgelaufenen Jahr mit 50,8 Prozent ein neuer Rekord erzielt. Trotz der drohenden Energiekrise war jeder zweite in den letzten zwölf Monaten frisch immatrikulierte Neuwagen elektrifiziert – entweder als Voll-, Mild- und Plug-in-Hybrid oder rein elektrisch. «Die Schweizer Neuwagenflotte wird damit stetig klimafreundlicher», stellt Christoph Wolnik fest.
Tesla, Kia und Dacia top
Schauen wir etwas genauer in die Zulassungsstatistiken, stellen wir fest, dass es trotz der bescheidenen Gesamtabsatzzahlen durchaus Gewinner gibt, die teils markant zulegen konnten. In der Schweiz schon fast abonniert auf Erfolg ist Tesla. Die junge US-Elektromarke vermochte vor allem dank des in unserem Land am meisten verkauften Model Y um beachtliche 34,4 Prozent zuzulegen, hält nun neu 3,9 Prozent Marktanteil und liegt damit auf Rang 9 in der Schweizer Markenhitparade. Ebenfalls markant zulegen konnte die koreanische Hyundai-Schwester Kia mit einem Plus von 25,6 Prozent gegenüber Vorjahr sowie die Renault-Tochter Dacia mit einem Plus von 23,3 Prozent.
Volvo und Renault flop
Lief es 2022 Tochter Dacia mit ihren preisgünstigen Neuwagen in der Schweiz wie geschmiert, tat sich Mutter Renault dagegen schwer. Die Franzosen immatrikulierten im abgelaufenen Jahr nur gerade 208 Neuwagen mehr als Dacia, was einen Rückgang um 14,2 Prozent gegenüber 2021 bedeutet. «Wir hatten 2022 mit Ausnahme des Megane Electric und des Austral weniger Neuheiten als in anderen Jahren», gibt Renault-Sprecher Marc Utzinger zu. Fürs neue Jahr ist er aber zuversichtlich: «2023 werden wir mit einem regelrechten Neuheiten-Feuerwerk auftrumpfen.» Mit einem Rückgang um 27,7 Prozent traf es Volvo noch härter. Mit noch 5731 neu zugelassenen Fahrzeugen im letzten Jahr wäre die Marke gar fast aus den Top 15 gefallen. Wie bei Renault gilt auch bei Volvo: Von den Schweden kam im letzten Jahr kaum Neues auf den Markt.
Audi holt bei den Premium-Marken auf
Beim prestigeträchtigen Rennen der deutschen Premium-Marken um Marktanteile in der Schweiz vermochte Audi mit einem Plus von 6,0 Prozent gegenüber Mercedes (–10,6 Prozent) und BMW (–6,0 Prozent) wieder deutlich aufzuholen. Allerdings schon erstaunlich, dass sich die drei hochpreisigen Marken selbst 2022 wieder auf den Rängen 2, 3 und 4 der Schweizer Neuwagen-Markenhitparade behaupten konnten. Es macht ganz den Anschein, als ob Frau und Herr Schweizer selbst in Krisenjahren mit steigenden Lebenshaltungskosten und Energiepreisen nicht auf automobilen Luxus verzichten möchten.