Kürzlich verkündete Skoda-Chef Thomas Schäfer (51) seine Strategie bis 2030. Ein zentraler Punkt: Skoda will nicht mehr um jeden Preis die Premium-Karte spielen und damit VW konkurrenzieren, sondern zurück zu den Wurzeln. Heisst: Erschwingliche Autos, die vielleicht nicht immer den letzten Schrei der Technik bieten, aber dennoch alle Mobilitätsbedürfnisse abdecken.
Freilich dürfte dieser Kurswechsel nicht so leicht umzusetzen sein. Die beliebten Skoda-Modelle wie Octavia oder Superb sind im Grunde VWs in anderem Kleid – aber zu attraktiveren Preisen. Mittlerweile hat sich die verwöhnte Skoda-Kundschaft ans Premium-Ambiente der Modelle aus Mladá Boleslav gewöhnt. Da würde sie ein Rückschritt ins Zeitalter des Hartplastiks vermutlich nicht goutieren. Andererseits muss auch klar sein, dass man für 14’000 Franken keine Klimaautomatik oder Leder-Ausstattung erwarten darf.
Preiswert darf nicht billig bedeuten
Die Frage lautet daher: Wie will Skoda diesen Spagat schaffen? Viele Antworten darauf finden wir im Skoda Kushaq. Mit dem kompakten Crossover wollen die Tschechen noch in diesem Jahr den indischen Markt erobern. Keine einfache Aufgabe, weil auch in Indien mit harten Bandagen um Marktanteile gekämpft wird. Preiswert darf nicht billig bedeuten – genau wie in Europa.
Gehen wir von einem Preisfenster zwischen 14’000 und 23’000 Franken aus. So viel kostet auch ein Einstiegs-Fabia. Schon äusserlich gefällt uns der Kushaq, dessen Namen in der alten indischen Sprache Sanskrit König oder Herrscher bedeutet. Passend zur robusten Optik mit breitem Kühlergrill gibts einen angedeuteten Unterbodenschutz und schwarze Applikationen an den Radkästen. Wir sind uns sicher: Der würde auch auf unseren Strassen eine gute Figur abgeben – und keineswegs billig wirken.
Modernes Interieur
Das gilt auch fürs Interieur. Mit dem zehn Zoll grossen Touchscreen wirkt das Ambiente modern. Den Rotstift beim Budget erkennt man höchstens an der klassisch-mechanischen Handbremse statt der elektromechanischen – für manche sogar ein Vorteil. Die Innenraum-Verkleidungen sind natürlich nicht unterschäumt, aber die genarbten Oberflächen und die Klavierlackapplikationen lassen trotz Prototypenstadium keinen Billigheimer-Eindruck aufkommen.
Beim Platzangebot ist der 4,23 Meter lange Kushaq dank seinem Radstand von 2,65 Metern weit vorne dabei. Für beste Kopffreiheit integrierten die Designer extra Ausbuchtungen in den Dachhimmel. Der Kofferraum ist mit 385 bis 1405 Litern ordentlich dimensioniert. Dazu kommen viele praktische und übers ganze Fahrzeug verteilte Ablagen.
Bewährte Technik
Technische Basis für den Kushaq, den es mit zwei Turbobenzinern (115 und 150 PS) gibt, ist die speziell für den indischen Markt angepasste Version des Modularen Querbaukastens MQB-A0-IN. Klar könnte die Lenkung etwas direkter sein. Aber wir fahren einen Prototyp, der bis zum Serienstart noch verbessert wird. Das Fahrwerk bietet 15,5 Zentimeter Bodenfreiheit und ist komfortabel abgestimmt – bei der Qualität mancher indischer Strasse eine gute Entscheidung.
Allerdings fragen wir uns nach dieser Prototypenfahrt: Warum wird der Kushaq nur in Indien und nicht auch bei uns angeboten? Markus Kohler (55), Brand Director Skoda Schweiz, erklärts: «Der Kushaq ist das erste Serienfahrzeug im Rahmen des Projekts India 2.0, das gezielt für den indischen Markt entwickelt und auch dort gefertigt wird. Er bietet einige Highlights, die extra für die indische Kundschaft konzipiert wurden – etwa die Ablage auf dem Armaturenbrett für die Glücksbringer der Fahrer. Für Europa und die Schweiz haben wir mit dem aktuellen Kamiq allerdings ein Modell mit ähnlichen Dimensionen und vielseitigen Ausstattungsvarianten, das die Nachfrage unserer Kunden bestens erfüllt. Deshalb ist ein Verkauf des Kushaq bei uns nicht geplant.»