Da muss ein besonders kreatives Marketingteam am Werk gewesen sein: Beim neuen Range Rover Sport heisst die graue Lackierung nicht simpel «Grey», sondern «Eiger Grey». Da denken nicht nur Schweizerinnen und Schweizer an den 3967 Meter hohen Fels im Berner Oberland. Die markante Nordwand, die unter waghalsigen Kletterern schon viele Todesopfer forderte, kennt man leider auch unter dem Namen «Mordwand». Weniger dramatisch, aber ebenfalls aus der Natur abgeleitet ist der Begriff «Fireplace» (Feuerstelle) für die Fläche unter der scheinbar schwebenden Mittelkonsole.
Feuer soll der dynamische Edelbrite ab Ende Sommer vor allem der deutschen Konkurrenz machen. «Wir haben uns am BMW X5 orientiert», gibt Chef-Ingenieur Erol Mustafa zu und stellt zufrieden fest: «Der neue Range Rover Sport ist deutlich dynamischer als der bisherige.»
Da wankt nichts
Und Dynamik braucht er, will er punkto Agilität mit Porsche und BMW mithalten. Der neue, 4,94 Meter lange Range Rover Sport basiert auf der MLA-Flex-Plattform und hat eine um 35 Prozent verwindungssteifere Karosserie als bisher. Dazu kommen ein optionales Sperrdifferenzial an der Hinterachse, ein neu abgestimmter Allradantrieb, Torque Vectoring per Bremseingriff und eine aktive 48-Volt-Wankstabilisierung – ähnlich wie der Bentley Bentayga. «Nur, dass unsere Elektromotoren mehr Drehmoment haben», bemerkt Mustafa lächelnd. Um genau zu sein sind es 1400 Nm, dadurch können die elektrisch angesteuerten Querstabilisatoren noch schneller agieren.
Tests auf der Rennstrecke
Beim Fahrwerk setzen die Briten auf eine Zweikammer-Luftfederung mit adaptiven Bilstein-Dämpfern. Zum Vergleich: Beim Luxusbruder Range Rover sind Einkammer-Luftfedern verbaut. Damit diese Dynamik-Bauteile aber auch tatsächlich den gewünschten Effekt bringen, jagten die Ingenieure den 2,3 Tonnen schweren Range Rover Sport etliche Runden über die Nürburgring-Nordschleife. Eine Hinterachslenkung, bei der die Räder mit bis zu 7,3 Grad einschlagen, hilft beim Rangieren genauso wie die 360-Grad-Kamera.
Bei aller Sportlichkeit bleibt ein Range aber immer noch ein Rover. Also muss er auch abseits befestigter Strassen funktionieren. Wie der Name schon sagt, ist die «Adaptive Off-Road-Cruise-Control» ein adaptiver Tempomat, wenn es über Stock und Stein geht. Je nach Geländebeschaffenheit stehen vier Fahrprogramme zur Wahl, das System übernimmt den Rest und der Pilot muss nur noch lenken.
Nachhaltig reduziert
Im Interieur vollzogen die Designer Reduktion und Nachhaltigkeit. Auf Wunsch sind die Sitze aus recycelten Materialien und im Cockpit gibts weniger Knöpfe als bisher. Im Zentrum der neusten Version des Infotainment-Systems steht der 13,1-Zoll-Touchscreen mit Bedienelementen, die wie bei Audi ein haptisches Feedback geben, wenn man sie berührt und eine Aktion initiiert.
Die Lautsprecher des Soundsystems sind hinter schalldurchlässigem Stoffbezug versteckt und damit unsichtbar. «Der Klang wird nicht beeinträchtigt», verspricht Siobhan Hughes, die für die Materialwahl zuständig war. Die virtuellen Instrumente werden hinter dem Lenkrad auf einem 13,7 Zoll grossen Monitor dargestellt.
Wuchtige Preise
Für den neuen Range Rover Sport steht eine Palette leistungsstarker und effizienter Antriebe bereit. Aus dem Angebot verschwunden sind die Vierzylinderaggregate. Zur Wahl stehen dafür Sechszylinder-Plug-in-Hybride mit 440 bis 510 PS und bis zu 113 Kilometer elektrischer Reichweite, Mildhybrid-Sechszylinder-Diesel mit 249 bis 350 PS sowie ein Sechszylinder-Benziner mit 400 PS und ein neuer 4,4-Liter-V8-Twinturbo mit 530 PS.
Ab 2024 wird Land Rover dann auch einen vollelektrischen Range Rover Sport anbieten. Die Einstiegsvariante D250 startet ab stattlichen 112’100 Franken. Dafür gibts aber eine Feuerstelle im Cockpit und auf Wunsch Eiger-Grey-Lackierung.