Neuer Chef, neue Strategie, neue Modelle
Nissans steiniger Weg aus der Krise

Nissan bläst ein scharfer Wind entgegen. Die Verkäufe sind schlecht, die Kooperation mit Honda ist gescheitert. Dennoch baut der neue CEO Ivan Espinosa fleissig an der Zukunft. So feiert der Nissan Micra ein Comeback – rein elektrisch, mit Technik des Renault 5.
Publiziert: 06.04.2025 um 06:18 Uhr
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Nissan stellt sich (wieder mal) neu auf und will noch in diesem Jahr drei neue Modelle für die europäischen Märkte lancieren.
Foto: ZVG.

Darum gehts

  • Nissan-Chef Ivan Espinosa plant Neuausrichtung für bessere Marktposition
  • Fokus auf elektrifizierte Modelle und Expansion in China
  • Drei neue elektrifizierte Modelle für Europa noch in diesem Jahr
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Ivan Espinosa (46) hat es momentan nicht leicht. Der einstige oberste Produktplaner hat diese Woche den Chefposten bei Nissan übernommen. Eigentlich ein logischer Schritt, weil sich der japanische Autobauer neu aufstellen will, um künftig nicht zum reinen Nischen-Hersteller abzudriften. Die Ausgangslage zum Amtsantritt des Mexikaners ist jedoch diffizil: Die Geschäfte laufen alles andere als rund, das Verhältnis zum Allianz-Partner Renault war auch schon besser – und zu allem Übel sind die Kooperationsgespräche mit Honda definitiv gescheitert. Der Hersteller aus dem japanischen Yokohama muss sich also neu orientieren.

Und die Zeit drängt. Beim immer härter werdenden Wettbewerb und bei gleichzeitig schrumpfenden Märkten muss das Ruder schnell herumgerissen werden, sonst wird die finanzielle Luft für Nissan dünn. Für eine schnelle Wende hat der neue Firmenchef ein Massnahmenpaket geschnürt: An oberster Stelle stehen dabei die Produkte und das Ausrollen der Modellpalette auf die jeweiligen Regionen. «Wir sind zu langsam und haben in wichtigen Märkten entscheidende Trends verpasst», analysiert Espinosa nüchtern. Damit sich das ändert, sollen die richtigen Fahrzeuge für die jeweiligen Märkte gebaut werden – und so für Umsatz sorgen. Konzentration aufs Wesentliche lautet die Maxime. Der Kunde bekommt das Auto, das er will, mit dem Antrieb, den er bevorzugt. Eine Antriebs-Monokultur führt in eine Sackgasse, haben auch die Nissan-Manager erkannt.

Drei neue Modelle in diesem Jahr

In Europa bringt Nissan noch in diesem Jahr drei elektrifizierte Modelle auf den Markt. Dabei feiert der kleine Micra als Stromer ein Comeback und ist auf den ersten Blick als Verwandter des Renault R5 E-Tech zu erkennen. Kein Wunder. Er teilt sich auch die Technik mit dem kleinen Franzosen, was bestimmt kein Nachteil ist. Ebenso spannend wie der neue Micra ist die Neuauflage des rein elektrischen Nissan Leaf, der auf der CMF-EV-Plattform basiert. Die dritte Generation hat sich inzwischen zum Crossover mit grossen 19-Zoll-Rädern entwickelt. Dank verbesserter Aerodynamik und Effizienz soll die Neuauflage des einstigen Elektro-Pioniers mit einer Batterieladung deutlich weiter kommen als der aktuelle Leaf. Sein Interieur bietet viel Platz und folgt mit zwei grossen Bildschirmen dem Hyundai-Vorbild. Das grosse Panorama-Glasdach sorgt für angenehme Lichtverhältnisse.

Und die dritte Neuheit für Europa ist die neue Generation der Cashcow Qashqai, die mit einer Weiterentwicklung des hybriden e-Power-Systems an den Start geht. Der serielle Hybrid, bei dem ein Benziner den Strom für den elektrischen Antrieb produziert, soll den Verbrauch noch weiter reduzieren – vor allem auf der Autobahn. Auch der Nissan Juke dürfte für 2026 überarbeitet werden – und glaubt man Insidern punkto Styling und Extravaganz die früheren Modelle gar noch übertreffen.

Aber nicht nur in Europa hat Nissan Aufholbedarf, sondern auch auf dem weltgrössten Markt China. Den Anschluss an die Konkurrenz dort wollen die Japaner mit der neuen vollelektrischen N7-Limousine finden, die noch dieses Jahr in China auf den Markt kommen wird. Für weiteren Drive im Reich der Mitte intensiviert Nissan zudem das Joint Venture mit Dongfeng, um so China auch als Exportplattform für Nissan-Modelle zu nutzen.

Doch all das ändert nichts an der Tatsache, dass Nissan weiterhin radikal sparen muss. Und das geht weit über den Abbau von weiteren Arbeitsplätzen hinaus. Das gesamte Unternehmen muss künftig deutlich effizienter agieren. Das betrifft zum Beispiel auch die Beschleunigung der Entwicklungsprozesse. Zudem will sich Nissan nicht mehr verzetteln, sondern sich nur noch auf die wichtigsten Kernkompetenzen konzentrieren.

Autonomes Fahren und Feststoffakkus

Und dazu zählen die Japaner offenbar das autonome Fahren der Stufe 4 und die Weiterentwicklung und Erprobung von Feststoffbatterien auf öffentlichen Strassen. Beides sind äusserst ambitionierte Ziele, deren Verwirklichung Nissan viel Geld kosten wird – und daher nicht unbedingt zum neu verordneten Sparkurs passt. Nicht einfach so haben andere Autohersteller wie Volkswagen oder Ford das Thema Robo-Fahren längst zurückgestellt – zu teuer, zu komplex, zu langwierig. Und auch die Entwicklung der Feststoffbatterie bindet Ressourcen – finanzielle und personelle, die Nissan auf anderen Gebieten wohl gut brauchen könnte.

Schon am ersten Tag gibt Nissan-CEO Espinosa Vollgas

Gleich bei seinem Stellenantritt sorgt der neue Nissan-CEO Ivan Espinosa für Schlagzeilen. So kündigte er, gemeinsam mit Renault-CEO Luca de Meo, folgende neue, strategische Entscheidungen an. Nissan tritt in Indien seine 51-prozentige Beteiligung an der Renault Nissan Automotive India Private Ltd an Renault ab, will aber weiter auf dem indischen Markt präsent bleiben. Und diese Präsenz gar verstärken, in dem die Japaner Renault mit der Entwicklung und Produktion eines von Nissan entworfenen Derivats des neuen, elektrischen Renault Twingo beauftragen. Als dritter Schritt wird Nissan von seiner finanziellen Verpflichtung entbunden, weiterhin ins Softwareunternehmen Ampere der Renault-Gruppe investieren zu müssen. Ein Entscheid, der dem neuen Nissan-CEO und seinen Ideen helfen dürfte.

Gleich bei seinem Stellenantritt sorgt der neue Nissan-CEO Ivan Espinosa für Schlagzeilen. So kündigte er, gemeinsam mit Renault-CEO Luca de Meo, folgende neue, strategische Entscheidungen an. Nissan tritt in Indien seine 51-prozentige Beteiligung an der Renault Nissan Automotive India Private Ltd an Renault ab, will aber weiter auf dem indischen Markt präsent bleiben. Und diese Präsenz gar verstärken, in dem die Japaner Renault mit der Entwicklung und Produktion eines von Nissan entworfenen Derivats des neuen, elektrischen Renault Twingo beauftragen. Als dritter Schritt wird Nissan von seiner finanziellen Verpflichtung entbunden, weiterhin ins Softwareunternehmen Ampere der Renault-Gruppe investieren zu müssen. Ein Entscheid, der dem neuen Nissan-CEO und seinen Ideen helfen dürfte.

Dennoch halten die Japaner an beiden Projekten fest. Und haben sich dazu langfristig mit Partnern wie Mobileye, dem führenden israelischen Unternehmen für autonome Fahrtechnologie, zusammengetan. Ähnliches gilt zudem auch für das zukunftsträchtige Software Defined Vehicle (SDV), also einem Software-definierten Auto mit getrennter Soft- und Hardware auf den einzelnen Steuergeräten. In einem ersten Schritt zeigt Nissan 2026 eine Evolutionsstufe der CCS-Plattform (Connected Car Services), bei der künstliche Intelligenz ebenso integriert ist wie Features on demand. Nissans Zukunft ist also bereits vorgezeichnet: In der nächsten Ausbaustufe soll die Architektur dann zu einer offenen Plattform mutieren, an der sich auch Drittanbieter beteiligen können. Und diese sollen dann wiederum Geld in die Kassen des Autobauers spülen – wenn Nissan bis dann noch Atem hat.

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