Morgen eröffnet die Automesse IAA in München
Der Druck ist riesengross

Die Erwartungen an die Internationale Automobil Ausstellung IAA sind grösser denn je. Trotz aktuell (noch) guter Erträge steht die europäische Autoindustrie arg unter Zugzwang. Die IAA in München soll jetzt einen Stimmungswandel zum Guten bringen.
Publiziert: 03.09.2023 um 00:19 Uhr
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Gespannt wartet morgen alles auf die Eröffnung der IAA 2023.
Foto: Daimler AG
Stefan Grundhoff und Raoul Schwinnen

Nach den zuletzt faden Messen und einiger lokaler Querelen zog die Internationale Automobil Ausstellung IAA vor zwei Jahren erstmals von Frankfurt (D) nach München (D) um. Dies, obwohl sich München nicht gerade um die Automesse gerissen hatte. Denn die grün-rote Stadtregierung würde Autos lieber aus der Innenstadt verdrängen, als der Branche Asyl bieten. 

Die erste Münchner IAA im Herbst 2021 zeigte denn auch zwei höchst unterschiedliche Gesichter. Auf dem Messegelände ausserhalb der Stadt war in leeren Ausstellungshallen tote Hose. Viele namhafte Autohersteller waren erst gar nicht gekommen und die Zahl der gezeigten Neuheiten war überschaubar. Ein völlig anderes Bild bot dagegen die Münchner Innenstadt: Trotz damals noch präsenter Pandemie und Maskenpflicht herrschte auf den sogenannten Open-Spaces in der City eine tolle Stimmung. Münchner und Touristen feierten bei prächtigem Spätsommerwetter ausgelassen und liessen sich von Ausstellern in die Technik der Zukunft entführen.

Störaktion von Klimaklebern?

Bei der zweiten Münchner IAA, die morgen Montag, 4. September für die Presse startet (Publikumstage: 5. bis 10. September), könnte es wieder in die gleiche Richtung gehen. Trotz der Entscheidung der Veranstalter, die IAA von einer reinen Auto- zu einer Mobilitätsmesse auszubauen, dürfte sich das Hauptinteresse des Publikums erneut statt auf die Ausstellungshallen auf die Münchner Innenstadt konzentrieren. Vorausgesetzt, die dortigen Veranstaltungsorte werden von Umweltaktivisten nicht zur nicht betretbaren Sperrzone gemacht.

Wie schon bei der letzten IAA vor zwei Jahren gehts auch bei der diesjährigen Auflage im Vorfeld weniger um die wichtigsten Fahrzeug-Neuheiten als vielmehr um die Themen Klimakleber, Halbleiter- und Produktionskrise, die noch längst nicht ausgestanden scheint, und um die generell schlechte Stimmung in der Autobranche. Gegen diesen Trend stemmt sich zwar der IAA-Veranstalter VDA (Verband der Automobilindustrie) mit allen Kräften – und die Hersteller mit vielen Elektroneuheiten. Dennoch scheint klar: Wird die IAA 2023 kein Erfolg, könnte es die letzte Messe ihrer Art in Deutschland gewesen sein.

Wieder fehlen namhafte Automarken

Und so wollen vor allem die grossen deutschen Autohersteller wie VW, Mercedes oder BMW auf «ihrer» IAA Stärke demonstrieren und mit neuen Produkten und Innovationen Lust auf die Mobilität von morgen wecken. Doch selbst aus dem VW-Konzern fehlen beim Heimspiel in Deutschland populäre Marken wie Skoda, Seat, Bentley oder Lamborghini. Aus dem mächtigen Stellantis-Gebilde ist nur gerade der deutsche Ableger Opel in München vertreten. Und die Stellantis-Marken Fiat, Alfa, Citroën, Peugeot und Jeep glänzen durch Abwesenheit bei der einstigen Leitmesse.

Die positive Überraschung ist dagegen, dass neben Renault auch Tesla in den Messehallen in München präsent sein wird. Vielleicht betrachtet Tesla-Boss Elon Musk (52) nach der Eröffnung seiner Gigafactory bei Berlin einen Messeauftritt in Deutschland auch als kleines Heimspiel – oder er kann sich mit zunehmender Konkurrenz nicht mehr ganz ohne konventionelle Auftritte und Werbung auskommen.

Die Zulieferer sind alle da

Apropos Konkurrenz: Während junge und hippe Marken wie Rimac, Smart oder Lucid vorrangig auf Ausstellungsflächen in der Innenstadt setzen, bleiben die renommierten Hersteller aus Japan und Korea der IAA komplett fern. Mazda, Nissan, Mitsubishi, Toyota, aber auch Hyundai, Kia und Genesis werden alle nicht in München zu sehen sein. Dafür haben ganz kurzfristig noch einige Hersteller aus China wie BYD oder Ypeng zugesagt. Interessant: Auch wenn viele Automarken die IAA wieder schwänzen, die Zulieferer-Industrie ist dagegen praktisch lückenlos vertreten. Namen wie Magna, CATL, Bosch, Brose, Conti, Mahle, Mobil, Denso oder ZF sind alle da.

IAA-Premiere: VW Passat nur noch als Kombi

Der neue VW-Passat zählt an der morgen beginnenden IAA in München zu den grossen Stars. Die grösste Überraschung gleich vorweg: In der neunten Generation gibts den Passat nur noch als Kombi. Gegenüber dem aktuellen Modell legt er um 14,4 Zentimeter zu und ist neu stattliche 4,92 Meter lang. Dank fünf Zentimetern mehr Radstand gibts hinten mehr Beinfreiheit für die Passagiere sowie 40 bzw. 140 Liter mehr Platz im Kofferraum (690 bis 1920 l).

Die Antriebspalette ist breit: So wird es den Passat als Plug-in-Hybrid-Variante mit 204 und 272 PS Systemleistung geben. Dank grösserem Akku steigt die rein elektrische Reichweite von bisher 61 auf rund 100 Kilometer. Auch das Ladetempo steigt von 3,6 kW auf angemessene 11 kW. Die Gesamtreichweite erhöht sich dank der neuesten Ausbaustufe des 1,5-Liter-TFSi-Turbobenziners auf über 1000 Kilometer. Der neue Passat wird aber auch als Mildhybrid (150 PS), als reiner Benziner (265 PS) und als Diesel in drei Leistungsstufen (122, 150, 193 PS) und optional mit 4x4 angeboten. Er startet im Februar 2024 ab schätzungsweise 45’000 Franken.

Den neuen VW Passat wird es nur noch als Kombi geben. Er startet im Februar 2024.
zvg.

Der neue VW-Passat zählt an der morgen beginnenden IAA in München zu den grossen Stars. Die grösste Überraschung gleich vorweg: In der neunten Generation gibts den Passat nur noch als Kombi. Gegenüber dem aktuellen Modell legt er um 14,4 Zentimeter zu und ist neu stattliche 4,92 Meter lang. Dank fünf Zentimetern mehr Radstand gibts hinten mehr Beinfreiheit für die Passagiere sowie 40 bzw. 140 Liter mehr Platz im Kofferraum (690 bis 1920 l).

Die Antriebspalette ist breit: So wird es den Passat als Plug-in-Hybrid-Variante mit 204 und 272 PS Systemleistung geben. Dank grösserem Akku steigt die rein elektrische Reichweite von bisher 61 auf rund 100 Kilometer. Auch das Ladetempo steigt von 3,6 kW auf angemessene 11 kW. Die Gesamtreichweite erhöht sich dank der neuesten Ausbaustufe des 1,5-Liter-TFSi-Turbobenziners auf über 1000 Kilometer. Der neue Passat wird aber auch als Mildhybrid (150 PS), als reiner Benziner (265 PS) und als Diesel in drei Leistungsstufen (122, 150, 193 PS) und optional mit 4x4 angeboten. Er startet im Februar 2024 ab schätzungsweise 45’000 Franken.

Und was Weltpremieren und automobile Neuheiten angeht, halten sich die meisten Firmen so kurz vor dem Start der Messe noch bedeckt. Einzig Opel hat seine Studie Experimental bereits im Vorfeld der IAA enthüllt. BMW und Mercedes dürften mit ihren elektrischen Zukunftsstudien bis morgen an der Messe warten. Von Mini weiss man, dass die BMW-Tochter die neue Generation des Cooper und des Countryman zeigen wird, während VW die Neuauflage des Passat und den überarbeiteten Elektro-Crossover ID. 4 präsentiert und Audi endlich den lange erwarteten Q6 E-Tron enthüllt.

Doch ob das alles reicht, um der einst wichtigsten Autoausstellung der Welt wieder zum alten Glanz und Renommee zu verhelfen? Wir wagen es zu bezweifeln.

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