Die Sonne über dem Kopf, den Blitz im Rücken. Diese aussergewöhnliche Kombination bietet der neueste Wurf von Lamborghini: der Sián Roadster. Letztes Jahr hat Lamborghini seinen Hybrid-Supersportler vorgestellt, dessen Elektromotor für den Blitz (die Bedeutung von Sián im Dialekt Bolognas) im Rücken sorgt. Nun haben ihm die Italiener das Dach abgenommen, wodurch die Sonne hereinkommt.
An der Technik des Supersportlers ändert sich nichts. Der stärkste V12 der Lamborghini-Geschichte mit 785 PS (577 kW) liefert die Hauptantriebskraft. Dabei unterstützt ein im Getriebe integrierter Elektromotor mit 25 kW (34 PS) den Saugmotor. Das ergibt die Systemleistung von sagenhaften 819 PS (602 kW)! Mit all der Power jagt der Roadster in 2,9 Sekunden auf Tempo 100 – erst bei 350 km/h ist Schluss. Das ist 0,1 Sekunden langsamer als beim Coupé, bei gleich viel Topspeed.
Wo kommt der Strom her?
Statt eines Akkus hat Lamborghini in seinem Hybrid-Supersportler einen Superkondensator (Super Caps genannt) verbaut. Deshalb kann er zwar nicht mehrere Kilometer rein elektrisch fahren, sondern nur rangieren. Dafür sind die Super Caps aber deutlich leichter als eine Batterie. So ist das Hybridmodul des Sián, bestehend aus dem Kondensator und dem E-Motor, nur 34 Kilo schwer. Ausserdem ermöglicht der Kondensator eine ausgewogene Gewichtsverteilung zwischen Vorder- und Hinterachse.
Das Konzept der Super Caps stammt aus dem Rennsport. Diese Energiespeicher haben die zehnfache Speicherkapazität einer Lithium-Ionen-Batterie. Sie werden vor allem dann eingesetzt, wenn der Strom extrem schnell abgegeben werden muss. Ebenso flott laden sie sich wieder auf. Schnell raus, schnell rein, heisst die Devise. Dafür hat Lamborghini ein Rekuperations-System entwickelt, das den Super-Kondensator bei jedem Bremsvorgang mit Energie vollpumpt. Dieser Boost steht bis zu einer Geschwindigkeit von 130 km/h fast immer zur Verfügung.
Wo ist das Dach hin?
Laut Lamborghini verliert der offene Sián ohne Dach nichts von der aerodynamischen Effizienz des Coupés. Ansonsten bleibt das Dach aber ein Mysterium. Bei einem Roadster interessiert normalerweise, ob es sich um ein Stoffverdeck oder Hardtop handelt. Lässt es sich manuell oder elektrisch öffnen? Wie lange dauert der Vorgang? Doch Lamborghini schweigt. Abgesehen von der aerodynamischen Effizienz verliert die Marke mit dem Stier im Logo kein Wort über das Verdeck. Vielleicht lässt es sich gar nicht schliessen? Der klassische Roadster zumindest hatte meist nur ein Notverdeck.
Der Sián hat aktive Kühlflügel am Heck, die auf die Temperaturen der Abgasanlage reagieren. Design und Innenraum sind identisch mit der geschlossenen Variante. Zum Preis äussert sich Lamborghini noch nicht. Im Netz kursieren aber schon Gerüchte von drei Millionen Euro. Das entspricht umgerechnet rund 3,2 Millionen Franken. So kostet dasselbe Auto, einfach ohne Dach, 700'000 Franken mehr als das Coupé. Aber Lambo-Kunden lässt das kalt: Alle 19 Exemplare sind bereits verkauft.